Werkschau ehrt fast 94-jährigen Maler Wolfram Schubert

22. September 2020

Wenn einer 94 Jahre alt wird, hat er viel erlebt. Das trifft auch auf Wolfram Schubert zu. Der Maler, dessen farbenfrohe Bilder viele Kunstfreunde schätzen, gehörte vor 1989 zu den bekanntesten DDR-Künstlern, musste aber nach 1990 wie viele seiner Künstlerfreunde einen besonders harten Bruch hinnehmen. Einige seiner Werke, wie im Palast der Republik oder auch in Neubrandenburg, wurden abgerissen, Ausstellungen gab es nicht mehr.
Inzwischen haben nicht nur Kunstfreunde gemerkt: Schubert malte am besten, wenn er nicht im Auftrag politischer Botschaften unterwegs war. So nimmt es nicht Wunder, dass ein Umdenken in puncto Kunst in der DDR eingesetzt hat. Jetzt – 30 Jahre nach der deutschen Einheit – wird Schubert mit einer Werkschau geehrt, die am Sonntag im Kulturquartier Mecklenburg-Strelitz in Neustrelitz eröffnet wurde.

Als Expertin hat Kunstwissenschaftlerin Susanne Tippach-Schneider das Werk begutachtet, immerhin malt Schubert seit 70 Jahren. Der 1926 geborene Künstler musste noch in den Krieg ziehen, war fünf Jahre in Kriegsgefangenschaft. „Seitdem malt er immer wieder Memorys“, sagte die Expertin. Und auf keinem fehlt sein sogenanntes Kochgeschirr aus Blech – aus der Zeit des Hungerns.

Nachdem Schubert studiert hatte war er 1956 – als 30-Jähriger – in München. Dort in der Pinakothek sah er eine van-Gogh-Schau, und von da an hatte er seinen farbreichen Stil gefunden. In Neustrelitz sind alle Schaffensperioden vertreten: Grafiken aus Rostock, bunte Malereien von Landschaften, die er vor 1990 und nach 1990 auf die Leinwand brachte. Auch dort ist erkennbar: Schubert malte besonders befreit, seit er das Funktionärsdasein und andere Nebentätigkeiten aufgegeben hatte.

Die Ausstellung, etwa 30 Werke wie Bilder vom Alltag in Familien, Stillleben oder Landschaften, war möglich, weil der Maler sein Werk bereits dem „Archiv Bildende Kunst“ übergeben hat, das der Landkreis schuf, um Zeugnisse der regionalen Kunst- und Kulturgeschichte zu sichern.

Spannend dürfte es nun noch in Neubrandenburg werden. Dort hatte der Maler 1969 im Gebäude der SED-Machthaber ein zweiteiliges Bild mit dem vielsagenden Titel „Kampf und Sieg der Arbeiterklasse“ – natürlich mit Marx-Bild – geschaffen. Ein Werk, wie er es heute nicht mehr malen würde, hat er erklärt. „Man hat uns damals benutzt“, hatte er später seine Haltung zu dem Bild erklärt, das nach dem niedergeschlagenen  „Prager Frühling 1968“ entstanden war .
1990 war der „sozialistische Schinken“, wie ihn viele bezeichneten, zugebaut worden und soll nun wieder freigelegt werden. So hat es Oberbürgermeister Silvio Witt angekündigt. Allerdings auch mit einer erklärenden Einordnung. Zunächst soll aber der Denkmalschutz seine Expertise abgeben.

Die Schau in Neustrelitz läuft bis zum 8. Oktober.


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