Weinberge „in Flammen“ – Ungewöhnlicher Frostschutz

13. Mai 2020

Ungewöhnlich tiefe Temperaturen erfordern ungewöhnliche Schutzmaßnahmen: Dazu gehört auch offenes Feuer. In Rattey, das zur Mecklenburgischen Seenplatte gehört, machen sich die Weinanbauer gerade die Wärme von Frostschutzkerzen zu Nutze. „Wir müssen die Rebstöcke vor den Nachtfrösten schützen“, erklärte Weingutleiter Stefan Schmidt jetzt. Deshalb werden nachts – meist ab Mitternacht – eine Vielzahl solcher kleiner Fackeln angezündet, die acht Stunden Licht und Wärme spenden.

Die Bodenfröste erreichten in den letzten Nächten bis zu minus vier Grad Kälte und das wäre für die zarten Rebpflanzen genauso schlecht wie für andere Blüten. „Schon ein Grad plus in einem Meter Höhe wäre zu kalt“, sagte Schmidt. Rings um das Schloss Rattey, das vor Monaten an einen Bruder des Hansa-Sponsors Elgeti versteigert worden war (WsM berichtete), wachsen auf fast fünf Hektar Fläche verschiedene weiße und rote Trauben heran, aus denen die Ratteyer seit Jahren Weiß-, Rot- und Rose-Weine gewinnen und abfüllen.

Damit sind sie die nach Fläche größten Weinanbauer nördlich von Berlin. Ähnliche Feuer dürften derzeit auch in Sachsen. Sachsen-Anhalt und Franken bei den Winzern lodern, da die Eisheiligen, die schon seit Montag für Nachtfrost sorgen, in diesem Jahr ihren Namen alle Ehre machen. Im Jahr 2019 hatten die Ratteyer anfangs erhebliche Frostschäden verbuchen müssen. Vor allem die sehr früh austreibenden Sorten Solaris und Rondo wurden stark geschädigt und brachten nur ein Drittel der gewohnten Mengen.

Diese Frostschutzkerzen sind zwar nicht sehr groß, spenden aber über acht Stunden Wärme. Jetzt hoffen Schmidt und seine Mitstreiter, dass die „Kalte Sophie“ am Freitag die letzten Frostnacht bringt.

Fotos: Stefan Schmidt


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