„Wir hatten keine Chance“: Notfallmediziner sollen im Fall Leonie nur zum Schein gerufen worden sein

26. September 2019

Im Prozess wegen „Mordes durch Unterlassen“ gegen den Stiefvater der kleinen Leonie aus Torgelow in Vorpommern sind erste Widersprüche zu Aussagen des Angeklagten aus Vernehmungen aufgetaucht. So betonten mehrere Mediziner gestern vor dem Landgericht, dass Leonie schon mehrere Stunden tot gewesen sein musste, bevor die Retter überhaupt gerufen worden waren. Der erste Notruf ging am 12. Januar um 19.26 Uhr bei der Rettungsleitstelle ein, ein zweiter um 19.28 Uhr. Um 19.32 waren ein Notarzt und drei Sanitäter in der Wohnung des 28-Jährigen aus Anklam, der dort mit Leonie, ihrem Bruder, der Mutter der Beiden und einem gemeinsamen Kleinkind wohnte.
„Wir hatten eigentlich gar keine Chance“, sagte der Notarzt Robert Papendieck als Zeuge

Vermutlich – aber das wurde erst im Laufe des Einsatzes klar – sei die Sechsjährige schon „mehrere Stunden tot gewesen“. Die Retter hatten über mehr als 40 Minuten versucht, das Kind wiederzubeleben – ohne Erfolg (WsM berichtete).

Im Nachhinein habe man den besonders schweren Einsatz noch einmal rekapituliert. So waren die Arme und Beine des Kindes schon sehr kalt als man kam. Ihre Augen waren leicht milchig und eher trocken – im Vergleich zu Augen, die sonst immer mit Flüssigkeit versorgt würden und eher glänzten. Ein Sanitäter berichtete, dass er beim Legen einer Venen-Spritze feststellte, dass kein Blut mehr entgegenkam. Das seien alles Zeichen für einen länger zurückliegenden Todeszeitpunkt. Deshalb und wegen vieler Verletzungen, so gab es eine Kopfwunde und auch noch einen Bruch am Arm, habe man die Polizei informiert. Zudem hatte das Mädchen nasse Haare, im Zimmer war es extrem kühl, das Fenster stand gekippt offen und der Fernseher lief mit einer Kindersendung.

Notrufe im Gericht abgespielt

Dem Stiefvater des Mädchens wird Mord durch Unterlassen und Misshandlung von Schutzbefohlenen vorgeworfen. Er soll Leonie mehrfach schwer misshandelt haben, was er abstreitet. Sie starb am 12. Januar an den Folgen der Verletzungen. Die Staatsanwaltschaft ist der Meinung, dass entweder der Stiefvater allein oder er und die Mutter so spät Hilfe geholt hatten, um Taten zu verdecken.
Der Angeklagte schweigt bisher vor Gericht, hatte aber mehrfach – auch beim Notruf um 19.26 Uhr von einem Treppensturz des Mädchens im Treppenhaus gegen 15 Uhr gesprochen. Sie soll unbeaufsichtigt mit einem Puppenwagen hinuntergefallen sein.

Gestern wurden auch die Notrufe vor Gericht abgespielt. Dort war der Stiefvater zu hören, der anfangs erklärte „Sie ist bewusstlos“. Als plötzlich im Hintergrund ein Weinen eines Kindes bei ihm erklingt, sagte der Stiefvater mehrfach „Alles gut Leonie“. Der Beamte, der den Notruf entgegennahm reagierte mit: Das Mädchen sei ja dann wohl nicht bewusstlos. Da sagte der Stiefvater nicht, dass ein anderes Kind weint, sondern: Sie ist noch ansprechbar.

Kurz darauf hat er nochmal den Notruf gewählt, um zu fragen, wo die Retter bleiben. Auch da war wieder ein Weinen und ein „Alles gut Leonie“ zu hören. Da soll das Mädchen aber schon lange tot gewesen sein.

Atnworten auf solche Fragen will der Angeklagte am 25. Oktober geben. Vorher soll die Mutter als Zeugin gehört werden.

Auch der zweijährige Bruder Leonies hatte mehrere Verletzungen am Kopf, darunter wie die Schwester ungewöhnliche tiefe Wunden innen an den Lippen. Das sagte eine Ärztin, die die Kinder in der Nacht zum 13. Januar noch untersuchte. Nur der Säugling – das gemeinsame Kind des Paares – hatte keine Verletzungen.


Eine Antwort zu “„Wir hatten keine Chance“: Notfallmediziner sollen im Fall Leonie nur zum Schein gerufen worden sein”

  1. Peter Baranowski sagt:

    Der Stiefvater muss für immer weggesperrt werden das sowas nicht mehr vor kommt.
    Das sieht man ja was raus kommt wen das Jugendamt früher eingegriffen hätte. Weil das Jugendamt immer zu spät eingreift und mache Sachen gar nicht sehen möchten. Das Jugendamt ist auch schuld für den Mord das ist meine wissen. Mir tut nur der Leibliche Vater richtig leid und hoffe das er die Sachen irgendwann mal vergessen kann auch wen es richtig schwer ist. Ein leben aus zu löschen und zu Misshandeln ist ein richtiger Skandal. Wer sowas macht ist ein Fach Krank in Kopf.
    Ich wünsche den Leiblichen Vater von Leonie alles gute und das es bald alles vorbei ist mit der Verhandlung das er den nie wieder sehen muss