Wo Ballgäste von der Hirschkeule zum Hechtfilet flanieren

20. November 2014

zur3Vor diesem Artikel müssen wir warnen: Wer gerade versucht, ein paar Kilo abzunehmen, sollte ihn lieber nicht lesen. Denn wir haben dem Küchenchef des Radisson blu Schloss Fleesensee, Reinhard zur Kammer, entlocken können, womit er am Sonnabend beim sechsten Flanierball die Gaumen der Gäste verwöhnen will.

Aufregung scheint der Profi-Koch nicht zu kennen. Obwohl in zwei Tagen rund 800 Gäste seine Künste beurteilen, macht Reinhard zur Kammer noch einen ziemlich gelassenen Eindruck. Das hat er wahrscheinlich der jahrelangen Erfahrung zu verdanken, aber sicher auch der guten Vorbereitung. Denn: „Wir beginnen mit den Vorbereitungen schon bei der Manöverkritik des letzten Balls“, so der 57-Jährige gegenüber „Wir sind Müritzer“.

Sämtliche Zutaten hat er bereits Anfang November bestellt, und zwar bei vielen regionalen Erzeugern. Denn auch wenn der Küchenchef in der Region nicht alles kaufen kann, versucht er doch möglichst viele Produkte aus dem Umland auf die Teller zu bringen. Wie die verschiedenen Fischspezialitäten von den Müritzfischern und das Fleisch von Müritz-Wild. So eine geschmorte Hirschkeule schmeckt doch gleich noch besser, wenn man weiß, dass sich der Geweihträger in heimischen Wäldern herumgetrieben hat. Und vom Hechtfilet legt man gerne noch ein zweites Stückchen auf den Teller, weil der Fisch noch vor kurzem in der Müritz auf Nahrungssuche war.

Kilometer für Kilometer

zur2Alles in allem können sich die Ballgäste in zehn verschiedenen „Lokalen“, die Reinhard zur Kammer und seine Mitarbeiter im Schloss aufgebaut haben, ihr Menü zusammenstellen. Das fängt bei Tappas an, geht über Sushi, mediterrane Spezialitäten und regionale Gerichte und hört beim großen Dessertbuffet längst noch nicht auf. Allein bei den süßen Leckereien haben die Gäste die Qual der Wahl zwischen 40 verschiedenen Köstlichkeiten. Die Entscheidung, ob nun das Hugo-Törtchen für einen kneifenden Hosenbund sorgen soll oder doch lieber Mohrenköpfe mit Yoghurt-Sandorn die Fettpölsterchen ernähren, wird sicherlich nicht leicht. Erst recht nicht, wenn man zuvor schon bei der rosa geschmorten Lammkeule, bei den Garnelen mit Fenchel oder bei den „schlüpfrigen“ Austern zugeschlagen hat.

ZurReinhard zur Kammer wird am Sonnabend wohl nicht zum Schlemmen kommen. Er sorgt gemeinsam mit seinen 38 Köchen dafür, dass alle Gäste satt und glücklich werden. Dafür muss er im Schloss einige Kilometer zurücklegen, denn das weiteste Buffet ist exakt 236 Meter von der Küche entfernt. Und auch wenn der Küchen-Profi bei seinen Kontrollgängen hier und da stehen bleibt, um Bekannte zu grüßen – mit seinen Gedanken ist er ganz woanders. Erst spät in der Nacht oder besser früh am Morgen, wenn der letzte Partygast im Bett liegt und rund 40 000 Geschirrteile abgewaschen sind, kann auch er wieder durchatmen.

Die 38 Köche reisen übrigens aus ganz Deutschland an, einer arbeitet derzeit in St. Petersburg. „Das sind viele ehemalige Lehrlinge von mir, die gerne kommen, um beim Flanierball zu unterstützen. Da sitzt jeder Handgriff. Wir sind schon ein eingespieltes Team“, berichtet Reinhard zur Kammer. Und sogar ein bisschen familiär wird’s an den Töpfen, denn unter den Köchen sind neben dem Sohn des Chefs auch zwei seiner Neffen.


Kommentare sind geschlossen.