Was Europas Königshäuser mit Mirow und der Seenplatte gemeinsam haben
Was hat die Mecklenburgische Seenplatte mit den Königshäusern in Großbritannien, Norwegen, Schweden, Dänemark und Spanien zu tun? Ihre aktuell höchsten Repräsentanten stammen in direkter Linie vom Haus Mecklenburg-Strelitz ab. Das heißt: Ihre Vorfahren liegen in der Fürstengruft in Mirow, wie Rajk Lippert als Vorsitzender des Vereins Kulturgut Mecklenburg-Strelitz weiß. Doch die adlige Gruft, die zu den größten im Bundesland gehört, ist längst nicht in einem solchen Zustand, der eines Friedhofs wirklich würdig ist.
Das soll sich nun ändern, weshalb auch die 27-jährige Olga Herzogin zu Mecklenburg mit ihren Brüdern Michael und Alexander kamen. Die drei Studenten aus der Adelsfamilie, die ihren Besitz verloren hat, wollen die familiären Beziehungen zur Region wiederbeleben. Man könne zwar nicht finanziell sehr viel beitragen, aber eine Gedenktafel werde die Familie stiften, erklärt Erbprinz Alexander.
Das Großherzogtum wurde 1701 gegründet und erlosch 1918. Inzwischen ist klar: Rechtsnachfolger ist das Land Mecklenburg-Vorpommern. Dieses will nun zusammen mit dem Bund der Stadt Mirow und Sponsoren rund 900 000 Euro aufbringen, mit denen die verfallene und bisher versteckte Gruft sowie Teile der Außenanlagen saniert werden sollen.
„Das sind wir unserer Geschichte schuldig“, sagt der CDU-Landtagsabgeordnete Vincent Kokert. In Schwerin sei eine ähnliche Fürstengruft ungleich aufwendiger bereits saniert und gesichert worden. Nach der Sanierung von Schloss und Kavaliershaus fällt die verfallene Kirchenmauer und das vernachlässigte Gelände um die Gruft besonders auf.
Leichenteile müssen neu zugeordnet werden
In den drei Grufträumen wurden seit 1670 mehr als 40 Adlige beigesetzt, darunter die Eltern von Preußenkönigin Luise (1776-1810). Die letzten Beisetzungen gab es 1933 und dann 1996 mit Georg Alexander, dem Großvater von Olga und ihren Brüdern, die in Leipzig, Irland und Den Haag in Holland internationales Management, Natur- und Ressourcenmanagement sowie Internationale Beziehungen studieren. „Ich habe zwei Nebenjobs, damit das auch geht“, erklärt die junge Frau.
In den Wirren und Zerstörungen vor und nach 1945 verschwanden Teile und ganze Särge. „Von 44 Särgen fehlen 16“, sagt Lippert.
Archäologin Regina Ströbl vom Landesamt für Denkmalpflege wird als Erste die Leichenteile und Särge begutachten und wieder neu zuordnen. Dann sollen Särge restauriert und zwei Grufträume auch baulich wiederhergestellt werden. In einem Raum muss sogar eine große Betonschicht abgetragen werden, unter der noch Reste von Beisetzungen vermutet werden.
Die Mirower Schlossinsel mit Gewölbe- und Brauereikeller gilt auch ansonsten als Besuchermagnet. So besuchen allein im Jahr etwa 24 000 Gäste das 2014 wiedereröffnete Schloss, in dem seit 2015 auch geheiratet werden kann.
Text und Fotos: WW
Foto unten: Michael, Olga und Alexander zu Mecklenburg. Die jungen Leute studieren und sind die Nachkommen des letzten Großherzogs Georg Alexander von Mecklenburg-Strelitz, der 1996 in Mirow beerdigt wurde. Rechts neben den drei jungen Adligen steht der CDU-Fraktionsvorsitzende im Landtag Vincent Kokert.