Gartenschläger vor 45 Jahren durch Stasi-Kommando erschossen

2. Mai 2021

Vor 45 Jahren, in der Nacht zum 1. Mai 1976, wurde Michael Gartenschläger von einem Stasi-Spezialkommando in der Nähe von Büchen an der DDR-Staatsgrenze erschossen. Seine sterblichen Überreste wurden unter äußerster Geheimhaltung in Schwerin als „unbekannte Wasserleiche“ eingeäschert und namenlos auf dem Schweriner Waldfriedhof beigesetzt. An seinem nach 1990 eingerichteten Ehrengrab legten in dieser Woche die Landesbeauftragte für MV für die Aufarbeitung der SED-Diktatur Anne Drescher und Vertreter der Gesellschaft für Regional- und Zeitgeschichte Blumengebinde nieder.
„Michael Gartenschläger gehört in die Reihe derjenigen, die sich mit ihrem unbändigen Freiheitswillen und im Wissen um die Gefahr gegen das Unrecht und die Unmenschlichkeit der DDR-Staatsgrenze gestellt haben und dafür letztlich mit ihrem Leben bezahlen mussten“, sagte die Landesbeauftragte Anne Drescher.

Bereits als 17-Jähriger war Michael Gartenschläger mit dem System in Konflikt geraten und wurde 1961 in einem Schauprozess zu einer lebenslänglichen Zuchthausstrafe verurteilt. Nach zehn Jahren Haft wurde er 1971 vom Westen freigekauft. Mit dem Abbau von Selbstschussanlagen hatte Michael Gartenschläger das SED-Regime zutiefst blamiert. Er hatte den Beweis erbracht, dass diese Tötungsautomaten von der DDR menschenrechtswidrig – obwohl stets geleugnet – zur Grenzsicherung eingesetzt wurden.

Der Abbau weiterer Exemplare sollte verhindert werden. Dazu sah der Maßnahmeplan der Berliner Stasi-Hauptabteilung I vom April 1976 für die Einsatzkompanie vor, den Täter „festzunehmen bzw. zu vernichten“. Neun der über 80 auf ihn abgefeuerten Schüsse trafen Michael Gartenschläger und verletzten ihn tödlich. Drei beteiligte Schützen mussten sich 1999 bis 2000 vor dem Landgericht Schwerin wegen des Vorwurfs des versuchten Mordes verantworten. Weil nicht widerlegt werden konnte, dass die Stasi-Einsatzkräfte in einem Schusswechsel mit Gartenschläger in Notwehr gehandelt hätten, wurden sie freigesprochen.

Von 1971 an bis zum Abbau 1984 waren an der Westgrenze der DDR auf 447 Kilometern insgesamt etwa 60.000 Splitterminen SM-70 installiert worden. Eine ausgelöste Splittermine verschoss etwa 100 scharfkantige Stahlsplitter und sollte Flüchtige tödlich oder schwer verletzen und damit den Grenzübertritt verhindern.


6 Antworten zu “Gartenschläger vor 45 Jahren durch Stasi-Kommando erschossen”

  1. Lutra sagt:

    Heute nennen sich die Mauermörder „Die Linke“.
    Ist aber immer noch derselbe Verein.

  2. Gastwirt Jürgen sagt:

    Liebe(r) Lutra,
    ihre Wortmeldungen zeigen deutlich ihre Depressionen,Traurigkeit und Einsamkeit.Aber da kann man sich doch helfen lassen, Lutra.
    Sie betiteln ihr Leben im „verkommenen Ostblock“….gehen sie bitte nur mal in die Lange Straße und schauen sich dort um….freundliche Menschen, gepflegte Anlagen….Kopf hoch Lutra…alles wird gut. Gern helfe ich ihnen, eine geeignete Therapie zu finden…wird schon Lutra…wird schon…..und sie müssen sich auch nicht outen, zu den Linken zu gehören….muss ja nicht sein in der heutigen Zeit…Lächeln sie einfach Lutra…und man lächelt zurück.Schönen Sonntag für sie.

  3. micha sagt:

    Die Todesumstände des Michael Gartenschläger sind – meiner Meinung nach – immer noch nicht gänzlich aufgeklärt.

    Inwieweit haben die Funksprüche des BGS die Stasi unterstützt. Der BGS war über seine Aktionen informiert, von wem?

    Warum wollte er noch eine 3. Anlage an gleicher Stelle abmontieren, wo schon die 1. und 2. Anlage abmontiert wurde?

    Der finanzielle Anreiz ist für mich nicht unerheblich. 12000DM zahlte der Spiegel 3000DM ein Verein. Liegt da eine Form Motivation zur Tat vor?

    Das Risiko des wiederholten Grenzübertritt, nach erbrachten Beweis – über die Existenz solcher Schussanlagen – steht dann nicht mehr im Verhältnis für Leib und Leben.
    Zumal er ja 10 Jahre im Zuchthaus sitzen musste, dann frei gekauft wurde… warum diese wiederholten enormen Risiken, erneut in den Fängen der Stasi zu landen.

    Widersprüchliche Angaben zur Ansprache und Erstem Schuss seitens Gartenschläger- zwischen Begleitern und Schützen.

    Ich möchte hier nicht den Mord an Gartenschläger in Frage stellen, ich suche nur in der Geschichte nach Antworten in diesem mysteriösen Mordfall.
    Ich möchte auch nicht das System verteidigen, nur bin ich mir noch nicht sicher – ob die Verklärung in der heutigen Form gerechtfertigt ist.

  4. Simon Simson sagt:

    micha,
    danke für die hier gestellten Fragen, die mir einen Einstieg gaben, mir klar zu machen, dass es bei dem Fall Ungereimtheiten in Nebensachen gibt. Andererseits gibt es die bei jedem Fall. Nun möchte ich, ohne Ihre Hinweise relativieren zu wollen, hinzufügen, dass es mit einem was macht, wenn man 10 Jahre als Politischer, also zu extremen Stasibedingungen eingesperrt war. Ich kann mir vorstellen, dass es für Michael Gartenschläger eine Lebensaufgabe wurde, die ihn erhielt, sich unablässig gegen die unmenschliche Maschinerie der DDR einschließlich aller Akteure zu stellen und dabei das Risiko nicht so bewertete, wie es andere tun. Psychische und charakterliche Eigenheiten spielen sicher eine Rolle bei der Motivation. Wir können ihn nicht mehr fragen. Das Lebensrecht als das elementarste Grundrecht muss unabhängig von persönlichen Eigenschaften, wie Hautfarbe, Nasenform, Krankheiten, Behinderungen, charakterlichen Eigenschaften oder durch die Vergangenheit begründeten Einstellungen gewährt werden. Immer und überall muss jeder dazu beitragen, dass das nirgends unterlaufen wird. Ich denke an das Abdrängen und Beschädigen von Flüchtlingsbooten auf rauer See, ggf. ohne Treibstoff für die Rückfahrt. Das ist entscheidend, nicht die negative oder positive Verklärung unserer Vergangenheit. Wer allen, auch unterschwelligen Relativierungen der universellen Grundrechte entgegentritt, zum Beispiel dem rassistischen, schlecht verbrämten Gestänker der AfD entgegentritt, dem sei eine frühere, ambivalente Haltung zum Machtsystem der DDR, weil er in so einer Welt aus den Augen schaute, verziehen.

  5. M..dchulz sagt:

    Guten Morgen liebe Mitbürger und interessierte
    Michael gartenschläger von unbändigem Freiheit und Demokratie Willen geprägt fernab vom rechts und links politischen Gedankengut erlebte er die Demokratie beim mehrmaligen Besuchen vor dem Mauerbau der Mauer im Amerika Haus am Bahnhof Zoo in westberlin. Dort holt er sich auch Inspirationen und demokratieverständnis das in Zusammenhang sich mit dem Rock n‘ Roll und Blues befasste der Rock’n’Roll inspirierte ihm zum ersten Ted Herold Fanclub in strausberg nahe berlin die vielen leserbriefe der bundesrepublik machten die Stasi aufmerksam auf den Ted Herold Fanclub strausberg bei Berlin. Nach seiner unseligen leidenszeit in den DDR Gefängnissen und dem freikauf Genosse die Freiheit in allen Zügen auch mit lebensbejahenden Rock’n’Roll Tanz Veranstaltungen vor seiner Ermordung durch das MfS mach dir einen Besuch in Berlin bei Haus im Checkpoint Charlie und dr Rainer hildebrandt. Hier wurde im April ein Vertrag zum Abbau der des dritten Todes Automaten geschlossen. Im Haus des Checkpoint Charlie war ebenfalls ein ehemaliger NVA Flüchtling beschäftigt der 1992 als EM enttarnt wurde und dem Plan des Abbaus des dritten Automaten direkt ans MfS nach osterlin gemeldet hat. Da der Befehl zur Liquidierung Daten Schlägers seitens des General kleinjung und Mielke bestand konnte sich das mordkommando Standort Berlin schulzendorf michendorfer Allee 161 neben dem Friedhof auf den Weg machen zur innerdeutschen Grenze um Michael gartenschläger zu erwarten und zu liquidieren
    Dies wurde weiterhin durch in Hamburg lebende Stasi Mitarbeiter gesteuert und beobachtet sowie zur Informationsstelle in Mecklenburg auf dem hellberg gemeldet. Das Kommando lag verdeckt schon im grenzbereich und wartete einsatzbereit auf dem Besuch des Michael gartenschläger. Hier machten sie von dem Befehl der Liquidierung des mfsGeneral kleinjung gebrauch.
    Das pünktliche Erscheinen am 30.4.76 an der Grenze wurde durch ein Telefonat eines iM aus der Stadt schwarzenbek dem MfS zum pünktlichen Einsatz mitgeteilt mit den Worten unterwegs ist der BMW Kennzeichen HH XY Farbe Weiß des Michael gartenschläger es dauerte noch 15 Minuten bis Michael im grenzbereich Eintraf. Die gesamte Aktion wurde koordiniert seitens NVA grenzregiment 6 sitz schönberg sowie dem MfS mordkommando untergebracht in Kneese.( Schaalser);aus schulzendorf bei Berlin sowie dem MfS Berlin schnellerstraße oberschöneweide

  6. Hermann W. sagt:

    Ich kenne Rainer Hildebrand, der auch früher als Fluchthelfer in Erscheinung trat, aus Berliner Zeiten persönlich und weiß, dass er unbedingt auch so einen „Automaten, neben allen möglichen Geräten und Fahrzeugen die zur Flucht benutzt wurden,“ in seinem Museum haben wollte. Da ich oft Gast in seinem Haus im Grunewald und auch im Museum war würde mich interessieren wer der Stasi-Spitzel war.