Weniger Unfalltote auf den Straßen Mecklenburg-Vorpommerns

24. April 2018

„Die Verkehrsunfallbilanz des Landes Mecklenburg-Vorpommern hat sich im Jahr 2017 im Vergleich zum Vorjahr wieder leicht verbessert. Die Verkehrssicherheitsarbeit des Landes und vor allem der Landespolizei entfaltet ihre Wirkung.“ Dieses grundsätzlich positive Fazit hat heute Innenminister Lorenz Caffier bei der Vorstellung der offiziellen Verkehrsunfallstatistik 2017 für unser Bundesland gezogen. Dennoch ereigneten sich täglich durchschnittlich 14 Verkehrsunfälle mit Personenschaden auf unseren Straßen. „Daher stehen die Reduzierung der Verkehrsunfallzahlen und auch der Anzahl der bei Verkehrsunfällen Getöteten und Schwerverletzten weiter im Vordergrund der Verkehrssicherheitsarbeit.“

Die positive Entwicklung der zurückgehenden Zahlen der im Straßenverkehr getöteten Menschen hält auch im Jahr 2017 an. Mit insgesamt 79 bei Verkehrsunfällen getöteten Personen ist die Zahl auf ein für unser Bundesland historisches Tief gesunken. Im Vorjahr waren noch 89 Todesopfer auf den Straßen Mecklenburg-Vorpommerns zu beklagen gewesen. „Zwar setzt sich der seit dem Jahr 2012 bestehende Trend mit deutlich unter 100 tödlich verunglückten Verkehrsunfallopfern in unserem Bundesland fort, allerdings bedarf es auch weiterhin großer Anstrengungen, um diesen Trend auch in den Folgejahren halten zu können“, so Minister Caffier.

Im Bundesvergleich konnte Mecklenburg-Vorpommern sich mit 49 im Straßenverkehr tödlich verunglückten Personen je eine Million Einwohner vom vorletzten Platz des Vorjahres auf Platz 9 der Flächenländer verbessern, liegt allerdings noch deutlich über dem Bundesdurchschnitt.

Wie bereits in 2016 mussten auch im Jahr 2017 wieder mehr Unfälle insgesamt von der Polizei aufgenommen und bearbeitet werden. Mit 58.363 Verkehrsunfällen in Jahr 2017 wurde ein Anstieg von 2,4% der Gesamtzahl der statistisch erfassten Verkehrsunfälle festgestellt. (2016: 56.971). Diese Entwicklung ist allerdings ausschließlich auf die steigende Anzahl bei den Unfällen mit Sachschaden zurückzuführen. Denn besonders positiv ist die Feststellung, dass Mecklenburg-Vorpommern bei den Unfällen mit Personenschaden einen Rückgang – sogar über dem Bundestrend – verzeichnen kann.

Die Zahl der Unfälle mit Personenschaden ist mit insgesamt 5.258 um 3 Prozent und damit stärker als im Bundesdurchschnitt gesunken (2016: 5.422). Auch die Anzahl der bei Verkehrsunfällen verunglückten Personen sank in unserem Land gegenüber dem Vorjahr auf 6.894 und damit um 3,4 Prozent. Bei der Betrachtung der Häufigkeitszahl von rund 461 verletzten Personen je 100.000 Einwohner liegt Mecklenburg-Vorpommern nach wie vor deutlich unter dem Bundesschnitt (473) auf Platz sechs der Flächenländer. Innenminister Lorenz Caffier: „Das ist besonders bemerkenswert, da Mecklenburg-Vorpommern im Vergleich der Bundesländer jährlich die mit Abstand höchste Tourismusintensität aufweist. Hieraus ergeben sich besondere Auswirkungen auf die Verkehrsdichte und auf das Unfallrisiko.“

Die positive Entwicklung der Zahl der bei Verkehrsunfällen getöteten Personen wird ein wenig getrübt bei der Betrachtung der Verkehrsunfälle, bei denen die Fahrzeugführer aufgrund eines Fahrfehlers, nicht angepasster Geschwindigkeit oder anderer Ursachen die Kontrolle über ihr Fahrzeug verloren haben und in dessen Folge das Fahrzeug gegen einen Baum prallte. Trotz der in der Vergangenheit forcierten Ausstattung großer Alleenabschnitte mit Schutzplanken sind rund 40 Prozent aller getöteten Verkehrsunfallopfer bei Unfällen mit Baumberührungen ums Leben gekommen. Insgesamt verloren 32 Menschen hierbei ihr Leben.

„Noch immer wird die Gefahr eines Baumunfalls von vielen Fahrzeugführern unterschätzt“, hält Innenminister Caffier fest. „Kraftfahrer schätzen Kurven, schmale Straßen und Wildwechsel als größere Gefahrenquellen ein als Baumalleen und Straßenbäume“, so Caffier.

Unfallursachen

Die häufigste Unfallursache bei den schweren Verkehrsunfällen, also Unfällen mit getöteten und schwerverletzten Personen, war im letzten Jahr erneut „Geschwindigkeit“, gefolgt von „Vorrang/Vorfahrt“ und „Alkohol“.

Erfreulich ist, dass sich im Jahr 2017 die Unfallursache Alkohol bei Unfällen mit getöteten und schwerverletzten Personen im Vergleich zum Jahr 2016 um 8,3 Prozent reduzierte.

„Gerade auf Landstraßen können überhöhte Geschwindigkeit, riskante Fahrweise oder Unaufmerksamkeit und erst recht in Kombination mit Alkohol oder Drogen schnell fatale Folgen haben“, erklärt Innenminister Caffier.

Unfallbeteiligung

Nach wie vor bilden die Pkw-Insassen mit über 50 Prozent der bei Verkehrsunfällen Verunglückten den größten Anteil und sind demzufolge am meisten gefährdet. Erst mit Abstand folgt die Gruppe der Radfahrer sowie motorisierten Zweiradfahrer und Fußgänger. Allein bei den im Straßenverkehr verunglückten Fußgängern musste ein Anstieg um 1 Prozent registriert werden. Mit 520 verunglückten motorisierten Zweiradfahrern konnte dagegen erneut eine positiv rückläufige Entwicklung in Höhe von 11 Prozent im Vergleich zum Vorjahr festgestellt werden. Auch die Zahl der bei Verkehrsunfällen verletzten Fahrradfahrer sank um 35.

Während sich die Anzahl der verletzten Fahrradfahrer im Mehrjahresvergleich auf gleichbleibenden Niveau bewegt, bleibt festzustellen, dass der Anteil der zur Gruppe der Fahrradfahrer gehörenden verunglückten Pedelecfahrer erneut gestiegen ist. Im vergangenen Jahr wurden 71 Fahrer von Pedelecs infolge eines Verkehrsunfalls leicht- bzw. schwerverletzt. (2016: 47) Ihr Anteil an den Verunglücktenzahlen stieg mittlerweile von ein auf nun schon 4,7 Prozent.

Innenminister Lorenz Caffier: „Grundsätzlich ist der Anstieg der Unfallzahlen vorrangig durch die steigende Zahl der genutzten Elektrofahrräder zu erklären. Um jedoch insbesondere schwere Kopfverletzungen zu vermeiden, bin ich auch weiterhin für eine generelle Helmpflicht für Fahrradfahrer, vor allem für Pedelecnutzer, auch wenn ich weiß, dass das kein populärer Vorschlag ist.“

Altersgruppen

Dass die jahrelange, zielgruppenorientierte Präventions- und Repressionsarbeit ihre Wirkung zeigen, lässt sich an dem erneuten Rückgang bei im Zusammenhang mit Verkehrsunfällen verunglückten Personen in der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen erkennen. Mit insgesamt 23 weniger jungen Erwachsenen in diesem Bereich auf insgesamt 800 verunglückte Personen setzt sich der seit 2013 nach Einführung des Präventionsprojektes „CrashKurs MV“ eingetretene Trend auch im Jahr 2017 fort. Auch bei den Erwachsenen im Alter zwischen 25 und 34 Jahren ist ein deutlicher Rückgang festzustellen. Dennoch führt diese Altersgruppe mit insgesamt 1.142 Verunglückten die Rangfolge weiterhin an. In der Altersgruppe der über 65-jährigen wird der demografische Wandel in Mecklenburg-Vorpommern langfristig betrachtet auch in der Verkehrsunfallstatistik sichtbar. Mit 35 verunglückten Personen in dieser Altersgruppe mehr als im Vorjahr bzw. 1.121 Verunglückten insgesamt setzte sich der kontinuierliche Anstieg hier auch im Jahr 2017 fort.

Betrachtet man die Zahl der Verursacher von Verkehrsunfällen mit Personenschaden, ist zwar in der Altersgruppe der über 65-jährigen Verkehrsteilnehmer wie bei den Verunglückten ein Anstieg auf 894 festzustellen (+49), bei einem Bevölkerungsanteil von 23,6 Prozent ist diese Altersgruppe am Unfallgeschehen mit einem Verursacheranteil von 18 Prozent jedoch nach wie vor deutlich unterrepräsentiert.

„Damit sind Senioren in unserem Land grundsätzlich keine Risikofahrer!“, macht Innenminister Caffier deutlich. „Wir werden diese Verkehrsteilnehmer aber bezüglich unserer präventiven Verkehrssicherheitsarbeit verstärkt im Fokus behalten müssen und fortlaufend analysieren, ob neue Schwerpunkte in Bezug auf die Zielgruppen zu bilden sind.“

Beim Vergleich ihres Einwohneranteils und des Anteils an den Verkehrsunfällen mit Personenschaden zeigt sich, dass hier die Altersgruppe der 18- unter 25-Jährigen bei einem Bevölkerungsanteil von 5,1 Prozent aber mit einem Verursacheranteil am Unfallgeschehen von 12 Prozent deutlich überrepräsentiert ist. Demgegenüber kann allerdings festgestellt werden, dass sowohl in dieser Altersgruppe 32 Verursacher (577) wie auch in der Altersgruppe der 25-34jährigen insgesamt 170 Verursacher von Personenschadensunfällen weniger (894) festgestellt wurden, als noch im Vorjahr.

„Analog zu den Entwicklungen im Bereich der Verunglückten sank bei den jungen Fahrern bis 34 auch deren Anzahl und Anteil an den Unfallverursachern“, fasst Innenminister Caffier zusammen. „Hier greifen augenscheinlich die auf Langfristigkeit angelegten Maßnahmen, wie beispielsweise die Null-Promille-Grenze für Fahranfänger, das Begleitete Fahren ab 17 sowie unsere zielgruppenorientierte Präventionsveranstaltungen im Zusammenwirken mit unseren Partnern, insbesondere der Verkehrswacht sowie den vielen zumeist ehrenamtlichen Akteuren in den Verkehrsunfallkommissionen auf kommunaler Ebene.“

Polizeiliche Maßnahmen

Die Zahl der polizeilich festgestellten Ordnungswidrigkeiten insgesamt ist gestiegen. So stieg diese Zahl um 7,5 Prozent bzw. um 22.735 festgestellte Ordnungwidrigkeiten auf insgesamt 324.271. Insbesondere bei der Hauptunfallursache Geschwindigkeit wurden mit 218.136 polizeilich festgestellten Verkehrsordnungswidrigkeiten 12,2 Prozent bzw. um fast 23.700 mehr Verstöße festgestellt als im Vorjahreszeitraum.

Minister Caffier: „Die vielen Feststellungen machen deutlich, dass in unserem Bundesland auch schnell gefahren und damit das eigene Leben und das Leben anderer in Gefahr gebracht wird. Daher gilt für mich: Null Toleranz gegenüber Rasern, Dränglern, Ausbremsern und anderem verkehrsgefährdenden Verhalten auf unseren Straßen!“

Die Anzahl der Feststellungen von Geschwindigkeitsverstößen im Rahmen von Anhaltekontrollen ging im vergangenen Jahr um 7.828 Feststellungen in diesem Deliktsbereich zurück. Allerdings konnte durch die polizeilichen Anhaltekontrollen und insbesondere durch die Anhaltekontrollen der im vergangenen Jahr landesweit eingeführten Themenorientierten Verkehrskontrollen eine Steigerung der Anzahl festgestellter Verkehrsordnungswidrigkeiten bei den anderen Hauptunfallursachen erreicht werden.

So wurden bei den unfallträchtigen Vorfahrtsfehlern 2.718 Verstöße (plus 56 Prozent) mehr als im Vorjahr geahndet. Auch beim unzulässigen Überholen mit 3.392 Feststellungen sowie bei der unzulässigen Nutzung mobiler Kommunikationsgeräte mit 10.000 Feststellungen wurden jeweils mit über 10 Prozent mehr Verstöße zum Vorjahresvergleich geahndet.

 


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