105 000 Euro mit Fake-Schnelltests ergaunert: Haftstrafe für Corona-Betrüger

26. April 2023

Er gab sich als Millionär und Leiter eines Corona-Testzentrums aus – nun muss der Mann hinter Gitter. Und es ist nicht das erste Mal, dass der 25-Jährige vor Gericht stand. Das Amtsgericht Pasewalk hat einen Angeklagten, der Ende 2022 in Neustrelitz gefasst wurde (WsM berichtete), wegen Betruges in großem Stil zu drei Jahren und drei Monaten Freiheitsstrafe verurteilt. 
Mit dem Urteil ging Richter Gerald Fleckenstein sogar noch fünf Monate über die Forderungen der Staatsanwältin hinaus. Die junge Anklagevertreterin hatte dargelegt, wie Zeugenaussagen belegten, dass der Angeklagte sich 105 000 Euro erschlichen hatte – und das Geld fast vollständig auch durchbrachte. Nur 7800 Euro wurden noch bei ihm gefunden.

Das Besondere in diesem Fall: Der Verteidiger war der Anklägerin gefolgt. Er sei auch für zwei Jahre und acht Monate Haft, sagte Verteidiger Christian Neumann. „Es gibt nicht viel, was für meinen Mandanten spräche“, musste der Anwalt einräumen. Der junge Angeklagte aus Torgelow (Vorpommern) hatte auch nicht die Chance genutzt, vor Gericht ein Geständnis abzulegen.

„Sie wollten sich mit ihrem Vorgehen eine Einnahmequelle von einigem Gewicht verschaffen“, schilderte Richter Fleckenstein die Geschehnisse. Der Angeklagte hat einen Zehn-Klassen-Abschluss, aber keine Berufsausbildung gemacht. Er arbeitete mal als Kellner, mal in einem Corona-Testzentrum oder woanders. Er wollte aber mehr erscheinen und auch mal „Markenklamotten tragen“. So kam er auf die Idee, via ebay Handy, Bildschirm oder Laptop zu verkaufen und das Geld als Vorkasse zu kassieren. Er hatte aber keine Waren.

Das flog auch 2021 schon auf. Nach der letzten Verurteilung kam er sich aber immer noch schlauer vor als die Polizei. Er gab sich als Geschäftsführer eines Inkassounternehmens aus, auf seiner Visitenkarte stand auch „CEO“, für Chef. Im Testzentrum hatte er wohl von den Preisen gehört.
 
Er bot einem Händler aus Neuss (NRW) am 22. und 23. Dezember 2021 zwei verschiedene Testsysteme via Whatsapp an. Einige hunderttausend Test sollten 1,25 Euro pro Test kosten, die anderen etwa 240 000 Schnelltests je 1,35 Euro pro Test. „Diese Preise waren super“, sagte der Geschädigte vor Gericht. Bei etwa 500 000 Stück hätte er eine Riesengewinnspanne gehabt.

Der Mann aus Neuss sollte insgesamt 650 000 Euro zahlen. Als Anzahlung überwies er an einen Bekannten des Angeklagten, der sein Konto dafür zur Verfügung stellte,  in Raten 105 000 Euro. Das Geld bekam der Angeklagte danach, die Schnelltests wurden aber nie geliefert.

Als der Betrogene das Geld per Whatsapp mehrfach zurückforderte, wurde er von dem 25-Jährigen wochenlang bis in den Januar 2022 hinein hingehalten. Er wolle das Geld zurück überweisen, was aber nicht erfolgte. Schließlich sollte der Betrogene sogar einen Nachweis schicken, dass das angeblich zurück überwiesene Geld bei seiner Bank gar nicht angekommen sei.

Der Händler ging schließlich in Neuss zur Polizei. Der Bekannte mit dem Konto, der dem Betrüger die „Millionär“-Bezeichnung auf einem Handybild abgekauft hatte, wurde ebenfalls stutzig und erstattete auch Anzeige. Der Torgelower tauchte eine Zeitlang unter, wurde aber doch gefasst. Wenn das Urteil rechtskräftig wird, hat er genug Zeit, über das Ganze eingehend nachzudenken. In U-Haft bleibt er vorerst auch.


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