Von Menschen, die in Heimen helfen wollen, aber nicht können

27. Januar 2021

Vor rund zwei Wochen haben der Landkreis Mecklenburgische Seenplatte und die Arbeitagentur gemeinsam einen Aufruf veröffentlicht, in dem sie um Hilfe für das Personal in den Alten- und Pflegeheimen bitten. Begründet wurde das unter anderem damit, dass durch die Teststationen in den Eingangsbereichen Pflegepersonal gebunden werde, das an anderer Stelle fehle. Selbst eine Entlohnung wurde dafür in Aussicht gestellt. Doch die Not scheint in den Heimen des Kreises nicht so groß zu sein. Das muss man jedenfalls annehmen, wenn man die Berichte von „Wir sind Müritzer“-Lesern hört, die sich daraufhin unter der angegebenen Hotline-Nummer gemeldet haben. Von „Wir wissen von nichts“ bis „In Thüringen wird Hilfe gebraucht“ war alles dabei.

Und das war seinerzeit im Aufruf zu lesen: „Zusätzliche Hände, aufmerksame und freundliche Helfer werden auch bei vielen täglichen Aufgaben gebraucht. So im Eingangsbereich, bei der Essenverteilung, beim Betten machen, beim Zuhören. Damit würden die Mitarbeiter der Heime deutlich entlastet, die die pflegerischen Leistungen auszuführen haben”, so Thomas Müller, Leiter des Verwaltungsstabs und 2. Stellvertretender Landrat des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte. Dazu die Service-Hotline 0800 4 555520, bei der sich Interessierte melden sollten.

Haben auch etliche gemacht. Und waren teilweise regelrecht schockiert. „Als ich dort angerufen habe, wurde mir gesagt, dass man von diesem Aufruf nichts wisse. Man wolle aber mal nachfragen und sich melden“, erzählt eine Röbelerin. Auf den Rückruf wartet sie noch heute.

Ähnlich erging es einer 57 Jahre alten Warenerin. Auch sie meldete sich gleich nach Veröffentlichung des Aufrufes auf „Wir sind Müritzer“ unter der Hotline-Nummer. Wie sie uns berichtet, wurden lediglich ihr Name und ihre Telefonnummer aufgenommen, und zwar mit der Bemerkung: „Wir melden uns.“ „Ich habe mich schon gewundert, dass man nicht einmal gefragt hat, welche Qualifikation ich habe oder ähnliche Dinge“, berichtet die Warenerin, die etwa 14 Tage lang brav gewartet hat.

Gestern nun wollte sie nachfragen, was denn Sache ist und wurde von der Arbeitsagentur an eine andere 0800-Nummer verwiesen. Dort zeigte man sich ganz überrascht und erklärte ihr dann, dass man derzeit lediglich von zwei Heimen in Thüringen wisse, die Unterstützung benötigen.

„Ich bin ja aus allen Wolken gefallen. Ich wollte gerne helfen, hätte ja auch beim Austeilen von Essen unterstützen oder einfach mal ein bisschen Zeit mit den Bewohnern verbringen können. Ich wollte nicht einmal Geld für meine Arbeit“, erzählt die Müritzerin enttäuscht und kann sich nicht vorstellen, dass in den Heimen an der Müritz wirklich keine Hilfe benötigt wird.

„Wir sind Müritzer“ hat gestern in einigen Heimen der Region nachgefragt und stieß auf ganz viel Unverständnis. „Wir könnte jede helfende Hand sehr gut gebrauchen“, hieß es von allen befragten Mitarbeitern der Heime. Dass Menschen, die freiwillig helfen wollen, so abgefertigt werden, kann man in den Müritzer Heimen absolut nicht verstehen.


6 Antworten zu “Von Menschen, die in Heimen helfen wollen, aber nicht können”

  1. EinWarener sagt:

    Das ist leider nichts Neues, sobald jemand vom Amt (zusätzliche) oder überhaupt Arbeit droht, Kopf einziehen.
    Entscheidungen treffen Fehlanzeige
    Initative zeigen Fehlanzeige.
    Wenn so in der freien Wirtschaft, die solche Agenturarbeiter gerade jetzt mit ernährt gearbeitet werden sollte na dann ,,Gute Nacht“

    • Susi sagt:

      Genau das Gefühl habe ich auch! Warte auch bis heute auf den angekündigten Rückruf. Das kann sich in der freien Wirtschaft keiner leisten. Sie brauchen sich nicht wundern über ihren Ruf, den sie haben. Schade.

  2. Marion Müller sagt:

    Hallo,
    auch ich habe mich auf den Aufruf hin gleich gemeldet und es wurde lediglich Name, Wohnort und Telefonnummer abgefragt.
    Auf meine Frage hin hieß es, alles Weitere würde vom Arbeitsamt Neubrandenburg geregelt und es hätten sich schon etwa 50 Personen gemeldet.

    Das man nun so Garnichts mehr hört fand ich schon erstaunlich.

    • Marion Müller sagt:

      Übrigens habe ich gerade gesehen, daß der gleiche Aufruf heute nochmal im Kreisanzeiger „Mecklenburgische Seenplatte“ steht, Seite 10.????

  3. East West sagt:

    Da kann man nur noch mit dem Kopf schütteln. Aber vielleicht, soll man manche Sachen nicht sehen, was sich dort so abspielt.

  4. Petra sagt:

    Ich weiß von einem Heimleiter in MV, der BW-Helfer beantragt hat, daß dies mehr Aufwand als Nutzen ist. Die Unterkunft muss gestellt werden, die Liste der Verbote ist lang(dazu zählt: keine Beschäftigung mit Bewohnern, keine Eingangskontrolle, keine Lebensmittelausgabe usw.) Die Heime brauchen aber praktische Hilfe, es wird angeboten aber gleich wieder so eingeschränkt, daß es keine Hilfe mehr ist. Wenn das bei den Freiwilligen auch so läuft, kann es nichts werden. Nicht mal in Notfällen können Behörden flexibel entscheiden. Fragt sich nur was wichtiger ist Gesundheit und Pflege oder verordnete Unbeweglichkeit.