Zerkarien trüben hier und da den Badespaß in der Region

11. August 2020

Auch das gehört zu heißem Sommerwetter: Das erfrischende Bad in den Seen der Region ist manchmal nicht ganz frei von Nebenwirkungen. Derzeit gibt erste Hinweise, dass sich im Wasser wieder so genannte Zerkarien ausbreiten und die sorgen dann unter anderem für rote Flecken und juckende Haut.  Vor allem im Flachwasserbereich ist die Gefahr, mit Zerkarien in Kontakt zu kommen, besonders groß.
“Wir sind Müritzer” liegen Fotos und Berichte von Badegästen vor, die nach dem Schwimmen in der Müritz und anderen Seen innerhalb kürzester Zeit mit roten Flecken übersät waren und die jucken dann auch noch fürchterlich. Das ganze nennt sich Zerkariendermatitis und kommt nach Auskunft des kreislichen Gesundheitsamtes fast in jedem Jahr vor.

Verursacher einer Zerkariendermatitis (Hautentzündung) sind mikroskopisch kleine Larvenstadien (Gabelschwanzlarven, Zerkarien) von Saugwürmern (Trematoden). Die in den Blutgefäßen des Darmgekröses von Enten und anderen Wasservögeln (Endwirte) lebenden erwachsenen Trematoden legen dort ihre Eier ab, welche dann in den Darm und mit dem Kot ins Wasser gelangen.

Im Wasser schlüpfen innerhalb kurzer Zeit aus den Eiern sogenannte Mirazidien (Wimperlarven), die in bestimmte Süßwasserschneckenarten (Zwischenwirte) eindringen. Nach einer Vermehrungsphase im Zwischenwirt erfolgt die Entwicklung von bis zu 10.000 Zerkarien (Gabelschwanzlarven) je Schnecke, die bei höheren Wassertemperaturen die Wasserschnecke verlassen, aktiv über die Haut in den Endwirt (Wasservogel) eindringen und sich in dessen Blutgefäßen des Darmes zu geschlechtsreifen Würmern entwickeln.

Beim Baden können sich die Zerkarien auch in die Haut des Menschen einbohren und eine Badedermatitis auslösen. Da der Mensch jedoch ein „Fehlwirt“ ist, werden sie bereits im Unterhautbindegewebe abgetötet.

Befallene Personen bemerken meist 3 – 10 min nach Badebeginn ein leichtes, schwer lokalisierbares Jucken und gerötete Flecken. Einige Personen werden gar nicht oder nur sehr gering befallen. Das vollständige Krankheitsbild der Zerkariendermatitis liegt nach 10 – 24 Stunden vor.

Die in die Haut eingedrungenen Zerkarien verursachen etwa 3 – 8 mm große, stark juckende Quaddeln aus denen später kleine derbe Papeln entstehen. Diese Dermatitis kann bei empfindlichen Personen unter Umständen bis zu 3 Wochen erhalten bleiben. Intensität und Dauer der Hauterscheinungen sind jedoch individuell verschieden. In der Regel klingen jedoch die Effloreszenzen nach 10 bis 14 Tagen vollständig ab.

Außer dem lästigen, bisweilen unerträglichen Juckreiz und den damit durch vermehrtes Kratzen evtl. induzierten potentiellen Sekundärinfektionen sind keine ernsten gesundheitlichen Folgen zu befürchten. Im Normalfall ist also eine Zerkariendermatitis als harmlos einzustufen.

Badekleidung sofort ausziehen

Im Falle des Auftretens einer Badedermatitis sollte der Haus- oder ein Hautarzt aufgesucht werden. Die Zerkariendermatitis lässt sich derzeit nur symptomatisch behandeln (lokale Anwendung von Juckreiz stillenden und entzündungshemmenden Gelen oder Lotionen, ggf. orale Gabe von Antihistaminika).
Es sollte nicht gekratzt werden, um bakterielle Sekundärinfektionen, welche dann mit antibiotikahaltigen Salben behandelt werden müssten, zu vermeiden.

Prophylaxe: Nach Möglichkeit sind zum Baden wasserpflanzenreiche flache Uferzonen von Seen mit einer größeren Anzahl von Wasserschnecken und Wasservogelbesatz zu meiden. Gerade in diesen Bereichen ist bei Wassertemperaturen ab 23 °C mit einem vermehrten Auftreten von Zerkarien zu rechnen.
Es wird empfohlen, sofort nach Verlassen eines zerkarienbelasteten Wassers die nasse Badekleidung abzulegen (Badekleidung wird durchwandert) und den Körper schnell und gründlich abzufrottieren, um ein vermehrtes Eindringen von Zerkarien in die Haut zu verhindern. Zerkarien sind gegenüber Austrocknung sehr empfindlich. Einige vermögen sich bereits nach 1 – 10 Minuten in die Haut einzubohren, die Mehrzahl benötigt eine etwas längere Zeit.
Das Eincremen vor dem Baden mit einem wasserfesten Sonnenschutzmittel bietet einen gewissen, aber keinen vollständigen Schutz.

Und: An öffentlichen Badestellen sollten Wasservögel nicht durch Fütterungen angelockt werden.


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