Was ist jetzt bei der Überwinterung von Pflanzen im Haus und für einen Obstholzschnitt zu beachten?

28. Januar 2023

Bei der Überwinterung frostempfindlicher mediterraner Kübelpflanzen, wie Oleander, Trompetenbaum, Echtem Lorbeer, Zitronen, Orangen, Oliven sollte im Winterquartier auf Schaderreger geachtet werden. „Die viel zu hohe Temperatur in heute üblichen Überwinterungsräumen und das geringe Platzangebot sorgen dafür, dass sich Schädlinge wie Blattläuse, Spinnmilben, Schildläuse, Woll- und Schmierläuse oder auch Weiße Fliegen
ansiedeln, vermehren und ausbreiten können“, weiß Nadine Ließ, Abteilungsleiterin des Pflanzenschutzdienstes des Landesamtes für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei. In schlecht belüfteten Räumen ist an abgestorbenem Pflanzenmaterial, wie zum Beispiel Blüten, die Pilzkrankheit Botrytis kaum zu vermeiden. Deshalb sollten die Pflanzen in regelmäßigen Abständen, spätestens aber zu den unverzichtbaren Wassergaben, von verpilzten Blüten sowie der Boden von herabgefallenen Pflanzenresten gereinigt werden.

Ein Befall mit den genannten Schädlingen ist im Anfangsstadium oft schwer zu erkennen, da sich die Tiere versteckt in Blattachseln, dicht am Trieb anhaftend oder auf der Blattunterseite aufhalten. Schäden an den Pflanzen sind meist erst deutlich zu sehen, wenn Blätter vergilben, sich einrollen oder von Honigtau überzogen und klebrig sind. Ist der Befall bereits sehr stark, ist er schwer zu beheben. Die genannten Insekten lieben es eher trocken und warm. Wo es möglich ist, sollten daher anfällige Pflanzen nicht im warmen und trockenen Luftstrom von Heizungen stehen. Maßnahmen zur Erhöhung der Luftfeuchte wie regelmäßige Sprühstöße aus der Zerstäubersprühflasche oder das Aufstellen von mit Wasser gefüllten Schalen können bei Spinnmilben helfen, den Anfangsbefall zu begrenzen.

Werden erste Tierchen entdeckt, sollten umgehend Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Im beheizten Wintergarten oder warmen Treppenhäusern
können Nützlinge ausgebracht werden. „Gegen Schild- und Schmierläuse sind Behandlungen, z. B. auf Basis von Raps- oder Paraffinöl möglich. Fragen Sie nach entsprechenden Mitteln und Möglichkeiten in einem Gartenfachmarkt und lassen Sie sich beraten“, empfiehlt Abteilungsleiterin Ließ. Da mit einer Behandlung nicht alle Insekten bzw. deren Entwicklungsstadien erfasst werden, sollte in Abhängigkeit von der Gebrauchsanweisung eine Wiederholungsbehandlung erfolgen.
Übrigens ist das späte Frühjahr mit deutlich gestiegenen Temperaturen und größerer Sonneneinstrahlung nicht mehr für eine Behandlung mit
Ölpräparaten geeignet, dann sind Blattverbrennungen möglich.

Obstbaumkrebs oft ein Problem

Im Garten kann jetzt der Schnitt von Obstbäumen erledigt werden. Alle heimischen Kern- und Steinobstarten vertragen einen Winterschnitt, auch
wenn häufig andere Schnittzeitpunkte nachzulesen sind. Dazu darf es aber nicht zu kalt sein, denn bei starkem Frost besteht die Gefahr von Schäden des Holzes an den Schnittstellen. „Ein Baumschnitt im unbelaubten Zustand bietet die beste Gelegenheit, den Baum in Form zu bringen, ihn gesund zu erhalten und den Grundstein für die Ernte gesunder Früchte zu legen“, erklärt Ließ.

Insbesondere sollten kranke Zweige, die sich berühren und beschädigen können, sowie straff aufrecht wachsende Triebe entfernt werden. Dabei gilt es, mit möglichst wenigen Einzelschnitten viel zu erreichen. Dadurch werden Schnittwunden reduziert, die als Eintrittspforten für Pilzerkrankungen dienen. Insbesondere der Obstbaumkrebs ist in Mecklenburg-Vorpommern aufgrund der Nähe zur Ostsee und der damit tendenziell erhöhten Luftfeuchtigkeit oft ein Problem.

Das Auslichten der Krone ist weiterhin nötig, um eine gute Durchlüftung zu gewährleisten. Laub und Früchte können gut abtrocknen und Pilzerkrankungen vermieden werden. Auch Schädlinge wie Blattläuse und Schmetterlingsraupen mögen es eher windgeschützt. „Ist die Krone weniger dicht, kann die Sonneneinstrahlung tiefer vordringen und für eine gute, gleichmäßige Ausfärbung der Früchte und somit auch guten Geschmack sorgen“, unterstreicht die Expertin.

Um der Übertragung von Obstbaumkrebs und anderen rindenbürtigen Krankheiten vorzubeugen, ist das Desinfizieren der Scheren mindestens
nach jedem Baum ausdrücklich zu empfehlen. Obstbaumkrebs wird von dem Pustelpilz Neonectria galligena ausgelöst. Durch die Infektion verfärbt sich die Rinde zunächst dunkel und sinkt ein, später entstehen Wucherungen und der Pilz breitet sich um den Zweig oder sogar den Stamm herum aus. Zweige die stark infiziert sind, sterben oberhalb der Infektion ab, der Baum wird geschwächt, trägt weniger und kleinere Früchte.

Bild oben: Oleander mit Spinnmilbenbefall
Bild im Text: Obstbaumkrebs am Apfelbaum
Fotos: Wendt und Kröpelin/LALLF


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