Welt-Diabetes-Tag – Vor allem der Osten ist zuckerkrank

17. November 2020

Diabetes ist vor allem im Osten der Republik ein großes Problem: So leiden laut aktuellem Diabetes-Atlas der Barmer fast elf Prozent der Bevölkerung in Mecklenburg-Vorpommern unter der soge­nann­ten Zuckerkrankheit. Hochgerechnet sind damit knapp 175.000 Men­schen hierzulande an Diabetes Typ 1 oder 2 erkrankt. Die Betroffenen­raten in den anderen ostdeutschen Flächenländern liegen sogar noch darüber: Spitzenreiter ist Sachsen-Anhalt mit 11,7 Prozent, gefolgt von Sachsen (11,5 Prozent) und Brandenburg (11,3 Prozent). Im Vergleich dazu ist der Anteil an Diabetes Erkrankter in Schleswig-Holstein (7,9 Prozent), Baden-Württem­berg (8,2 Prozent) und Hamburg (8,4 Prozent) deutlich geringer. „Die Ergeb­nisse des Diabetes-Atlas sind leider nicht überraschend. Im Schnitt ist jede neunte  Bürger in Ostdeutschland von der Volks­krankheit Diabetes betroffen“, sagt Henning Kutzbach, Landes­geschäftsfüh­rer der Barmer in Mecklenburg-Vorpommern. Dies könne unter anderem mit dem Lebensstil zusammenhängen.

Zwar ist die Betroffenenquote im Osten höher, jedoch ist der Anteil an Diabetikern im Westen zwischen den Jahren 2014 und 2019 deutlicher ange­stiegen, so im Saarland, in Hamburg und Hessen jeweils über zehn Prozent. In Mecklenburg-Vorpommern hat die Zahl an Diabetikern im glei­chen Zeit­raum um 5,4 Prozent zugenommen. Die geringsten Zuwächse gab es in Sachsen und Thüringen mit weniger als einem Prozent. „Das ist eine Ent­wicklung, die wir uns auch für Mecklenburg-Vorpommern und den Rest der Republik wünschen. Denn mit der Diagnose Diabetes steigt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Nierenfunktions- oder Durchblu­tungsstörun­gen, Erblindungen und weiteren Krankheiten erheblich“, erklärt Henning Kutzbach. Wichtigste Maßnahme im Kampf gegen die Zuckerkrank­heit sei Ernährungsbildung. „Eine ausgewogene Ernährung ist eine einfache und wirksame Möglichkeit, vor allem den Diabetes Typ 2 vor­zubeugen. Hier muss man möglichst früh ansetzen, da sich Essgewohnhei­ten bereits in der Kindheit verfestigen“, so Kutzbach. Er spricht sich da­für aus, gesunde Er­nährung in den Schullehrplänen verbindlich zu verankern.

Strukturierte Behandlungsprogramme für mehr Lebensqualität

Die Krankenkassen unter­stützen Diabetiker durch sogenannte Disease-Ma­nage­ment-Programme (DMP). Ca. 75 Prozent der Diabetiker in Sachsen-An­halt, Brandenburg und Sachsen haben im Jahr 2019 an einem von ihrem Arzt an­gebotenen DMP teilgenommen. In Meck­lenburg-Vorpommern waren ledig­lich 61 Prozent der Betroffenen, und damit so wenige wie in keinem an­deren Bundesland, in einem entsprechenden Programm eingeschrieben. „In diesen strukturierten Behandlungsprogram­men lernen Diabetiker vor allem, wie sie mit ihrer Erkrankung im Alltag um­gehen und was sie für ihre Lebens­qualität tun können“, so Kutzbach. Mehr zum Besser-Leben-Programm der Barmer unter www.barmer.de/a000032.


Eine Antwort zu “Welt-Diabetes-Tag – Vor allem der Osten ist zuckerkrank”

  1. Peter Sohr sagt:

    Der prozentuale Anteil von Diabetiker an der Bevölkerung in den jeweiligen Bundesländer muss in Relation zum Durchschnittsalter betrachtet werden. Im Moment stehen die geburtenstarken Jahrgänge vor den Toren der Rente. Durch die demografischen Umstände sind ein nicht unerheblicher Teil der Jüngeren dem Geld und der Arbeit hinterhergezogen und „verjüngen“ den Westen der nunmehr mit deutlich niedrigen Zahlen bei Diabetikern aufwarten kann. Zudem lassen sich immer mehr Rentner aus den Altbundesländern im billigem Osten nieder. Wir „importieren“ also einen Großteil der potentiellen Risikogruppe und ziehen den Altersdurchschnitt besonders in MV künstlich nach oben.
    Bezüglich der DMP-Programme mit deren stellenweisen hoch angepriesenen Erweiterungen in Form von Extra-Vorsorgeleistungen für Diabetiker sei gesagt das jeder Arzt sich freuen muss wenn er derartige Programme abrechnen kann. Jedoch im Umkehrschluss die dazu passenden Leistungen voll umfänglich zu erbringen fällt so gut wie allen Ärzten schwer. Mitunter können gar nicht alle Leistungen an einem Ort erbracht werden. Dem Patienten bleiben neben viel Fahrerei auch noch immens lange Wartezeiten in den verschiedenen Praxen mit erheblichen langwierigen Anmeldefisten und Terminvereinbarungen nicht erspart. Somit müssen dann die DMP-Programme mitunter in Frage gestellt werden. Insbesondere stellen sich die Fragen, wem sollen sie nützen und wer zieht den Nutzen daraus?