Zusatztermin für Anhörung der Angeklagten bei Prozess gegen Ex-Spitze der AWO Müritz

23. Februar 2021

Im Prozess gegen die einstige Führungsspitze der Arbeiterwohlfahrt an der Müritz wird es einen Zusatztermin geben. Wie „Wir sind Müritzer“ vom zuständigen Landgericht erfuhr, soll die Verhandlung bereits an diesem Donnerstag fortgesetzt werden. Ursprünglich war der nächste Termin erst für den 4. März vorgesehen, dann sollten bereits erste Zeugen gehört werden. Der Zusatztermin ist nötig, weil die Aussagen der Angeklagten wohl viel umfassender waren, als anfangs erwartet. So wird die Anhörung der beiden umstrittenen Ex-Funktionäre Peter Olijnyk und Götz-Peter Lohmann, fortgesetzt, zudem wollen alle Seiten auch noch ihr Fragerecht in Anspruch nehmen.

Vor dem Landgericht in Schwerin müssen sich Ex-Geschäftsführer Peter Olijnyk und der frühere Vize-Chef des AWO-Landesverbandes und Vorsitzende des Müritz-Kreisverbandes Götz-Peter Lohmann wegen Untreue und Beihilfe zur Untreue verantworten.  Der Skandal, der bis heute für Kopfschütteln bei vielen AWO-Mitarbeitern sorgt, war vor knapp fünf Jahre bekannt geworden.

Am ersten Verhandlungstag hatten beide Angeklagte ihre jeweiligen Anklagen bestritten.  Der 72 Jahre alte Olijnyk hatte erklärt, er halte sein Gehalt – das in kurzer Zeit von 80 000 auf 150 000 Euro im Jahr gestiegen war – immer noch für angemessen. Obwohl das Oberlandesgerichtes Rostock die Verträge schon vor zwei Jahren für rechtsungültig erklärt hatte. Es fehlte eine dritte unabhängige Unterschrift. Olijnyk soll so insgesamt 1,2 Millionen Euro erlangt haben.

Auch der inzwischen 78 Jahre alte Lohmann, der Olijnyks Verträge unterschrieben hatte, sah sich eher als “nicht schuldig” an. Er habe “für sein Gehalt redlich gearbeitet und sich nicht bereichert”, hatte Lohmann erklärt. Olijnyk hatte Lohmann nach seinem  Ausscheiden als Bundestagsabgeordneter einen Sondervertrag als Psychologe mit einer Tochtergesellschaft arrangiert, der ihm insgesamt rund 700 000 Euro über etliche Jahre bringen sollte. Auch hier fehlte eine dritte Unterschrift.

Selbst im damaligen Vorstand blieb aber unklar, für welche Arbeitsleistung der Ex-Politiker Lohmann  so vergleichsweise  üppig bezahlt wird. Ein Großteil der damaligen Vorstandsmitglieder soll in den nächsten Wochen auch wieder als Zeugen vor Gericht gehört werden.

Olijnyk wird Untreue in drei besonders schweren Fällen vorgeworfen, Lohmann bisher noch Beihilfe zur Untreue. Mit einem Urteil wird frühestens am 6. Mai, nach bisheriger Planung,  gerechnet. Für Untreue sieht das Gesetz eine Geldstrafe oder Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren vor.


3 Antworten zu “Zusatztermin für Anhörung der Angeklagten bei Prozess gegen Ex-Spitze der AWO Müritz”

  1. N.Tup. sagt:

    Ein Lacher diese sogenannte Demokratie in der BRD

  2. Franz Frantzen sagt:

    @N.Tup: ja, das ist ein Lacher.
    Meine Vermutung: Die Herren Olijnyk & Lohmann sollen vor Gericht schön die Klappe halten, damit nicht noch mehr ans Tageslicht kommt. War es nicht Rudolf Borchert, der die Anstellung von Lohmann angewiesen hat, damit ein altgedienter SPD-Genosse bei guter Bezahlung wieder irgendwo unterkommt? War es nicht Rudolf Borchert, der Frau Simone Ehlert zusammengestaucht hat, weil sie diesen Skandal aufdeckte?
    Mir kann auch keiner erzählen, dass die ehemalige Sozialministerin und jetzige MP Manuela Schwesig an diesem System so unschuldig ist.
    Wer also Aufklärung bei diesem Prozess erwartet, kann lange warten, denn wenn diese beiden Herren auspacken, dann brennt das Dach bei der SPD!

  3. W sagt:

    Franz Franzen: Entweder ist jemand involviert gewesen oder nicht. Herr Borchert ja, Frau Schwesig – wissen wir nicht. Mir kann keiner erzählen, dass Sie Franz, daran unschuldig sind, ebenso wie mir jemand, ohne die doppelbödige Verneinung, erzählen mag, sie seien schuld.
    Anständige Mitmenschen bilden ihre Meinung, ohne dass Fakten dazu geklärt sind, nicht danach. Dürfte Ihnen das recht sein? Dann gestehen Sie dieses Recht bitte auch anderen zu.