Wölfe reißen immer mehr Schafe und andere Nutztiere

6. November 2018

Mit der wachsenden Zahl der Wölfe steigt in Mecklenburg-Vorpommern die Zahl der getöteten und verletzten Schafe, Rinder, Damwild in Gattern und anderer Nutztiere weiter stark an. Wie „Wir sind Müritzer“ aus dem Schweriner Umweltministerium erfuhr, sind in diesem Jahr bereits etwa 140 Nutztiere von Wölfen attackiert worden – mitunter trotz Wolfsschutzmaßnahmen. Das sind fast doppelt so viele wie im bisherigen Rekordjahr 2017, als das Ministerium 88 getötete und verletzte Nutztiere zählte, bei denen der Wolf als Verursacher in Frage kam.
Für viel Unmut bei Landwirten und Schäfern sorgten zuletzt solche Wolfsattacken wie in der Drewitzer Heide, wo es mindestens elf Schafe traf, und in der Region Ludwigslust, wo gleich 35 zu einem großen Teil Mutterschafe gerissen und 17 Schafe schwer verletzt wurden.

In mehreren Fällen waren die Schafe sogar mit sogenannten wolfssicheren Zäunen gesichert, was die Raubtiere aber nicht von ihren Angriffen abhielt. Beim letzten spektakulären Fall vor wenigen Tagen hatte der Schäfer rund 600 Tiere auf einer Weide an einem Deich, die sogar mit Herdenschutzhunden gesichert waren. Dabei sollen die Schafe vermutlich durch mehrere Wölfe aber so aufgeschreckt worden sein, dass sie in Panik den E-Zaun niederrissen und damit die Wolfsattacken ermöglichten.

Die Bauern im Nordosten fordern schon lange, dass es endlich möglich sein muss, aggressive Wölfe – die sich immer wieder in die Nähe von Nutztieren wagen – auch zu schießen.

Bauernverbände fordern Konsequenzen

Im Norden Brandenburgs und im Süden Mecklenburg-Vorpommerns jagen vermutlich Wölfe aus mindestens fünf Rudeln. So sind Wolfsrudel in der Kalißer Heide bei Lübtheen, in der Retzow-Jännerstorfer Heide südlich von Plau und Parchim, auf dem Bombodrom-Gelände bei Wittstock sowie in Vorpommern bei Löcknitz sowie in der Ueckermünder Heide nachgewiesen.
Dazu kommen immer wieder durchstreifende Raubtiere sowie je ein Wolfspaar im Forstamt Jasnitz im Südwesten und in der Nossentiner Heide sowie ein Einzelwolf im Müritz-Nationalpark nachgewiesen.

„Es darf nicht sein, dass der Wolf über das Leben unserer Nutztiere und die Sicherheit im Ländlichen Raum gestellt wird“, kritisierten Vertreter von Bauernverband und Schafzuchtverband, die endlich Konsequenzen von der Politik bis nach Brüssel fordern.

Informationen zu Schadensfällen nimmt das Wolfsmanagement MV unter der Schadenshotline 0170-765 88 87 entgegen. Informationen (Fotos, Videos) zu Wolfssichtungen nimmt der Koordinator des Wolfsmonitorings Dr. Stier (stier@forst.tu-dresden.de) entgegen. Eine Möglichkeit zur Online-Eingabe entsprechender Hinweise bei Wolfsverdacht besteht auch unter dem Schlagwort „Monitoring“ auf der Internetseite www.wolf-mv.de.


20 Antworten zu “Wölfe reißen immer mehr Schafe und andere Nutztiere”

  1. Bille sagt:

    Ich bin ja kein Experte,nur ein ganz normaler Bürger der sich so seine Gedanken macht…..
    Noch reden wir von Nutztieren und den Schäden…..das alleine ist ja schon schlimm genug.
    Wir wohnen mitten drin…..die Nossentiner Heide ist vor unserer Haustür,nach solchen Berichten geht man bestimmt noch entspannt in Hütte oder Drewitz in den Wald um zu Pilze sammeln und spazieren….
    Der Wolf hat eine natürliche Scheu ,sagt man,aber bleibt das so?
    Der Fuchs sitzt doch auch am helllichten Tag auf unserem Hof in der Sonne und die Jungen spielen zu viert unter dem Apfelbaum.
    Der Förster zuckt mit den Schultern und der Bürger steht alleine da….der Fuchs darf zudem ja auch bejagt werden und trotzdem sind es zu viele….das wird beim Wolf nicht anders kommen . Die Rudel vermehren sich zusehends.
    Die Menschen im ländlichen Raum haben das Problem und müssen das ausbaden,was von irgendwelchen Ideallisten in der Großstadt am runden Tisch beschlossen wurde….
    Ich verstehe den Unmut der Landwirte .
    Wenn der erste Hundehalter beim Waldspaziergang die unliebsame Begegnung mit dem Wolf macht …..was dann?
    Es wird immer zu lange gewartet…wenn man selbst nicht betroffen ist, ist es ja nur halb so schlimm……..werdet aktiv !!!

  2. Elisabeth Ertl sagt:

    Deutschland ist durch Klimawandel, Flächenverbauung und Zuwanderung vom Lebensmittelexporteur zum -importeur geworden. Das kann nur kompensiert werden, indem man extensive Weideflächen einer intensiveren landwirtschaftlichen Nutzung zuführt. Die Leiterin der Naturschutzstation in Förstgen hat betont, ihr Hauptproblem sei nicht der Wolf, sondern der Druck, die Flächen zu intensivieren. Wolfsschützer Ulrich Wotschikowsky spricht sich dafür aus, Programme zur Erhaltung von Landschaftsbildern durch Schafbeweidung auf den Prüfstand zu stellen. Würde man sich ohne Wolf politisch dazu bekennen, gäbe das einen unbeherrschbaren Aufstand umweltbewusster Menschen. Wenn man sagen kann, der Wolf sei gut fürs Ökosystem, kann man das gegenüber der Minderheit der Weidetierhalter viel besser durchsetzen. Und man kann auch noch die Bauern als unfähig hinstellen, weil sie den Herdenschutz nicht beherrschen. Es ist schon richtig, dass eine leistungsfähige Landwirtschaft die Basis der Gesellschaft ist und man um diese Intensivierung vielleicht nicht herumkommt. Aber mehr Ehrlichkeit darf gefordert werden.

    • DirkNB sagt:

      Deutschland ist Lebensmittelimporteuer? Das mag für einen bestimmten Teil vielleicht gelten (Südfrüchte zum Beispiel). Aber deutsches Billigfleisch macht auch die Fleischpreise in den anliegenden Ländern kaputt, weil davon zuviel erzeugt und exportiert wird. Also kann das mit dem Importeuer allgemein schon mal gar nicht stimmen.
      Intensivierung der Landwirtschaft? Also noch mehr Industrialisierung? Noch mehr nicht artgerechte Tierhaltung? Und demgegenüber: Noch mehr stillgelegte Flächen?
      Vermutlich importieren wir die Lebensmittel, die wir importieren auch nur deshalb, weil die einheimischen Produkte etwas teurer sind und die Kunden – also wir – sie deshalb nicht kaufen. Und trotzdem werden von den Lebensmitteln auf dem Weg vom Feld bis auf den Teller (und auch danach) über ein Drittel aus unterschiedlichsten Gründen entsorgt/weggeschmissen. Der Verbraucher sollte das erzeugte erstmal intensiver nutzen, der Handel nicht so viel wegschmeißen. Bevor wir für mehr Tierunwohl in der (intensiven) Landwirtschaft sorgen.

      • Elisabeth Ertl sagt:

        @ DirkNB:
        Gemeint ist die Bilanz, die ja für die Ernährungssouveränität eines Landes maßgeblich ist: IN SUMME wurde mehr importiert als exportiert. Vor wenigen Jahren war das noch anders. Einen Grund dafür habe ich vergessen: die Zunahme der Produktion von Biogas, Biodiesel etc. Man kann eben nicht alles haben: Ernährungssouveränität, möglichst mit biologischen Lebensmitteln PLUS Energiewende (weg von Atom, Kohle und Erdgas) PLUS artgerechte Weidehaltung auf Extensivflächen. Derzeit geht es zu Lasten der Weidewirtschaft – die Wolfsmanie der städtischen Bevölkerungsmehrheit machts möglich. Ausnahme Bayern, wo man am heftigsten gegen den Wolf agiert. Warum? Die Lüneburger Heide kann man in Roggen- und Hirsefelder verwandeln, wenn es sein muss. Aber auf einer Alm kann man nur Tiere weiden, die eignet sich nicht einmal zur Aufforstung.

      • Elisabeth Ertl sagt:

        Gemeint ist die Bilanz, die ja für die Ernährungssouveränität eines Landes maßgeblich ist: IN SUMME wurde mehr importiert als exportiert. Vor wenigen Jahren war das noch anders. Einen Grund dafür habe ich vergessen: die Zunahme der Produktion von Biogas, Biodiesel etc. Man kann eben nicht alles haben: Ernährungssouveränität, möglichst mit biologischen Lebensmitteln PLUS Energiewende (weg von Atom, Kohle und Erdgas) PLUS artgerechte Weidehaltung auf Extensivflächen. Derzeit geht es zu Lasten der Weidewirtschaft – die Wolfsmanie der städtischen Bevölkerungsmehrheit machts möglich. Ausnahme Bayern, wo man am heftigsten gegen den Wolf agiert. Warum? Die Lüneburger Heide kann man in Roggen- und Hirsefelder verwandeln, wenn es sein muss. Aber auf einer Alm kann man nur Tiere weiden, die eignet sich nicht einmal zur Aufforstung.

        • DirkNB sagt:

          Neulich habe ich mal einen Beitrag im Fernsehen gesehen, wo die verschiedensten Produkte im Haushalt so herkommen, Möbel, Kleidung und Essen. Erstaunlich war, dass selbst im Vorratsschrank nicht sehr viel übrig blieb, wenn man alle Produkte entfernt, die nicht „Made in Germany“ sind. Prozentual war es aber immer noch am meisten, da Möbel, Technik und Kleidung quasi zu 99% nicht in Deutschland produziert werden. Was erstaunt.
          Aber zum Thema. Vermutlich stehen sich da auch zwei andere Parte diametral gegenüber: Ernährungssouveränität und Globalisierung. Gewürze aus aller Welt, Würzsoßen aus Fernost, Pasta aus Südeuropa, Wurst und Schinken aus Spanien und Italien, Reis aus Italien oder Fernost, Soja aus Fernost oder Amerika, Steaks aus Südamerika, Meeresfisch aus den Gewässern weltweit (die Beispiele ließen sich beliebig fortsetzen), wer wollte schon auf all das verzichten in der modernen Küche? Der Handel machts möglich und warum sollte das schlecht sein? Allerdings ist es nicht nur der Handel. Viele Produkte sind – in ihren Herkunftsländern hergestellt – einfach auch besser. Noch mehr Produkte sind – Geiz ist geil – anderswo billiger zu bekommen als wenn sie vor Ort hergestellt werden. Und liefern dann auch noch bessere Qualitäten als vor Ort verfügbare. Typisches Beispiel: Schicke ägyptische Kartoffeln oder die dickschalig sandigen deutschen Lagerknollen, was landet im Einkaufswagen? Der Handel ist an der Situation nicht ganz unschuldig, aber der Verbraucher sollte sich auch mal an die eigene Nase fassen.
          Die Frage ist trotzdem, ob die Ernährungssouveränität überhaupt ein anstrebenswertes Ziel ist. Die Auswahl an frischem Obst und Gemüse dürfte eher eingeschränkt sein. Die Grundnährstoffe bekommen wir aber nach wie vor locker selber zusammen. Auch wenn wir es zur Zeit nicht tun. Aber: Ich finde es besser, wenn die Völker miteinander Handel treiben als wenn sie sich gegenseitig bekriegen würden.

          • Elisabeth Ertl sagt:

            Wenn ich sage, BILANZ, dann stelle ich den Handel ja nicht in Frage. Der Handel verhindert beispielsweise ja auch, dass eine Region im Fall einer Missernte verhungert. Die GAP der EU war eine Frucht der Hungererfahrung der beiden Weltkriege! Dass von Missernten betroffene Regionen nicht hungern müssen, setzt voraus, dass anderswo etwas produziert wurde und dort nicht gebraucht wird. Da muss jemand den Überblick haben, und das ist der Grund, warum Bauern ihre Produktion öffentlichen Stellen penibel melden müssen, auch im vorhinein. Da scheint jedes neu geborene, jedes gerissene oder sonstwie verendete und jedes geschlachtete Tier auf. Das Ziel einer ausgeglichenen Bilanz jedes einzelnen Landes, wie sie die UNO einfordert, ist ein ethisches Ziel im Sinne der ganzen Menschheit. Vernachlässigt ein mächtiges Land wie Deutschland seine Ernährungssouveränität und macht sich von Import abhängig, ist das nicht nur eine fahrlässige Gefährdung der Versorgungssicherheit des eigenen Volkes im Krisenfall, es führt ohne Krise in dieser kapitalistischen Welt auch erfahrungsgemäß zur Ausbeutung ärmerer Länder und zu Hunger dort. Gerade weil die Welt globalisiert ist, sind die Landwirtschaften der einzelnen Länder als kommunizierende Gefäße zu betrachten. Jedes gerissene Schaf fehlt nicht nur dem betroffenen Bauern, es belastet die Ernährungssouveränität des Landes, und es kann irgendwo dazu beitragen, dass ein Mensch verhungert. Das ist bei der gegenwärtigen Zahl der in Deutschland gerissenen Tiere natürlich ein zu vernachlässigender Faktor. Weniger lustig ist es in den Alpen, die man landwirtschaftlich anders nicht nutzen kann als mit Weidewirtschaft. In den französischen Alpen fördert der Staat den Herdenschutz in den vielen Nationalparks mit hohen Summen. Trotzdem ist dort seit der Wiederbesiedlung durch den Wolf Anfang der 1990er Jahre die Zahl der Nutztiere um fast die Hälfte zurückgegangen, weil immer mehr Bauern aufgeben, insbesondere dort, wo die Weideflächen klein sind. Übrig bleiben nur die großen Herden, die man leichter schützen kann. Und trotz mittlerweile drei Meter hoher Nachtpferche, Hirten und Hunden und sogar trotz Abschuss von jährlich 40 Wölfen steigt die Zahl der Risse jährlich an, auch in geschützten Herden, und betrug 2017 bereits über 11.000. Auf den verlassenen steilen Hochflächen beginnt bereits die gefährliche Bodenerosion, der Verlust von Pflanzenmasse, was im Hinblick auf den Klimawandel verheerend ist. In der Schweiz ist allein in den letzten drei Jahren, in denen sich die Wölfe sprunghaft vermehrt haben, die Zahl der Weideschafe um 30% zurückgegangen. Trotz der wirklich vorbildlichen staatlichen Förderung des Herdenschutzes geben die Bauern auf. Als einer der bedeutendsten Faktoren dabei gilt die psychische Belastung der Hirten in diesem gefährlichen Gelände. Und das ist es, was die Bayern mit ihrem Alpenanteil im Hinblick auf den Wolf so nervös macht, auch wenn das vom Rest Deutschlands nicht verstanden wird. Dass sich die Zahl der Weidetiere in Sachsen halbiert hat, kann den städtischen Wolfsschützern egal sein, das gefährdet volle Supermarktregale in keiner Weise. Noch viel nervöser als die Bayern sind die Bauernverbände in Österreich mit seinen 2/3 Alpenanteil an der Gesamtfläche, wo immerhin 20% der inländischen Lebensmittel erzeugt werden. Österreich kämpft derzeit besonders um Ernährungssouveränität, weil die politischen Vorgänge am Balkan nichts Gutes verheißen. All diese Zusammenhänge sind natürlich für einen durchschnittlichen Wiener Wolfsschützer viel zu kompliziert, und man verschweigt die Gefahren öffentlich auch ganz bewusst, um keine Hamsterkäufe zu provozieren. Wer Einblick hat, den kann diese Wolfsmanie, die der WWF auch in Österreich provoziert hat, schon einigermaßen verzweifeln lassen.

          • ThomasS. sagt:

            Liebe Frau Ertl, sie bringen da aber einiges durcheinander und interpretieren manche Zahlen falsch.

            A) Bauern geben nicht nur auf wegen dem Wolf.
            Auch stärkere Konkurrenz am Markt (Weltmarkt) wird da ein Faktor sein.

            B) Unsere Ernährungssouveränität wird auf keinen Fall durch den Wolf bedroht. Einfach mal die Zahlen anschauen welche Mengen in Deutschland hergestellt werden. Auch Fleischmengen.

            C) Einzelne Branchen (Schafe, Ziegen) mag es härter treffen, als andere Branchen (Rinderzucht). Hier helfen aber höhere Entschädigungen für Risse von Wölfen.

            D) Die Export-Import Diskussion fußt schon mal auf der Annahme, dass man alle Produkte miteinander vergleichen kann. Das kann man aber nicht.
            Wenn sie 1 Kilogramm Äpfel für 1 Euro nach Norwegen exportieren und 1 Flasche Wein aus Frankreich für 3 Euro importieren, dann sieht die Bilanz für Deutschland sehr schlecht aus. Nämlich 2 Euro Nettoimporteur.
            Ähnlich zum Beispiel Export von Zucker/Zuckerrüben nach Frankreich und danach Import von Bonbons.
            Die reine Export-Import-Bilanz in Euro ist eine Wirtschaftskennzahl und keine Ernährungskennzahl.
            Die UNO ist für eine ausgeglichene Bilanz, weil es sonst Länder gibt die auf Schulden leben (Nettoimporteure) und andere profitieren davon (Nettoexporteure). Dies schafft Konflikte.

            E) „Die Bauern im Nordosten“ beklagen sich in diesem Artikel und fordern den Abschuss von aggressiven Wölfen. Keine Österreicher und keine Bayern.

            Die nackten Zahlen:

            Der Verband der Schaf- und Ziegenzucht in Mecklenburg-Vorpommern vermeldet 70.700 Schafe und 5.000 Ziegen in M-V.
            144 Nutztiere wurden dieses Jahr gerissen – 76.000 Schafe/Ziegen gibt es. (Zusätzlich im Jahr 2012 noch 544.600 Rinder, 864.000 Schweine)
            Wo sehen sie die Ernährungssouveränität in Gefahr?

          • Elisabeth Ertl sagt:

            Herr Thomas S.:

            Es ist richtig, Bauern geben nicht nur wegen dem Wolf auf. Das Landgrabbing der Agrarkonzerne, das in Osteuropa schon weit fortgeschritten ist, das wird auch vor Deutschland nicht Halt machen: Zuerst zwingt man in Kooperation mit den Handelsketten die Bauern über niedrige Preise zur Aufgabe, dann übernimmt man die Agrarflächen und sucht das Monopol der Lebensmittelerzeugung zu kriegen, um die Preise dann wieder in die Höhe schnellen zu lassen.

            Dass die Ernährungssouveränität in Deutschland durch den Wolf bedroht wird (anders als in den Alpenländern!), das habe ich auch nicht behauptet – im Gegenteil: Der Wolf zwingt die extensive (wenig Produktion pro Fläche) Weidewirtschaft zur Aufgabe, dadurch kann auf diesen Flächen Ackerbau oder zumindest Feldfutterbau betrieben werden, der mehr Ertrag liefert. Ich habe gesagt, dass das mit ein Grund ist, warum die Politik in Deutschland den Wolf fördert, eben um die Ernährungssouveränität zu erhalten und nicht zu gefährden.

            Was mich an der Entschädigung trotzdem stört: Man tut so, als ob wir Geld essen könnten, als ob wir nicht in Wahrheit von Fleisch, Milch, Getreide, Obst, Gemüse etc. leben. So lange es in der Welt Hunger herrscht, fehlt letztendlich jedes gerissene Schaf – wie übrigens natürlich auch jedes Lebensmittel, das im Müll landet, jedes Kilogramm Getreide, mit dem zum Zweck ungesund hohen Fleischkonsums ein Masttier gefüttert wird etc.

            Daher geht es bei der Ernährungssouveränität in Punkto Import/Export um Mengen von Fleisch, Milch, Eiern, Getreide, Obst, Gemüse und nicht um Euro! Man kann doch Geld nicht essen! Das wird von staatlichen Stellen gemacht, die dafür sorgen, dass wir genug zu essen haben. Das ist keine Wirtschaftskennzahl.

            Die Weidetierhalter im Nordosten sind auch tatsächlich vom Wolf bedroht, weil es dort die meisten Wölfe gibt. Die österreichsichen Bauern kämpfen jetzt gleich von vorneherein um wolfsfreie Alpen.

          • Elisabeth Ertl sagt:

            Wenn Sie es noch immer nicht glauben, dass das Ende der Weideschafhaltung in Deutschland beabsichtigt ist, hier zwei Zitate des renommiertesten deutschen Wolfsschützers Ulrich Wotschikowsky: „Man wird also wohl auch die Programme, die man hat, gewisse Landschaftsbilder durch Schafbeweidung zu erhalten, auf den Prüfstand stellen, wenn man es mit den Wölfen ernst nimmt, und man muss sich irgendwann mal entscheiden: Wollen wir die Wölfe, oder wollen wir unbedingt dort die Schafe? Geht es dann mit den Wölfen, oder geht es nicht?“ (Geben Sie auf Youtube ein: „Wölfe in Bayern – was kommt da auf uns zu?“) In einem anderen Vortrag: „Ich habe den Verdacht, dass man in gewissen Kreisen nicht unfroh wäre, wenn die Hobbyschafhaltung drastisch zurückginge – aus vielen unterschiedlichen Gründen …. Wirtschaftlich tragen sie eigentlich nichts zum Bruttosozialaufkommen bei“ (Geben Sie in Youtube ein: „Wölfe – was kommt da auf uns zu? Vortrag von Wolfsexperte Ulrich Wotschikowsky“)

          • ThomasS. sagt:

            Ihre Statistik ist leider nicht kostenlos.

            Aber hier mal eine kostenlose amtliche Statistik:
            http://www.lel-bw.de/pb/site/pbs-bw-new/get/documents/MLR.LEL/PB5Documents/lel/Abteilung_4/Agrarm%C3%A4rkte%202017/Agrarm%C3%A4rkte%202017%20%20%28BW%29.pdf

            Seite 23, Tabelle unten. Und der erste Satz auf Seite 24:

            ‚Die EU hat bei fast allen landwirtschaftlichen Produkten die Selbstversorgung erreicht bzw. überschritten und ist daher auf Exporte angewiesen.‘
            > wir produzieren also mehr, als wir selbst verbrauchen.

            Selbstversorgungsgrad Deutschland 2016:

            Fleischerzeugnisse 120% des Verbrauchs
            Milch- und Milcherzeugnisse 99% des Verbrauchs
            Eier und Eierprodukte 67% des Verbrauchs.
            Getreide 113%
            Kartoffeln 139%
            Zucker 110%
            Obst 22% – ist auch logisch, da Bananen hier nicht wachsen und wir im März auch Äpfel essen wollen und diese dann zum Beispiel aus Südafrika kommen.

            Seite 176 Tabelle oben:
            Schaf- und Ziegenfleisch, Selbstversorgungsgrad

            Deutschland 42%
            Irland 369%
            Ungarn 233%
            EU-Gesamt 88%

            Und nicht vergessen, dass eine große Menge an Fleisch und anderen Nahrungsmitteln weggeworfen wird.
            Wenn man das noch verringern würde, dann hätte man wahrscheinlich eine extreme Überproduktion.

          • Elisabeth Ertl sagt:

            1) Danke für den interessanten Link!
            2) Ich rede von Deutschland, nicht von der EU.
            3) Wie hoch der Selbstversorgungsgrad insgesamt ist, das hängt davon ab, welchen Anteil welche Nahrungsmittel am Gesamtbedarf haben, und wie hoch deren Kaloriengehalt jeweils ist. Wie viel Fleisch könnte beispielsweise wie viel Gemüse ersetzen, wie viel Getreide wie viel Obst? Und da ergibt sich eben ein Selbstversorgungsgrad von nur 85%.
            4) Dass man über die Reduktion von Verschwendung und Fleischkonsum die Selbstversorgung auf 100% anheben könnte, das halte auch ich für sehr wahrscheinlich. Die Frage ist nur, ob solche Veränderungen des Konsumverhaltens unter demokratischen Verhältnissen politisch durchsetzbar sind. Wenn nicht, dann herrscht eben ein Druck Richtung landwirtschaftlicher Intensivierung.
            Was die Selbstversorgung ganz Europas bedroht, ist hier nachzulesen:
            https://www.fian.de/uploads/media/2014_Landgrabbing_Europa_web_01.pdf

            „Aufgrund urbaner Expansion, Grundstücksspekulationen, Tourismusenklaven und einer Reihe nicht-landwirtschaftlicher,
            kommerzieller Projekte geht in Europa ein großer Anteil hochwertigen Agrarlands verloren.“

  3. Elimar sagt:

    Ein Wolf hat nicht nur 1 x im Jahr Hunger. Gut für ihn, dass die Bürokraten, die sich Naturschützer nennen, dem Empfinden und dem Leben der gerissenen Wild- oder Haustiere nicht den gleichen Wert beimessen. Der Wolf ist den Naturschützern auch wichtiger, als Doofe, die nun im Wald ein mulmiges Gefühl hätten und nicht mehr Pilze suchen gehen. Sollen die sich eine Dose chinesische Champignonbrösel bei Aldi mit dem Auto holen. Umweltbilanz? Egal, Hauptsache Wölfe.

  4. Waldforscher sagt:

    „Es darf nicht sein, dass der Wolf über das Leben unserer Nutztiere und die Sicherheit im Ländlichen Raum gestellt wird.“

    Äh doch, genau das muss so sein!

    Nutztiere sind Nutztiere und können vielfach reproduziert werden um dann dem Menschen einen Nutzen zu bringen.
    Klingt ein wenig krank, war aber schon vor 5000 Jahren so und ist heute noch viel mehr der Fall.

    Sicherheit im Ländlichen Raum:
    Wie sicher soll es denn sein?
    Gefahrenquellen im ländlichen Raum gibt es viele, nicht nur Wölfe in freier Wildbahn.
    Autoverkehr, Stürme (umstürzende Bäume), Krankheiten durch intensiven Pestizideinsatz in der Landwirtschaft, Bienen & Wespen (Allergiker) und noch weitere tägliche Gefahrenquellen (feuchte Fliesen im Badezimmer).

    Für jeden einzelnen Punkt sieht die Bilanz erschreckend aus. Auch oder gerade im ländlichen Raum!
    Der Wolf in Deutschland hat aber bis heute keinen Menschen angegriffen, verletzt oder sogar getötet.
    Das kann ich vom Autoverkehr und der feuchten Fliese nicht behaupten.
    Und aufpassen, selbst der Mensch als Spezies hat im ländlichen Raum schon mehr Lebewesen seiner Art getötet, als ein Wolf! (siehe das Dorf Siedenbollentin bei Altentreptow)

    Wolf:
    Eine fast ausgestorbene Rasse.
    Die Menschheit hat schon viel zu viele Tier- und Pflanzenarten auf dem Gewissen.

    Den Bauern steht aber natürlich eine angemessene Entschädigung zu.
    Ein Wolf gehört aber auch zum betriebswirtschaftlichen Risiko. Oder was passiert, wenn ein Schaf von einem Menschen gestohlen wird?

  5. Schulz sagt:

    Das heißbegehrte Thema ; Wölfe in Deutschland“ stimmt so manchen Menschen in seiner Art & Weiße um sich!
    Aber mal ganz ehrlich sind wir nicht die schuldigen die den Wolf zwar nicht ausgerottet haben sondern vielmehr doch ihn mehr & mehr zurück gedrängt haben nach Sybirien..
    Und nun wo die Wölfe wieder heimisch werden in Deutschland wird durch manche Menschen Angst & Hetze verbreitet.
    Also das Märchen / Sage .. Rotkäppchen & der böse Wolf“ ist nur eine Sage die man sich ausgedacht hat & das von den Gebrüder Grimm ( Märchen -Erzähler)!!
    Es gibt in Wirklichkeit kein böser Wolf.. Nur es gibt nur manche böse Mit Menschen.
    Die Wölfe waren schon immer vor uns da, vor der Menschheit!!

  6. Kappel sagt:

    Man kann es schon nicht mehr hören oder lesen. Wie lange soll das mit Wolf noch so weiter gehen? Die Wolf-Fans sollen doch einfach Mal in Wald gehen und sich einem gegenüber stellen und wenn er scheu ist wie sie meinen, können sie ihn ja streicheln. Es gibt Beispiele, wo der Wolf, wenn er Hunger hat und nichts zu fressen findet, auch Menschen angreift. Soll es erst soweit kommen?

  7. Schulz sagt:

    Möchte mal den guten Herrn bzw. die Frau o.g. Schreiberin mal mitteilen das es keine Wolf – Fans gibt sondern das wir normale Tierschützer sind die sich für die wieder Ansiedlung für den Wolf einsetzen bzw. ist es nur naiv zu behaupten das am ein wildes Tier streicheln sollte bzw. könnte!
    Nochmals ein Wolf greift niemals ein Menschen an, da es nicht in seinen Beute Schema passt, auch wenn er Hunger hat!!
    Man kann mal wieder sehen was meine Person damit meinet, es gibt nur böse Mit -Menschen die Angst & Hetze verbreiten.

  8. Peter Sohr sagt:

    Tatsache ist, Wölfe haben sich auf Grund des nahezu konkurrenzlosem Daseins und einer reich gedeckten Tafel seit dem Jahr 2000 binnen weniger Jahre massiv gen Westen verbreitet.
    Wenn nun Tierhalter überlegen ob sie ihre Tiere in Stallungen verwahren oder die notwendige Freilandhaltung bei Schafen, Ziegen ect. einstellen oder zumindest stark reduzieren, wird dem Wolf zunehmend der reich gedeckte Tisch vorenthalten. Das ist zu einem Selbstschutz der Tierhalter gegenüber noch weiter steigendem Verlust durch Verbiss, denn der Wolf wird nicht auf Mais umsteigen den es reichlich gibt. Zum anderen jedoch wird auf Grund der zunehmenden Schutz vor „Mundraub“ der Wolf über früh oder lang nach anderem fressbarem suchen und finden. Mag sein, das da Hunde, Katzen oder Menschen zu gehören werden. Das will natürlich Niemand. Dem hungrigen Wolf jedoch wird diese Moral egal sein. Ein leerer Magen wird Risiken eingehen und das töten, was schnell erreichbar ist und was wehrlos scheint. Wenn das der Wolf nicht wüsste, würde er sicherlich der Menschen Plage, nämlich sich den reichhaltigen Überangebot an saftigen Wildschweinen bedienen. Pürzelprämien ade`. Tut er aber nicht, weil eben ein Wolf auch nicht blöd ist. Der überlässt lieber den mitunter massenhaft auftretenden wehrhaften Wildschweinen dessen Revier und kümmert sich eher um leichter erlegbares Fleisch. Schafe und Ziegen haben aber leider längst im Laufe der letzten 120 Jahre in Deutschland die natürliche Scheu vor Wölfen verloren und denken immer noch, es sind die braven Schäferhünde von Bauer Lindemann um die Ecke. Das macht das Erlegen von diesen Tieren für die Wölfe so einfach weil der natürliche Schutzmechanismus dieser Nutztiere ausbleibt und sie somit zur leichten Beute geworden sind.

    Mit Gräuel warte ich auf den Tag, an dem Menschenleben zu beklagen sind. Doch dann haben es ja alle längst vorher gewusst und immer schon gesagt was zu machen gewesen wäre. So etwas nennt man dann Bauernschläue.
    Warum fragt man nicht einfach die Länder aus denen der Wolf zu uns eingewandert ist wie die sich um den Wolf kümmern? Da gibt es sicherlich Erfahrungs- und Verhaltenswerte. Wozu gibt es weitreichende partnerschaftliche Beziehungen und Städtepartnerschaften, Botschaften und diverse Nutztierverbände. Ob nun Polen, Litauen und diverse anderer Länder aus denen der Wolf zu uns kam? Spätestens hier muss doch die hoch gepriesenen Beziehungen der Länder endlich einmal praktische Ausführungen erhalten und nicht nur immer Lippenbekenntnisse gemacht werden!

    • marcel sagt:

      Warum reißt der Wolf Schafe und Ziegen?
      Nicht weil sie keine Angst vor Wölfen haben, sondern weil sie eingezäunt sind und damit leichte Beute.
      Aber leider so eingezäunt, dass der Wolf noch durch oder drüber kann.

      Bevor aber Kind und Kegel von Wölfen gejagt werden, bietet der Wald neben Rothirsch auch noch deutschlandweit circa 2,5 Millionen Rehe.
      Zusätzlich zu ihren Wildschweinen.

      Und das hat auch nichts mit Bauernschläue zu tun.