Wer hat Leonie misshandelt? – Prozess geht in entscheidende Phase

22. November 2019

Der Prozess um den gewaltsamen Tod von Leonie aus Torgelow steuert auf seine entscheidende Phase zu. Gestern haben mehrere Zeugen ausgesagt, dass es vier Tage vor Leonies Tod einen heftigen Streit aus Eifersucht in der Familie gab. Der angeklagte Stiefvater will irgendwie mitbekommen haben, dass seine Lebensgefährtin sich mit jemand anderem eingelassen haben soll. Dazu soll nun auch die Mutter in den nächste Tagen genauer befragt werden. Danach will der Angeklagte wohl endlich sein Schweigen brechen, vermutlich am 9. Dezember.

Um möglichst genau zu klären, ob etwas am „Fremdgehen“ dran ist, war der 28-Jährige an jenem Tag zunächst erbost nach Anklam gefahren. Dort hatte er einen Bekannten getroffen, der ihn vermutlich mit Rauschgift versorgt hat. Das legen Textnachrichten nahe, die der Angeklagte öfter an den 25-Jährigen verschickt hat. In steter Regelmäßigkeit hatte der Stiefvater dabei „Hast Du Becks?“ gefragt. Bier habe man aber zusammen gar nicht getrunken, sagte der Zeuge vor Gericht. Dieser war erst vor kurzem zu einer Bewährungsstrafe wegen Drogenhandels verurteilt worden.

Niemand will etwas bemerkt haben

Anschließend hatte sich der Angeklagte, dem Mord und Misshandlung Schutzbefohlener vorgeworfen wird, so gesammelt, dass er zwei seiner Schwestern in seine Wohnung nach Torgelow „bestellte“. Zusammen stellte man die Lebensgefährtin dort zur Rede und befragte dabei auch Leonie. Diese soll gesagt haben, dass „Toni O.“ in der Wohnung war und sich sogar mit der Mutter geküsst habe. Ob das Ganze aber eher der Fantasie des Mädchens entsprungen ist, fragen sich nun die Richter. Denn der richtige Toni O. war jetzt auch als Zeuge beim Landgericht vorgeladen und verneinte vehement, dass er mit der Mutter Leonies „etwas hatte.“ Er sei nie in Torgelow gewesen.

Nun wird es darauf ankommen, dass das Gericht zweifelsfrei herausbekommt, wie Leonie zu ihren Verletzungen gekommen ist.

Nach Ansicht der Verteidiger könnte auch die Mutter selbst gewalttätig geworden sein. So hatte das Mädchen zum Jahreswechsel – nach ihrem Geburtstag zu Silvester – ein blaues Auge links, was Bilder beweisen. Niemand will etwas bemerkt haben. Nach dem 8. Januar hatte das Kind ein blaues Auge auf der anderen Seite und einen Bruch am Daumen, so dass sie nicht mehr allein essen konnte.

Wo war die Mutter?

„Als die Schwester des Angeklagten das Bild vom 11. Januar sah, war sie sehr ergriffen und erschrocken“, schilderte eine Polizistin am Gericht. Auf dem Bild musste der Stiefvater Leonie füttern. Das war einen Tag vor dem tragischen Vorfall. Die Tante weinte bei der Vernehmung.

Offen blieb gestern beim Gericht, ob die Mutter am 12. Januar nachmittags – als das Kind mit einem Puppenwagen angeblich die Flurtreppe hinuntergefallen sein soll – wirklich einkaufen und nicht in der Wohnung war. Die Ermittler haben keine passende Einkaufsquittung gefunden. Und auch in den Märkten, die die Frau angegeben hatte, hatte sie niemand erkannt. Ein Sachverständiger prüfte, ob die Schäden am Puppenwagen wirklich von einem Sturz an der Treppe stammen.

Man brauche große Kräfte, bis so ein Griff abbricht, sagte der Mann. Es sei „unwahrscheinlich“, dass das bei einem Mal herunterfallen von der Treppen passiert sei. Letztendlich blieb aber weiter unklar, ob Leonie zusammen mit dem Wagen heruntergestürzt war. Bei dem toten Mädchen waren zudem gebrochene Rippen, ein Bruch am Schlüsselbein und an einem Ellenbogen festgestellt worden. Wie alt diese Verletzungen sind, soll spätestens die Gutachterin vor Gericht erklären. Das wird erst im Januar sein.


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