Vorgestellt: Kleines Museum mit besonderer Sammlung
Seit 2003 gibt es in Waren das technische Museum „Alte Kacheltöpferei“. Es ist vermutlich das einzige seiner Art in Mecklenburg-Vorpommern und dürfte auch in ganz Deutschland ziemlich einmalig sein.
Aber selbst viele Einheimische kennen diesen „Schatz“, der sich am Teschenberg „versteckt“, nicht. Wir stellen das Museum heute vor.
Der Warener Keramiker und Museumsgründer Franz Ulrich Poppe erinnert sich: „Die Adresse Am Teschenberg verbinden viele alte Warener mit der ehemaligen Kacheltöpferei Kalg, einem wunderschönen Backsteingebäude von 1905. Auch ich entdeckte dieses Anwesen, als ich nach dem Studium vor zirka 50 Jahren in diese Region kam und für mich eine Werkstatt suchte. Leider konnte mir der damals noch lebende Töpfer sein Anwesen nicht vermieten, da die Vermietung in der DDR staatlich gelenkt wurde. Die Konsum-Genossenschaft hatte darin eine Garage. Leichtfertig versprach ich Töpfermeister Kalg, dass ich daraus mal ein Museum machen werde.
Den Gedanken an dieses Versprechen wurde ich nicht los. Da mich die Geschichte des Kachelofens schon während des Studiums an der Fachhochschule für Angewandte Kunst Heiligendamm fasziniert hat, baute ich dann selbst Öfen und Kamine. Es blieb in den Jahrzehnten auch nicht aus, dass ich immer nach alten Kacheln und Öfen suchte und diese sammelte. Doch meine Idee vom Museum der Kacheltöpferei konnte ich in der DDR nicht verwirklichen.
Mit der deutschen Einheit zog der Konsum aus dem Haus und ich konnte das Gebäude mit Unterstützung der Erben und des „Vereins zur Rettung der Warener Altstadt“ mieten. 2000 war es dann endlich so weit: Die Stadt kaufte das Gebäude und die Sanierung und Ausgestaltung konnte beginnen. Der Warener Museums- und Geschichtsverein e.V. ist seit der Eröffnung 2003 der Betreiber des Museums „Alte Kacheltöpferei“. Um das Museum für Besucher zu öffnen, ist er auf Ehrenamtliche angewiesen.
Was beinhaltet das Museum?
Die Grundausstattung der Kacheltöpferei Kalg ist erhalten geblieben. Es sind der originale Brennofen von 1905, die einfachen Rollenaufzüge sowie der Tonkeller. Auch die Hausgeschichte, das alte Auftragsbuch, die Bauzeichnung und origineller Weise auch das Plumpsklo im Hof sind noch vorhanden. In der Kacheltöpferei wurden von 1905 bis etwa 1937 im Winter Ofenkacheln produziert, mit denen im Sommer in Waren und in der näheren Umgebung Öfen gesetzt wurden.
Heute können sich Besucher über die Geschichte des Kachelofens informieren.
Im Eingangsbereich des Museums stehen mit der Exenterpresse für Ofenkacheln, dem Tonschneider (beide um 1920) und der Glasurenmühle (um 1940) drei historische Maschinen. Über der originalen Eingangstür aus Holz sind nach dem Vorbild eines alten Fotos einige Ofenkacheln angebracht.
Im Untergeschoss befindet sich gegenüber der Eingangstür die Außenwand des alten Brennofens. Sie ist mit der keramischen Schaufassade eines alten Bäckerofens von 1926 aus der Warener Altstadt gestaltet.
Rechts geht es in den Vorraum mit dem Zugang zum alten Brennofen. Hier wurden die Kacheln in den Ofen eingebaut. Der Brennofen wurde mit Holz beheizt und verbrauchte zirka acht Raummeter Holz pro Brand.
Links vom Eingang geht es über eine Treppe in den Tonkeller. Eine weitere Treppe führt in den ersten Stock zur Formerei. Ein Aufzug, mit dem die Arbeitsmasse aus dem Keller in die Formerei transportiert wurde, bestand aus einer einfachen Rolle. Eine Fotoausstellung im Treppenaufgang und Vorraum der Formerei gibt eine Übersicht historischer Öfen und kunsthandwerklicher Kachelöfen der vergangenen Jahrzehnte. In diesem Vorraum steht auch eine Vitrine mit dem alten Auftragsbuch, der Baubeschreibung und den originalen Bauzeichnungen.
Ehrenamtliche „Betreuer“ gesucht
Im ersten Stock wurden die ursprünglichen Arbeitstische neu eingebaut und ein Arbeitsplatz mit Gipsformen eingerichtet. Auch eine Rumpfpresse zur Fertigung von Kachelrümpfen ist funktionstüchtig montiert. In diesem Raum sind als flache Schaubilder zehn historische Kachelöfen aufgebaut. Außerdem sind ein Barockofen mit Fayencemalerei und eine Nachbildung des Urtyps eines Kachelofens zu sehen. Im Fußboden der Formerei sind die Öffnung und an der Decke auch die Rolle erhalten, womit die geformten Kacheln in den Glasurraum herab gelassen wurden.
Im zweiten Stock ist der so genannte Formboden, auf dem früher Gipsformen und Modelle lagerten. Heute sind dort eine Sammlung von Raritäten rund um den Kachelofen zu besichtigen und auch Gipsmodelle aus meinem Bestand. Aus der Zeit von 1850 bis heute stammen zirka 50 Ofenkacheln, Simse, Bekrönungen sowie alte Ofentüren, einige originale Werkzeuge und die alte Sackkarre von Kacheltöpfermeister Kalk.
In Mecklenburg gab es in fast allen Kleinstädten Ofenmanufakturen. So zum Beispiel in Bützow, Neustrelitz, Wittstock und Penzlin. Sie waren um 1850 aus Gefäßtöpfereien hervorgegangen. Daher entstammt die Bezeichnung Töpper oder Pötter für den Kacheltöpfer, der am Anfang auch gleichzeitig Ofensetzer war.
Aktuell werden vor allem in der Touristenzeit Ehrenamtliche gesucht, die das Museum betreuen.“
Kontakt:
Stadtgeschichtliches Museum Waren & Warener Museums- und Geschichtsverein e.V.
Leiter Jürgen Kniesz
im Rathaus am Neuen Markt
17192 Waren (Müritz)
Tel. 03991/177137
Ansprechpartner für fachliche Fragen:
Franz Poppe
Poppe-Keramik
Gerhart Hauptmann-Allee 5
Fon/ Fax 03991/ 125480
E-Mail poppe-keramik@web.de
Fotos: Stadtgeschichtliches Museum Waren (Müritz)/ J. Kluge