Auf Rekordniveau: 3.475 Menschen spendeten 2023 Gewebe

3. Januar 2024

Die Gewebespende ist in Deutschland weiter auf Erfolgskurs: Insgesamt 50.576 Spendermeldungen und 9.379 Aufklärungsgespräche führten im vergangenen Jahr zu 3.475 Gewebespenden. Damit verzeichnet die Deutsche Gesellschaft für Gewebetransplantation (DGFG) einen Anstieg um zwölf Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Mecklenburg-Vorpommern war eines der spendenstärksten Bundesländer: Hier wurden insgesamt 422 Gewebespenden realisiert, davon 75 an der Universitätsmedizin Rostock, einer Gesellschafterklinik der DGFG.

Mit rund 87 Prozent fand ein Großteil der Gewebespenden in Deutschland unabhängig von der Organspende bei Herz-Kreislauf-Verstorbenen statt. Das am meisten gespendete Gewebe ist die Augenhornhaut: 3.352 Menschen spendeten dieses Gewebe nach dem Tod. Zu den Herausforderungen im neuen Jahr zählen der weitere Ausbau der Gewebespende bei Herz-Kreislauf-Verstorbenen sowie die Implementierung des Organspende-Registers im Spendeprozess. Sobald das Register zur Entscheidungsdokumentation im ersten Quartal 2024 seinen Betrieb aufnimmt, sind Abfragen aus dem Register für alle Spendeeinrichtungen in der Organ- und Gewebespende verpflichtend.

Mehr als 7500 Patienten versorgt

„Wir können auf ein erfolgreiches Jahr 2023 für die Gewebespende zurückblicken, da mehr als 3.800 Spender und Angehörige einer Gewebespende zugestimmt haben. Ihnen gilt an dieser Stelle unser ganz besonderer Dank“, sagt Martin Börgel, Geschäftsführer der DGFG. Dank der hohen Spendenbereitschaft und einer Zustimmungsquote von knapp 41 Prozent war die DGFG in der Lage, 7.503 Patienten mit einem Gewebetransplantat zu versorgen, davon 5.003 mit einer Augenhornhaut und 197 mit einer Herzklappe. Immer mehr Kliniken engagieren sich aktiv in der Gewebespende und schließen sich dem Netzwerk der DGFG an. „Die Universitätsmedizin Rostock ist bereits seit 2015 Gesellschafter der DGFG und dadurch aktiv beteiligt am größten Netzwerk der Gewebemedizin in Deutschland. Dieses Engagement für die Weiterentwicklung der Gewebespende ist uns ein großes Anliegen“, erläutert dazu Christian Petersen, Kaufmännischer Vorstand der Rostocker Unimedizin. „Als größte medizinische Einrichtung des Landes ist es unser Ziel, allen Patienten zeitnah eine Versorgung mit einem Transplantat zu ermöglichen.“

Weiter Mangel an Herzklappen

Im vergangenen Jahr erhielt die DGFG über 430 Anträge für eine humane Herzklappe. 197 Herzklappen konnten bis Jahresende vermittelt werden, 52 mehr als im Jahr zuvor. Gerade junge Patienten sind auf humane Herzklappen angewiesen, die mitwachsen können und keine blutverdünnenden Medikamente erfordern. „Wir sehen leider nach wie vor einen großen Mangel an Herzklappen, der das Leben vieler Patienten schwer beeinträchtigt. Hier müssen wir auch im kommenden Jahr gemeinsam mit den Kliniken die Spendeprogramme bei Herz-Kreislauf-Verstorbenen weiter ausbauen, um eine verlässliche Alternative zur Organspende zu haben“, sagt Börgel. Nach wie vor stammt ein Großteil der Herzklappen aus der Organspende: Bei den insgesamt 422 Gewebespenden von Organspendern – 96 mehr als im Jahr zuvor – konnte 247-mal das Herz für die Gewinnung der noch funktionsfähigen Herzklappen und Gefäße entnommen werden. Da die Gewebespende im Gegensatz zur Organspende nicht an die Hirntoddiagnostik gebunden ist, treibt die DGFG das von der Organspende unabhängige Spendeprogramm bei Herz-Kreislauf-Verstorbenen weiter voran. Die Entnahme von Herzklappen und Gefäßen ist bis zu 36 Stunden nach Eintritt des Todes möglich.

Ausbau der Spende von Knochen, Sehnen und Bändern

Neben der Spende von Augenhornhäuten, Herzklappen und Blutgefäßen widmete sich die DGFG in 2023 auch der Spende von Knochen, Sehnen und Bändern. 43-mal konnten diese muskuloskelettalen Gewebe (MSG) entnommen werden. Sie kommen am Ende Patienten im unfallchirurgischen oder orthopädischen Bereich, nach großen Verletzungen oder Traumata zugute. Knochen- und Sehnenpräparate können Schmerzen lindern, vor Amputationen bewahren und eine Beweglichkeit bis hin zur Gehfähigkeit wiederherstellen. Im März 2022 startete die DGFG ihr MSG-Spendeprogramm. Seitdem konnten die eigenen Entnahmeteams 70 MSG-Spenden erfolgreich realisieren, aus denen über 1.250 Präparate gewonnen werden konnten.

Die DGFG fördert seit 1997 die Gewebespende und -transplantation in Deutschland. Auf Basis des Gewebegesetzes von 2007 sind alle Tätigkeiten und Ablaufprozesse der Gewebespende gesetzlich geregelt. Für alle Gewebezubereitungen gilt das Handelsverbot. Die DGFG vermittelt ihre Transplantate über eine zentrale Vermittlungsstelle mit einer bundesweiten Warteliste. Jede medizinische Einrichtung in Deutschland kann Gewebe von der DGFG beziehen. Als unabhängige, gemeinnützige Gesellschaft wird die DGFG ausschließlich von öffentlichen Einrichtungen des Gesundheitswesens getragen: Gesellschafter sind das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, das Universitätsklinikum Leipzig, die Medizinische Hochschule Hannover, die Universitätsmedizin Rostock sowie das Dietrich-Bonhoeffer-Klinikum Neubrandenburg.

Bild: Eine Mitarbeiterin der Cornea Bank Rostock mit einem Hornhauttransplantat

Foto: DGFG


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