Warens Hafenausbau soll noch eine Million mehr verschlingen

9. September 2014

Was viele – nicht nur Kritiker – befürchtet und vermutet haben – ist eingetreten: Der Ausbau des Warener Hafens wird noch teurer als geplant. Und obwohl Bürgermeister Norbert Möller (SPD)  in der Vergangenheit mehrfach öffentlich erklärt hat, dass mit ihm eine weitere Kostensteigerung nicht zu machen sei, bittet er jetzt die Stadtvertreter um Zustimmung. Und das bei Mehrkosten von rund einer Million Euro, sprich fast 14 Prozent.

Mit dem morgen zur Beschlussfassung stehenden Nachtragshaushalt sollen die Stadtvertreter die Mehrkosten bereits absegnen. Wie es in dem Schreiben des Bürgermeisters heißt, hat die jetzt abgeschlossene Ausschreibung Mehrkosten in Höhe von 999 000 Euro ergeben. Bei der europaweiten Ausschreibung hätten 25 Firmen zwar die Unterlagen angefordert, doch nur drei Angebote seien letztendlich eingegangen. Und der günstigste Anbieter – ein Zusammenschluss mehrerer Firmen – liege eben fast eine Millionen Euro ‚drüber.
„Aus Sicht der Stadtverwaltung beläuft sich die Erhöhung der Gesamtbaukosten in Anbetracht des Umfangs der geplanten Bauleistungen und der Bedeutung des Gesamtvorhabens in einem vertretbaren finanziellen Rahmen. Damit der geplante Baubeginn im Oktober 2014 realisiert werden kann, bitte ich…….. zuzustimmen“, so Bürgermeister Norbert Möller.

Zur Erinnerung: Der geplante und nicht unumstrittene Ausbau des Hafens hat sich schon einmal beträchtlich erhöht. Damals fast verdoppelt. Letztendlich hatte man sich auf die Höchstgrenze von 7,3 Millionen Euro verständigt, wovon 80 Prozent als Fördermittel fließen sollen.

Geplant ist, die beiden Wellenbrecher, die unbedingt erneuert werden müssen, wegzunehmen und dafür zwei feste Molen zu installieren. Außerdem entstehen etwa 70 bis 80 neue Liegeplätze und eine Flaniermeile auf der noch nicht so attraktiven Südseite des Hafens.

Ein Kommentar zu der erneuten Kostenerhöhung für den geplanten Ausbau des Warener Hafens

Mal ehrlich, klamme Kommunen in Deutschland müssen schon ziemlich neidisch nach Waren gucken. Eine Stadt im armen Mecklenburg leistet sich mal eben einen Luxus-Hafenausbau für deutlich mehr als 8 Millionen Euro. Und das ganz ohne Not, denn bis auf die beiden Wellenbrecher, die wohl tatsächlich nicht mehr lange durchhalten, präsentiert sich der Warener Hafen schon heute als Schmuckstück und wird sehr gerne als Beispiel für die blühenden Landschaften im Osten präsentiert.
Die Wellenbrecher könnte man deutlich günstiger ersetzen und auch die Südseite sparsamer ausstatten. Und ob wir die 70 bis 80 neuen Liegeplätze wirklich brauchen, ist mehr als zweifelhaft. Für wen denn? Waren kann sich über zu wenige Urlauber nun wirklich nicht beklagen. Außerdem ist nur ein paar Meter weiter beim so genannten Seepark Müritz ein weiterer Hafen mit rund 150 Liegeplätzen geplant. Aber das nur mal am Rande.

Die enorme Investition kann man den Bürgern der Stadt inzwischen nur noch schwer vermitteln. Da helfen auch eilig gedruckte Flyer und öffentlichkeitswirksam enthüllte Werbetafeln am Hafen nichts (war übrigens auch nicht ganz billig).
In den vergangenen Monaten ist die Kritik am geplanten Hafenausbau immer größer geworden. Das dürfte nach der jetzigen Kostensteigerung nicht anders werden. Und dennoch steht zu befürchten, dass die neue „Liebe“ zwischen CDU und SPD in der Warener Stadtvertretung auch diese Mehrkosten wieder schmusend durchwinken wird. 

Leider, denn wenn  die Kosten für den – wohlgemerkt nicht zwingend erforderlichen – Ausbau des Hafens von erst 4,7 Millionen Euro auf dann 7,3 Millionen und jetzt 8,3 Millionen Euro steigen, wächst die Angst vor dem, was nach dem Baustart kommt.
Wie viele Nachschläge brauchen wir? Die Elbphilharmonie und der BER lassen grüßen… Man kann sich jetzt schon lebhaft vorstellen, was dann zur Begründung angegeben wird: „Jetzt müssen wir weitermachen, ein Zurück wäre noch teuer.“ Das mag sogar sein.

Deshalb: Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende!                             Antje Rußbüldt-Gest


3 Antworten zu “Warens Hafenausbau soll noch eine Million mehr verschlingen”

  1. Heinz-Peter Schifflers sagt:

    Ein sehr guter und vor allem absolut zutreffender Kommentar von Antje Rußbüldt-Gest. Schon bei der ersten Veröffentlichung der neuen Hafenplanung gehörte u.a. auch ich zu denjenigen, die weder an die zunächst genannten Planungskosten von 4,7Mio., noch an die Steigerung auf die dann angehobene Summe von 7,3 Mio. geglaubt haben. Meine Vermutung bewegte bereits zu diesem Zeitpunkt bei einer Steigerung der Gesamtkosten auf deutlich über 10 Mio. Euro. Auch die damaligen Beteuerungen des Bürgermeisters, eine Steigerung der zunächst angenommenen Investitionshöhe, habe ich nicht! ernstgenommen. Und siehe da, meine beiden Voraussagen sind leider! bereits jetzt eingetroffen. Ebensowenig wundert die offensichtlich zu erwartende Zustimmung der willfährigen SPD- und CDU – Ratsmitglieder. Wir haben’s ja, es handelt sich ja auch nur um die sauerverdienten Mittel der hart arbeitenden und erstaunlicherweise schweigenden Steuerzahler. Das ist in höchstem Maße verantwortungslos. Und übrigens, diejenigen, die solchermaßen unsinnige und nicht zu verantwortende Investitionsbeschlüsse fassen, müssen sich später weder für die verschwendeten Unsummen rechtfertigen, noch für den verursachten Million-Steuerschaden haften. ……. Wenn es nicht so unverantwortlich und traurig wäre, könnte man es nur für ein Stück aus dem Tollhaus halten !!! Wer gebietet diesen sogenannten Entscheidungsträgern denn überhaupt noch Einhält? Kann es da noch wundern, daß immer weniger Menschen zu den Wahlen gehen? Die offensichtlich letzte Form des (stillen) politischen Protestes. Ein deutliches Zeichen von Frust und empfundener Hilflosigkeit. Wen aber der sog. Politiker interessiert das überhaupt noch ?!!!
    Ihr Heinz-Peter Schifflers

  2. Heiner Dittrich sagt:

    Den Kommentaren ist nichts hinzuzufügen; – alles völlig korrekt dargestellt. Welche „Not“ treibt die Stadt an, in solch ein Vorhaben hineinzuschlittern? Da würde ja ein Schwimmba geradezu als „Schnäppchen“ druchgehen können. Noch dazu für die Menschlein investiert, die vielleicht einmal hierbleiben sollen!

  3. Ralf Huth sagt:

    Ein Schwimmbad für Waren – das passendste, was unser Waren gebrauchen könnte. Auch darum, weil die Schwimmhalle in Klink ab Januar 2015 nicht mehr besucht werden kann. Das wird aber auf ewig ein unerfüllbarer Wunsch sein, denn damit würde man in Röbel endgültig das Wasser aus den Becken lassen.