Warener Musiker wendet sich hilfesuchend an Landeschefin

17. April 2020

Der beliebte Warener Musiker Thomas Müller – seit mehr als 30 Jahren „im Geschäft“ – hat sich mit einem offenen Brief an Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig gewandt. Darin macht er deutlich, wie er und die meisten seiner Berufskollegen derzeit ums nackte Überleben kämpfen, denn von der versprochenen „unbürokratischen Soforthilfe“ ist bei den meisten noch nichts angekommen.
Hier der Brief von Thomas Müller:

Sehr geehrte Frau Schwesig,
ist die Landesregierung des schönsten Bundeslandes der Welt nicht in der Lage, in dieser Notsituation Kräfte zu bündeln? Woooo ist die politisch versprochene schnelle und unbürokratische Hilfe?

Ich bin seit (fast) 32 Jahren als freischaffender Musiker in unserem wunderschönen Bundesland tätig. Über 5000 Veranstaltungen in dieser Zeit habe ich gern für die und mit den Menschen in unserem Land bestritten. Wie sehr viele andere auch erziele ich seit Ausbruch der Krise keinerlei Einnahmen, private und berufliche Kosten aber laufen weiter.

Am 25.03.2020 habe ich den Antrag auf Zuschüsse beim LFI gestellt, zwei Tage später ALGII beantragt. Bis heute erhielt ich weder einen Bescheid, geschweige denn Geld. Sieht so „schnell und unbürokratisch“ aus? Woran liegts? Wie ich gerade heute von einer freundlichen Dame an der Hotline der Landesregierung erfuhr, wurden die Arbeitskräfte beim LFI von 150 auf sage und schreibe 200 aufgestockt. Das ist kein Schreibfehler! Mir fehlen die Worte…. In anderen Bundesländern, im vielfach belächelten Brandenburg, selbst in Berlin, funktionierts. Warum hier nicht? Weil MV sich entschlossen hat, die Anträge vor der Auszahlung beim LFI zu prüfen – entgegen dem politischen Versprechen – mit 50 Mitarbeitern mehr als gewöhnlich.

Ich frage Sie außerdem, wie viele Kräfte wurden zusätzlich für die Jobcenter freigesetzt? Etwa auch nur 1/3 mehr? Überhaupt welche? Wie sollen die Kolleginnen und Kollegen die Antragsflut bewältigen? Wenn Ihnen Arbeitskräfte fehlen, fragen Sie doch mal bei den Künstlern, den Hoteliers, den Restaurant- und Gaststättenbetreibern sowie deren Mitarbeitern, den Lehrern und Erziehern oder bei allen anderen hier unerwähnten von der Corona-Krise in Nichttätigkeit oder Kurzarbeit versetzten Menschen nach. Sie helfen Ihnen sicher gern – schnell und unbürokratisch.

Wir brauchen Ihre Hilfe! Jetzt! Uns geht schlichtweg das Geld aus….

Mit musikalischen Grüßen

ein gern in diesem Land lebender, demokratisch und sozial eingestellter Mensch, der mit Rassismus und Radikalismus nichts am Hut hat, nur zur Zeit komplett enttäuscht ist von der Umsetzung politischer Versprechen der Landesregierung Mecklenburg-Vorpommerns

Thomas Müller alias Tom Piano

P.S. Überzeugen Sie mich, nein: überzeugen Sie die Menschen in unserem Land vom Gegenteil ;-)


12 Antworten zu “Warener Musiker wendet sich hilfesuchend an Landeschefin”

  1. Sabine sagt:

    Jo auch wir müssen erstaunliches erleben;

    Soforthilfe der Regierung in MV sieht so aus;
    1.Du stellst SOFORT einen Antrag.
    2.Du wirst 3 Wochen vertröstet
    3.Du bekommst eine Email mit dem Hinweis, das du deinen Liquiiditätsengpass darstellen musst! ???????? Und hier gelten nur die Kosten des Unternehmens!????

    Das habe ich natürlich wieder SOFORT gesendet – Mal sehen wir lange nun die Antwort auf meine Auflistung des Liquiditätsengpasses warten müssen.

    Vielleicht haben Sie ja Glück ????und wir brauchen bisdahin keine SOFORThilfe mehr

  2. Rundnagel sagt:

    Sehr geehrter Herr Müller
    Natürlich ist der Ausbruch des Corona Virus eine schlimme Sache. Trotzdem kann ich nicht ganz nachvollziehen , das Sie trotz so vieler Veranstaltungen finanziell nach 4Wochen dringend finanzielle Unterstützung benötigen .
    Hat man nach sovielen Jahren und Auftritten gar keine Rücklagen , die auch mal über solche Zeiten helfen.
    Ich bin unserer Regierung dankbar für die Maßnahmen zum Schutz unseres Lebens
    Das ist wichtig!!! und das ist Überlebenswichtig !!!

    • Willi sagt:

      Vollste Zustimmung!
      Immer in Dauerschleife wird gejammert, sobald mal ein bisschen der Schuh drückt.
      Gerade als Selbstständiger (Ein-Mann-Firma) muss ich Rücklagen bilden, denn jede kleinste Ursache hat große Wirkung.
      Beispielsweise eine längere Krankheit oder ein neuer Konkurrent, der sich die Aufträge schnappt oder aber auch mal der eine oder andere langjährige Geschäftspartner, der mal einen anderen Selbstständigen bucht (zur Abwechslung).
      Und ganz wichtig, auch die immer mal wieder vorkommende „knappe Geldbörse“. Vielleicht hat er das in den letzten Jahren nur verdrängt, weil es so gut lief.
      Genau für diese Fälle gibt es eben die eigenen Rücklage und wenn die aufgebraucht sind, dann eben Hartz IV.
      Das ist doch überhaupt nicht ungewöhnlich und machen ganz viele jedes Jahr zum Winter über. (zum Beispiel Fotografen)
      Es steht auch jedem Künstler und Selbstständigem frei, sich beim Aldi zu bewerben um an der Kasse zu arbeiten.

  3. East West sagt:

    Hallo. Also erstmal muß Ich hier mal etwas gerade stellen. Das noch keine Hilfen geflossen sein sollen ist Falsch. Ich bin Betreiber einer bekannten Gastronomischen Einrichtung in Waren. Ich habe auch einen Antrag gestellt. Die Bearbeitungszeit dauerte ca. 8 Tage und dann vergingen nochmal 3 Tage und dann war das Geld auf dem Konto. Schnell und unbürokratisch. Dafür vielen Dank an den Behörden. Auch aus meinem Bekanntenkreis war zu erfahren, daß schon Geld geflossen ist, allerdings noch nicht bei allen. Es wird schon noch was kommen, lieber Musiker. Nur sollten erstmal Betriebe mit Mitarbeitern ausbezahlt werden. Und ich denke, so wird es wohl auch gemacht. Aber die Hilfe kommt.

  4. Iris sagt:

    Bravo Tom Piano !
    Das was hier in unserem schönen Land gerade passiert ist unter aller Kanone. Wenn man Böses denken würde, könnte man meinen, dahinter stecke Methode.
    Man könnte meinen, wir kleinen Selbstständigen, ob Künstler, Kunsthandwerker, Gastronomen, oder wer auch immer; also alle, die unsere Gesellschaft lebendig halten, würden gerade systematisch ausgeblutet. Das wir nach fast fünf Wochen noch keinen Cent von der unbürokratischen Soforthilfe gesehen haben bricht vielen von uns das Genick. Wenn die Regierung nicht bald einlenkt und diesen Corona-Wahnsinn beendet, ist die Kultur – nicht nur im schönsten Bundesland der Welt – am Ende.
    Aber wir denken ja positiv und glauben fest an den guten Willen der Menschen, die wir im Vertrauen gewählt haben, um uns ( u.a.) sicher durch Krisen, wie diese, zu führen.

  5. Nico sagt:

    Es ist einfach nur traurig…..auch ich als Freiberufler sehe mein erreichen meiner Selbstständigkeit dahin gleiten….als überzeugter Therapeut ist es eine Schande was das Land MV mit uns macht!

    Es wird weiter den anderen das Geld geschenkt und wir…..nichts!!!! Top

    MfG

  6. Hager sagt:

    Sehr geehrter Herr Rundnagel ,
    da wir uns ,, noch ,, in diesem Staat laut Grundgesetz frei äußern dürfen respektiere ich ihre Meinung und bin aber gleichzeitig enttäuscht über die Einfachheit ihrer Darstellung ihrer Einschätzung der finanziellen Situationen über Menschen deren Not Sie nicht in der Lage sein können diese einzuschätzen.
    Genau diese Oberflächlichkeit die Sie und unsere Landesregierung und der Bund für die ,, Soforthilfe,, für in Not geratene Mitmenschen in Aussicht stellte und nicht ausgezahlt wird bringen mich zu der Überzeugung das unsere Gemeinschaft zerbricht ……Bei ihrer Sichtweise gehören sie zu den Menschen die keine Kultur benötigen.
    Lieber Thomas Müller , ich bin ganz bei Ihnen . Ich wünsche mir noch mehr mutige Menschen und Bürger die erkennen was im Moment in unserem Land verkehrt läuft und wir uns etwas nähern was wir(glaubten) es lange hinter uns gelassen zu haben .
    In diesem Sinne ……jeder darf Denken….noch !!!
    Meiner Tochter ist in der gleichen Situation wie Herr Müller, also Herr Rundnagel, vieleicht können Sie ja helfen ?
    Mit allen Wünschen auf ihre Gesundheit und ihr Verständnis für in Not geratene Mitmenschen……

  7. Twixx sagt:

    Ich denke es ist Zeit, Zeit für Frau Schwesig nach Hause zu fahren und sich um ihre Familie zu kümmern. Gewählte wurde sie ja vom Volk sowieso nicht und begriffen hat sie auch nicht viel. Lässt sich als Marionette vor den Wagen spannen. Irgendwie weiß eigentlich jeder hier dass unser schönes Mecklenburg zu einem großen Teil vom Tourismus lebt. Wenn die Soforthilfe ausbleibt oder unzureichend ist werden viele, ganz besonders kleine Restaurants oder privat geführte Hotels auf der Strecke bleiben, wobei es doch gerade diese sind ,welche unser Mecklenburg attraktiv machen. Aber klar liebe Frau Schwesig, machen sie den touristischen Standort doch einfach platt, dann sind wir nicht nur geografisch das „platte Land“ und Herrn Söder freut es um so mehr sein Bayern als touristischen Standort zu feiern. …. übrigens, in den USA öffnen, lt Nachrichten gestern, die Restaurants als erstes wieder…. wie unterschiedlich doch die Corona Interessen liegen….

  8. HANS E. sagt:

    Es ist schon alles sehr traurig. Aber wie lange soll denn geholfen werden? Denn eins ist doch klar, diese Zeiten vor dem Virus, wird es nicht mehr geben. Es wird sich vieles verändern und viele Unternehmen werden pleite gehen. Denn wir werden noch sehr lange mit diesem Virus leben müssen. Und dann kommt irgendwann der Punkt, wo man nicht mehr helfen kann. Und liebe Gastronomen, Ihr denkt doch nicht ernsthaft daran, daß die Leute nach Öffnung, die Lokalitäten stürmen, die haben jetzt andere Sorgen. Denn jetzt geht nun mal die Gesundheit vor, vor wirtschaftlichen Interessen.

  9. Rick sagt:

    #..Rundnagel

    Was muss ich als Selbstständiger verdienen, um meinen Lebensunterhalt bestreiten zu können? Welche Ausgaben und Steuern sind privat, welche kann ich als Betriebsausgaben von der Steuer absetzen? (vorausgesetzt ich mache Gewinn)

    Die bisherige verlässliche monatliche Berechnungsbasis fehlt: An die Stelle des mehr oder weniger gleich bleibenden Monatseinkommens als Angestellter treten Einkünfte aus einem Gewerbebetrieb oder einer freiberuflichen Tätigkeit. In welcher Höhe und zu welchem Zeitpunkt die auf dem Konto landen, ist naturgemäß ungewiss.
    Der private Finanzbedarf ist vielfach nicht genau bekannt.
    Obendrein ist er keine feste Größe: und zwar weder auf der Ausgabenseite (zum Beispiel durch schwankende Sozialversicherungsbeiträge, Konsumverzicht oder Steigerung) noch auf der Einnahmenseite (z. B. durch mitverdienende Ehepartner oder eigene Nebenjobs).
    Manche Kalkulationsgrößen lassen sich bei Licht betrachtet erst im Nachhinein ermitteln: Das gilt zum Beispiel für wichtige Steuerarten (insbesondere die Gewerbesteuer und die Einkommensteuer).
    Es gibt verschiedene Stellschrauben, über die der Unternehmerlohn beeinflusst werden kann: Angefangen bei den Betriebsausgaben über den Absatz (die Anzahl der verkauften Produkte oder Dienstleistungen) bis hin zu den Angebotspreisen oder auch die Zusammensetzung des Dienstleistungs- oder Warenangebots.
    Nicht zu vergessen: Kein noch so genau kalkulierter Preis bietet die Gewähr dafür, dass er sich am Markt realisieren lässt. Und keineswegs jeder Marktteilnehmer kann den üblichen Marktpreis in Verhandlungen mit seinen Kunden auch tatsächlich durchsetzen. Wer ausgehend von seinen privaten Lebenshaltungskosten (plus Steuern und Abgaben) zu bestimmten Gewinn-, Kosten-, Umsatz-, Absatz- und letztlich Preisvorstellungen gekommen ist, hat also unter Umständen die Rechnung ohne den Wirt gemacht.

  10. Simon Simson sagt:

    Ich kenne Thomas Müller nicht und kann seine Situation nicht werten. Beim Googlen fand ich ihn dann mit Mühe. Er kann mal den Kommentar von Hans E. lesen, um zu sehen, dass es nicht damit getan ist, einen verzweifelten Hilferuf abzusetzen, weil die Zukunft völlig unklar ist. Sicher steht ihm das frei, genauso wie Therapeuten und jede Menge Anderer.
    Wenn wir nicht weiter wissen, können wir uns fragen, welche Möglichkeiten wir haben und mit den einfachsten anfangen:
    Wir können auf Frau Schwesig einhacken, ohne konkrete Versäumnisse oder eindeutige Fehler anzusprechen.
    Wir können auf die Luft einschlagen, um Viren zu treffen. Sie sind primär schuld, nicht Frau Schwesig, die nicht allein aber notgedrungen mal zu weich und mal zu hart entscheidet.
    Wir können uns auf was anderes konzentrieren, dagegen nörgeln, dass die demokratisch Gewählten, ohne auf die AfD zu hören, geflüchtete Kinder aus schrecklichen Verhältnissen retten und sie, ohne nach Konfessionen zu unterscheiden, ins Land lassen.
    Wir können auf der Bettkante sitzen und weinen.
    Manche packen aber einfach zu, solange sie die Kraft dazu haben. Das ist das Beste, um nicht zu verzweifeln. Da kann man immer was tun, im Privaten für sich oder für Andere. Beides ist gut. Da sind die vielen Helfer, die z.B. für Risikogruppen einkaufen. Andere nähen Masken. Der Posauenchor spielte am Ostersonntag vor Einrichtungen mit älteren Leuten und an anderen Stellen. Fand ich toll! Eine mir bekannte Jazzsängerin erteilt außerordentlich qualifizierten Gesangsunterricht im Internet. Klar klingelt so nicht die Kasse, aber man kann das abends auf der Bettkante genießen, statt zu weinen. Es macht auch einen besseren Eindruck, als nur Hilfsgelder einzufordern, die irgendwer aufbringen muss.

  11. Udo sagt:

    Mahlzeit. In Baden Württemberg darf man beim Antrag auf Soforthilfe 1180€ für den Eigenbedarf monatlich einkalkulieren. Hier in MV ist das untersagt????. Sollte die Hilfe nicht einheitlich in ganz Deutschland sein?!?