Züchter an der Müritz öffnet Stall – mehr Tierwohl im Blick
Etwas mehr Platz und zusätzliche Beschäftigung bekommen Muttersauen und ihren Ferkeln sehr gut. Diese Zwischenbilanz hat ein Schweinehalter aus der Müritz-Region gezogen, der an der „Aktion Tierwohl“ von Bauernverband, Fleischverarbeitern und Handel teilnimmt und „Wir sind Müritzer“ dazu seine Türen öffnete.
Es handelt sich um die Gut Schweinezucht GmbH & Co. KG Alt Gaarz/Blücherhof, die sich mit 550 Muttertieren und rund 1300 Ferkeln daran beteiligt.
„Wir hätten auch noch mehr Ställe und Tiere mit hineingenommen, aber der Ansturm war zu groß und es wurde per Losverfahren entschieden“, sagt Geschäftsführer Ingo Papstein. Ziel der Aktion ist es, dass Teilnehmerbetriebe den Schweinen, Hähnchen und Puten mehr Platz und Beschäftigung bieten und im Gegenzug aus einem Fond vier Cent pro Kilogramm Fleisch mehr erhalten – die Aktion läuft drei Jahre.
Allerdings kommt man auch als Gast nicht so einfach in solche Zuchtanlagen hinein. „Duschen und vollständig umziehen ist Pflicht“, gibt Anlagenleiterin Ilona Evert vor. So streng ist es nicht einmal bei einer Visite in einem Kernkraftwerk.
Im warmen Ferkelstall geht es recht ruhig zu. „Das Metallstück in der Ecke ist das Ferkelnest», erläutert Papstein. In der warmen Ecke liegen manchmal 12 bis 15 Ferkel übereinander. Andere wuseln unermüdlich durch die 2,30 mal 2,30 Meter große Buchte, die etwas größer als vorgegeben ist. Einige versuchen ständig, bei ihrer „Mutter“ Milch zu trinken. „Das ist für das Überleben wichtig“, sagt Papstein. Manche Sau hat mehr als 20 Ferkel. Wenn die Milch aus den Zitzen nicht reicht, können die Ferkel an einer Zusatzfütterung lutschen.
„Dass die Sau in einer Art Gestell steht, dient eher der Sicherheit der Ferkel, die dann nicht so schnell erdrückt werden. Das ist eigentlich Standard“, erläutert Papstein. Die Sauen selbst störe das wenig, da sie in dieser Zeit am liebsten ihre Ruhe haben wollen, aber trotzdem viel Kontakt zu ihren „Kleinen“ haben können.
Unterdessen laufen im Nachbarstall die Jungsauen über die üblichen Spaltenböden und nagen eifrig an Holzstücken an den Wänden. „Die müssen aus Eiche sein, sonst halten die nicht lange“, sagt die Anlagenleiterin.
Bei Ferkeln habe man erst Hanfseile angehängt, aber die waren nach wenigen Tagen kaputt oder ganz weggenagt. Deshalb bekommen die kleinen Tiere jetzt auch Holzstücke zum Spielen. „Klar ist, wenn die Tiere beschäftigt sind, geht es ihnen besser – wie allen Lebewesen“, sagt die erfahrenen Züchterin. „Die Schweine wirken ausgeglichener.“
Pro Tag bedeute das Ganze etwa 25 Minuten Mehrarbeit, denn Kontrollen könnten jederzeit sein. In den noch größeren Gehegen stehen die Sauen in einzelnen Ständen, können aber rückwärts jederzeit hinaus und herumlaufen. Bei den größeren Tieren riecht es zweifellos auch deutlicher strenger – eben wie Schweinestall.
Wer nun an der Verkaufstheke wissen will, ob das Kotelett, Kassler oder andere Fleischteile aus solchen Haltungen kommen, kann das nicht erkennen. Das Fleisch der Tiere aus den „Aktion Tierwohl“-Betrieben gelangt normal über Schlachthöfe und die Verarbeitung in die Regale der beteiligten Handelsketten, zu denen auch Edeka und Aldi gehören.
Jegliche Mehrkosten durch eine aufwendigere Etikettierung oder Extra-Kühlung wollten alle Beteiligten vermeiden. Ziel der Aktion ist es, insgesamt den Standard für die Tiere anzuheben.
Ich bin von dem Projekt begeistert! Immerhin habe ich selbst dort in der Schweineproduktion in Alt Gaarz gearbeitet. Die Anlagenleiterin Ilona Ebert war meine Kollegin. Schön, im Rahmen dieser positiven Berichterstattung von ihr zu lesen und gleichzeitig zu erfahren, dass es den Standort noch gibt und dieser so erfolgreich ist.
Herzliche Grüße und frohe Weihnachten!
Ich kenne die Anlage schon einige Jahre, da Frau Evert meine Tante ist. Ich war gerne dort und kann jedem empfehlen dort mal rein zu schauen, auf ein Praktikum zum Beispiel. Frau Evert erklärt alles mit fundiertem Fachwissen und einer guten Ausstrahlung.
Macht weiter so. Tolle Arbeit.
LG
Wie geht das, wenn im Schlachthaus irgendwann Fleisch von zig Tieren (150 Tiere in einer Hackpackung) in eine Packung zusammenkommt und man die Herkunft ab einem bestimmten Herstellungsprozess nicht mehr zuweisen kann? Warum hat sich der deutsche Tierschutzbund aus diesem Projekt zurückgezogen? https://www.youtube.com/watch?v=TtexofLwna4