Wie fair ist das Internet? Ein Blick auf Verbraucherschutz, Social Media und Webkultur

14. Februar 2021

Bereits in der Kindererziehung stellt sich die Frage, wie digital darf es denn sein? Schon die Kleinsten finden mittlerweile klassische Spielzeuge uninteressant und müssen – einmal am bunten Bilder-Hype des Smartphones geschnuppert – für die normalen Bausteine begeistert werden. Umso älter die Kids werden, desto schwieriger auch die Probleme. Rund um jeden von uns steht das Internet, die digitale Technik, Apps und Spiele, aber auch Filme, Streaming, Musik und die Antworten auf jede Frage, wer Google bemüht.
Das ist nicht nur eine Herausforderung für Eltern, sondern auch Erwachsene haben zum Teil Probleme mit der digitalen Welt. Es hat sich eine Webkultur entwickelt, die nicht immer von positiven Gefühlen geprägt ist. Stattdessen sorgt die Anonymität im Internet für weitere Gefahren. Ob Urheberrechtsverletzungen, Beleidigungen und Mobbing.

Die Größe des Internets

Im Internet gibt es mehr als 900 Millionen Webseiten. Auf diesen verschiedenen Webseiten tummeln sich etwa drei Milliarden Nutzer. Echte Menschen, die die teilweise anonyme oder nicht anonyme Kommunikation und weitere Möglichkeiten des Internets nutzen.

Obwohl das Internet mit all den Vorteil definitiv nicht mehr wegzudenken ist, so birgt es auch Gefahren. Es gibt Sicherheitslücken, und durch die kurzen Kommunikationswege entsteht eine große Breitenwirkung. Dadurch werden einzelne Nachrichten oder Mitteilungen immens in den Vordergrund gestellt – eine Mitteilung geht viral und durchflutet das Netz. Nicht immer sind derartige Mitteilungen von positiver Natur und schon gar nicht immer ehrlich oder überhaupt die Wahrheit.

Seriosität richtig einschätzen

Seit der Einführung der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) sind private Informationen besser geschützt. Trotz der DSGVO ist es nicht immer klar, ob sich Unternehmen auch tatsächlich daran halten (müssen), denn die Vorgaben gelten zunächst für den europäischen Raum. Internetangebote aus anderen Ländern fallen unter Umständen nicht darunter.

Ein großer Teil der Verantwortung liegt somit bei den Nutzern selbst. Zum einen beim eigenen Umgang mit privaten Informationen. Zum anderen sollte sich jeder damit auseinandersetzen, wie sich seriöse Portale und Anbieter erkennen lassen. Bereits das Impressum gibt Auskunft darüber, wer hinter einem Angebot steckt. Auch Bewertungen sollte man kritisch betrachten, denn sie sind nicht immer von Kunden verfasst. Dies sollte stets bewusst sein.

Sobald Geld mit im Spiel ist gelten zusätzliche strenge Vorgaben. Die sensiblen Daten bei Transaktionen müssen durch bestimmte Verfahren besonders geschützt werden. Das gilt nicht nur fürs Online-Banking oder -Shopping. Auch Casino-Portale müssen die gesetzlichen Regelungen erfüllen. Darüber hinaus gelten dort auch für die Spielabläufe und Gewinnchancen gewisse Vorgaben um ein faires Spiel zu gewährleisten. Nur wenn sich die Anbieter daran halten, bekommen sie eine Lizenz.

Die Gefahr der Anonymität im Internet

Auch die Anonymität im Internet birgt Probleme. Dadurch, dass Menschen nur selten mit ihrem Klarnamen Informationen und Meinungen verbreiten, sind sie umgangssprachlich mutiger. Die Anonymität gibt ihnen Schutz und Sicherheit.

Das bedeutet, dass anonyme Personen im Internet Informationen verbreiten können – und zwar meistens ohne rechtliche oder persönliche Konsequenz – die sowohl anderen Menschen wirtschaftlich oder sogar persönlich schaden können.

Cybermobbing und Cyberkriminalität

Ein großer Bestandteil des Internets ist das Thema Cyberkriminalität. Ein Bestandteil dessen ist das Cybermobbing. Tag für Tag werden despektierliche Nachrichten im Internet geteilt – dabei nimmt die Verbreitungsgeschwindigkeit immer weiter zu und die Anonymität bietet Schutz.

Opfer des Cybermobbings wissen sich oft nicht zu helfen, sie stehen gefühlt alleine mit ihren Problemen dar. Das größte Problem ist die Tatsache, dass in Deutschland Cybermobbing nicht als Straftat definiert wurde. Inhalte des Cybermobbings gelten aber sehr wohl als Tatbestände. Das können beispielsweise Beleidigung nach § 185 StGB, Nötigung nach § 240 StGB, Gewaltdarstellung nach § 131 StGB oder üble Nachrede nach § 186 StGB sein.

Das Problem gegenüber dem klassischen, oft körperlichen, Mobbing ist, dass das Internet-Mobbing viele „Vorteile“ aufweist. Es gibt keine zeitliche Begrenzung und ist auch räumlich komplett uneingeschränkt. Die Breitenwirkung ist sehr groß und die Anonymität – auch von ganzen Gruppen – spornt das Cybermobbing weiter an. Dazu kommt, dass diffamierende Daten im Internet gespeichert sind und dass die Reaktionen der Opfer für die Täter nie wahrnehmbar sind – oder wenn, dann ohne richtige Gefühlsregung.

Oft lösen Mobbing-Attacken im Internet einen Schneeballeffekt aus. Dadurch werden Äußerungen von einem Nutzer zum nächsten geleitet und irgendwann ist das gesamte Ausmaß nicht mehr abschätzbar. Durch den großen Mob der Anonymität senkt auch die Hemmschwelle, sodass sich alles weiter hochschaukelt.

Übrigens: Oft nimmt man selbst gar nicht wahr, dass man bereits dabei ist, andere Menschen im Internet möglicherweise zu mobben. Es ist oft nur eine Hänselei zu viel.

Was kann man tun gegen Cybermobbing?

Als Betroffener von Cybermobbing sollte man beleidigende oder diffamierende Dinge nie ignorieren oder stillschweigend zur Kenntnis nehmen. Voreilige Reaktionen sind aber ebenso unpassend.

Die Erstellung einer neuen E-Mail-Adresse, falls sich das Mobbing per Mail abspielt, kann hilfreich sein. Rufschädigende Mitteilungen sollten jedoch in jedem Fall gespeichert werden, um eventuelle Beweismittel zu sichern.

Sollte das Cybermobbing in sozialen Netzwerken stattfinden, sollte die Personen auf der jeweiligen Plattform sperren und den Betreiber informieren. Hilfe bei Beratungsstellen, aber auch Verwandten und Freunden suchen ist ebenso wichtig, denn Betroffene müssen Anfeindungen nie allein gegenüberstehen. Im schlimmsten Fall kann auch der Gang zur Polizei oder zum Anwalt ein Rat darstellen.

Die Umsonstmentalität im Internet

In den Medien ist nicht nur Cybermobbing ein Problem, sondern auch der Begriff der Umsonstmentalität wird häufig diskutiert. Als Synonym kommen die Kostenloskultur, Umsonstkultur oder Gratiskultur ebenso zum Einsatz.

Der Begriff beschreibt das im Internet verfügbare Angebot von kostenlosen Inhalten oder Produkten. Den Anfang machte dieser Begriff im 20. Jahrhundert. Die Gratiszeitung entwickelte sich, welches neben den redaktionellen Inhalten auch Anzeigen und Infos im Internet bot. Das Internet war damals noch nicht so verbreitet, sodass die kostenlosen Inhalte rein wirtschaftlich betrachtet keine Gefahr für Unternehmen darstellten.

In den 2000er Jahren verbreitete sich das Internet allerdings stärker und Online und Print gingen in Konkurrenz. Nach wie vor boten die meisten Zeitungen auch Angebote online an. Die ersten Versuche, diese oft zusätzlichen Inhalte kostenpflichtig anzubieten, scheiterten. Unternehmen versuchen, das Ende der Gratiskultur einzuläuten.

Umgekehrt gibt es aber auch Gegenstimmen. Thomas Knüwer, ein Blogger und Wirtschaftsjournalist, gab bereits 2009 an, dass eine Gratiskultur im Internet gar nicht existiere. Stattdessen soll es ein Mythos der Medienunternehmen sein, da Zeitungen schon immer durch Werbung subventioniert würden. Die Gratiskultur soll also eine kleine Ausrede sein. Vergleichbar mit dem Privatfernsehen, das schon seit fast 30 Jahren durch das Free-TV umgesetzt wird.

Urheberrechtsverletzungen – Nicht alles ist Gratis

Sei einmal dahingestellt, wie die Gratismentalität tatsächlich betrachtet werden sollte. Eines ist Fakt – im Internet ist nicht alles gratis, was auf den ersten Blick gratis erscheint. Häufig sind Nutzern im Internet gar nicht bewusst, dass sie eine Urheberrechtsverletzung begehen.

Vorrangig betroffen von diesem Problem sind Musiker, Texter, Fotografen, Filmemacher – im Allgemeinen Künstler. Die Daten und Inhalte sind im Internet verfügbar – doch eigentlich nicht kostenlos. Kultur im Allgemeinen wird als kostenloses Gut angesehen, doch die Künstler selbst müssen davon leben können. Genau das ist das Problem der Umsonstmentalität, denn wenn alle Inhalte umsonst sind, wie leben Künstler dann von nicht vorhandenen Einnahmen, um jene Kultur aufrechtzuerhalten, die wir so gerne umsonst konsumieren?

Wer diesen Gedanken innerlich einmal weiterführen möchte, sollte beim Projekt Fair Play vorbeischauen. Hierbei handelt es sich um ein Konzept-Album, bei dem verschiedene Künstler aus unterschiedlichen Branchen ihre Meinungen zum Thema Respekt vor dem geistigen Eigentum im digitalen Zeitalter zum Besten geben. Künstler nehmen Stellungen dazu und wer das Projekt unterstützen möchte, kann entsprechende Käufe tätigen und gleichzeitig noch etwas lernen. Übrigens ist dieses Projekt nicht durch Verbände oder Industrien entstanden, sondern durch die Künstler selbst. Preisträger, YouTube-Stars, Weltmeister und viele weitere Künstler ihrer Szene werden damit unterstützt.

Bilder:
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