Wohren, Stemhagen und Nigenbramborg – Plattdeutsche Ortsnamen sollen kommen

29. Februar 2020

Wohren neben Waren und Punschendörp mit Penzlin ? Oder Nigenbramborg für Neubrandenburg und Stemhagen „for“ Reuterstadt Stavenhagen“?
So oder ähnlich würden die neuen plattdeutschen Ortsnamen aussehen, die künftig entweder auf Ortsschildern – so der erste Vorschlag – oder auf Extraschildern an Ortseingängen auf die niederdeutschen Namen der Städte und Dörfer im Nordosten hinweisen sollen. Vor allem Plattdeutsch-Befürworter erhoffen sich dadurch auch wieder mehr Heimatbewusstsein und Identität.

Dazu kommt, dass das Niederdeutsche, das immer weniger Menschen beherrschen, auch wieder im Alltag spürbarer wird. „Man wird das Platt damit nicht retten, aber es wäre ein Denkanstoß“, sagte ein Fachmann von der Fritz-Reuter-Gesellschaft gegenüber „Wir sind Müritzer“.

Erst vor wenigen Tagen hatte auch der Schweriner Landtag gefordert, dass die Ortsnamen „up Platt“ am besten auf Zusatzschildern neben den amtlichen „hochdeutschen“ Namen stehen sollen. Dabei hatten die Abgeordneten den Wildwuchs auf manchen „gelben Ortstafeln“ wohl schon im Blick.

So ist das Ortsschild in Neubrandenburg inzwischen schon so voll, dass nicht mal mehr der Zusatz „Kreisstadt“ für die Seenplatte wirklich draufsteht. An dieser Stelle steht jetzt „Viertorestadt“.

In Neustrelitz ist es ähnlich. Hier haben sich die Bewohner der früheren „Hauptstadt von Mecklenburg-Strelitz“ den Zusatznamen „Residenzstadt“ gegeben. Um an die glanzvolle Vergangenheit und durchaus heute noch außergewöhnliche Stadtarchitektur – die schon bei dem besonderen sternförmigen Grundriss beginnt – zu erinnern. Damit ist für das doppelte „Neustrelitz (Nigenstrelitz)“ auch wenig Platz.

Etwas übersichtlicher sieht es in Waren an der Müritz aus. Hier wurde das „Staatlich anerkannte Heilbad“ schon als Extra-Schild dazu an den Pfahl montiert, aber auch nicht an jedem Stadteingang. Nun müsste ja eigentlich „Heilbad Waren (Müritz)“ oder besser „Bad Waren an der Müritz“ und deren plattdeutsche Entsprechung „Wohren an de Müritz“ auf dem Schild Platz finden. Durchaus eine ansprechende Denkaufgabe.

Aber bei kleineren Orten wird es auch nicht einfacher. So hat Penzlin den liebevollen Platt-Namen „Punschendörp“.

Die Fachleute fordern jedenfalls, dass es landesweit ein geregeltes Verfahren geben soll, das einheitliche Schilder zur Folge hat. Dazu seien eindeutige Nachweise oder Belege für die plattdeutsche Variante des Namens nötig. Nur so könne „sehr großer Unsinn vermieden werden“, erklärte der Fachmann von der „Uns Fritzing-Gesellschaft“ , also der Reuter-Gesellschaft.

 


11 Antworten zu “Wohren, Stemhagen und Nigenbramborg – Plattdeutsche Ortsnamen sollen kommen”

  1. Roland Herchenbach sagt:

    Guten Morgen zusammen,

    endlich mal was sinnvolles für unsere Heimat.

  2. East West sagt:

    Als ob das so wichtig ist,und den Autofahrer interessiert. Die Gelder, die da wieder Mal sinnlos verprasst werden,kann man wo anders besser einsetzen.

  3. Norbert Schröder sagt:

    Ja, das scheint beschlossen. Es ist nur zu hoffen, daß nicht irgendwelche Auswärtigen die Namen auf Platt festlegen, sodaß da dann “ Neuschöpfungen“ erscheinen. Ich kenne die alte Bezeichnung für Waren nur ohne „h“. So als Worn, als Worden eventuell noch. In der Tageszeitung stand früher der “ Wornsche Schnack“, eine kleine Witz- und Anekdotenspalte und vor 50 Jahren herrschte Plattdeutsch als Sprache auf unseren Straßen vor. Kein Wunder, es ist Mutter- und Heimatsprache in unserem Lande. Auch Amtssprache ist es in MV. Das legt die Verfassung unseres Bundeslandes fest, die es übrigens auch in Plattdeutsch gibt. Und gerade auch bei jungen Leuten steigt das Interesse daran. Es wird mitunter als eine Art Geheimsprache gehandelt. Zahlreiche Interessengruppen sind mittlerweile in unserer Region entstanden, so z.B. der Bund Niederdeutscher Autoren, der am 15.05. in Jabel seinen 30. Geburtstag mit einer öffentlichen Lesung um 15 Uhr feiert und dem jederzeit Interessenten herzlich willkommen sind. Plattdeutsch ist eine sehr herzliche Sprache, ein Kulturgut, ein Stück MV.

  4. DirkNB sagt:

    Na, dann hoffen wir mal, dass man sich auf die jeweils richtige Plattdeutschversion einigt. Gefühlt gibt es doch alle 30 km ein anderes Platt, wo durchaus hörbare Unterschiede zu verzeichnen sind.

  5. Norbert Schröder sagt:

    Hallo DirkNB, das ist richtig, aber dann muss die dort Zutreffende natürlich verwandt werden. Leider haben wir oft, daß Platt aus Niedersachsen oder Schleswig- Holstein dann zu finden ist. Das gehört hier nicht her. Wir haben Eigenes. Aber leider ergreift auch sowas von uns Besitz. Begriffe z.B. wie“Reetdach“ für unser schönes altes Rohrdach. Niemand spricht von Reet für unser Schilfrohr. Ist es ja bei uns auch nicht. Manchmal sollten wir uns vielleicht auch etwas auf unsere Wurzeln besinnen.

    • DirkNB sagt:

      Soweit muss man ja manchmal gar nicht gehen. Es streiten sich ja schon die Vertreter des Friedländer Platts mit denen des Güstrower Platts. Was sie eint ist dann die Meinung, dass das Schweriner Platt völlig falsch ist. ;-)

  6. Simon Simson sagt:

    Sinn und Unsinn liegen, wie so oft, dicht beieinander. Ob irgendeine Mundart erhaltenswert ist, hängt davon ab, wie man „Wert“ definiert. Nur, wer ist man? Wir können stundenlang den Aufwand an Blech kritisieren oder die einhergehende kulturelle Vielfalt betonen. Zu der gehört nicht nur das, was (Achtung, Kampfwort!) Zuwanderer der letzten 500, 50 oder 5 Jahren mitgebracht haben, sondern auch, wie sich eine Mischsprache formt, abschleift und sich von der in benachbarten Regionen entfernt, vor allem, wenn man sich nicht austauscht. Das ergibt dann die kulturellen Differenzen, wegen der man die, die nicht von hier sind und klingen, ab und an die Schädel einschlägt. Es gibt keine Schriftsprache für Plattdeutsch. Trotzdem mag es wertig sein, plattes Zeug zu schreiben, als Form, die Sprache und den innewohnenden Geist zu erhalten. Dass auf Ortsschildern Reuterstadt oder Viertorestadt steht, ist übrigens genauso sinnvoll wie sinnlos. Kommen noch die platten Namen dazu, wird die Schrift kleiner, denn die Blechtafeln sind genormt. Unfälle, weil die Leute mal nicht aufs Handy, sondern auf das Ortsschild starren, wären die Folge. Es könnte sofort beschlossen werden, die Namen auf arabisch schreiben, wegen der in den letzten 5 Jahren zugezogenen Neubürger oder alle diskutieren, bis es bei diesen eine neue Mischsprache gibt: Plattarab oder Araboplatt. die ansässigen Hipster würden natürlich alles am liebsten englisch raufschreiben, damit sie sich nicht umgewöhenen müssen. Ob aber englisch weiter eine führende Sprache bleibt oder nicht, hängt auch von der evtl. weiter in die irre führenden, isolationistischen Politik (Johnson, Trump) ab. Wie das klingt: Njubrändenbörg. Wir sollten auf chinesisch setzen. Das ist die Zukunft. Nur mit chinesischen Schriftzeichen bepinselt, wären Ortsschilder am Sinnvollsten. Sie könnten viel kleiner sein.

  7. Petzibär sagt:

    Schön, wenn die Mundart unseres großen Fritz Reuter wieder präsenter wird, gaude Sach.

  8. Ingolf Kühn sagt:

    Also, wenn wir keine anderen Sorgen haben, dann ist ja alles in Ordnung. Sowohl bayerische wie hessische Ortsschilder, als auch mundartlich “ platte“ mögen sicherlich neue Akzente setzen. Allerdings kann ich mir persönlich die Pflege der Sprachen und Dialekte doch eher auf anderen Ebenen vorstellen. Na ja, was die Kosten („East West sprach das auch an) für eine solche Aktion betrifft, mag dann jeder für sich werten.
    Vielleicht entpuppt sich das Ganze ja als verfrühter Aprilscherz.