Wirtschaft der Region schließt mehr Ausbildungsverträge ab

24. Dezember 2021

Neun von zehn Auszubildenden würden ihren Ausbildungsbetrieb weiterempfehlen. Damit liegt die Region der IHK Neubrandenburg um vier Prozent über dem Durchschnitt der neuen Bundesländer. Das ist eines der wichtigsten Ergebnisse der Umfrage, die die ostdeutschen IHKs bei den Auszubildenden des 1. Ausbildungsjahres vorgenommen haben. In der IHK-Region beteiligten sich 22,2 Prozent der Auszubildenden des 1. Ausbildungsjahres an der Umfrage. Die Befragung fand im Monat Juli, also mit einem Jahr Ausbildungserfahrung, statt.
Die Ergebnisse wurden mit besonderer Spannung erwartet, absolvierten diese Auszubildenden ihre Berufsausbildung doch von Beginn an und bis heute unter den schwierigen Corona-Einschränkungen. 82 Prozent der Auszubildenden berichteten, dass ihre Ausbildung normal nach Plan stattfand. Ängste um den möglichen Verlust des Ausbildungsplatzes blieben unbegründet.

Das Engagement der Ausbildungsbetriebe zeigt sich zudem eindrucksvoll an den Neueintragungen: Ging die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge im Jahr 2020 pandemiebedingt etwas zurück, schlossen die Unternehmen 2021 mit bislang 1.421 Ausbildungsverträgen sogar 3 Prozent mehr Ausbildungsverträge ab als vor der Corona-Pandemie. Im Bundestrend nimmt die IHK-Region damit einen Spitzenplatz ein. „Das duale Ausbildungssystem erwies sich nun mehrfach in Folge als ein Fels in der Brandung“, so Torsten Haasch, Hauptgeschäftsführer der IHK Neubrandenburg für das östliche Mecklenburg-Vorpommern. „Kein Ausbildungssystem leistet zudem eine so hohe Integrationsfähigkeit für Bewerber mit den unterschiedlichsten Einstiegsniveaus.“

Zu den Ergebnissen der Azubiumfrage im Einzelnen:

  • 89,5 Prozent der Azubis würden ihren Ausbildungsbetrieb weiterempfehlen. Das machen sie vor allem an einem guten Betriebsklima, einem guten Verhältnis zu den Ausbildern, dem hohen Praxisbezug und auch an den Karriere- und Übernahmechancen fest.
  • Für 79 Prozent ist es die erste Berufsausbildung. 21 Prozent haben bereits Ausbildungs- oder Studienerfahrungen. Ein- und Umstieg ist prinzipiell immer gesichert.
  • Für 82 Prozent der Auszubildenden (identisch mit 2020) lief die Berufsausbildung wie im Ablauf geplant. Wenige Azubis befanden sich aufgrund von behördlichen Schließungen zeitweise in Kurzarbeit. Einige Ausbildungsbetriebe bildeten die Azubis kurzzeitig, wo nach der Ausbildungsordnung sinnhaft, „mobil“ unter Nutzung digitaler Möglichkeiten aus.
  • Keine Verbesserungen bei den Wegen zur Berufsschule! 40 Prozent der Azubis im 1. Ausbildungsjahr sind mehr als eine Stunde zur Berufsschule unterwegs; 23 Prozent sogar mehr als anderthalb Stunden. Die IHK drängt deshalb auf weitere Verbesserungen beim Azubiticket MV und erwartet hier eine Evaluation, von wem und in welchen Regionen das Azubiticket genutzt wird / werden kann. Wenn insbesondere der ÖPNV/SPNV für den Berufsschulbesuch nicht möglich ist, erwartet die IHK Nachbesserungen bei der Fahrkostenrichtlinie des Landes für Auszubildende.
  • Für aktuell 38 Prozent der Azubis ist die Anmietung eines Wohnheimplatzes oder einer Wohnung für die Zeiten des Berufsschulunterrichtes notwendig. Der Anteil ist in der IHK- Region Neubrandenburg damit etwa doppelt so hoch, wie in den anderen IHKs der neuen Bundesländer (20 Prozent). Um wettbewerbsfähig zu sein, müssen die Unternehmen der Region hierbei eher Unterstützung leisten.
  • Wesentliche Berufswahlentscheider bleiben auch 2021 die Eltern! 42 Prozent der Auszubildenden gaben an, dass die Eltern und Verwandte wesentliche Tippgeber für die letztendlich gewählte Ausbildungsstelle waren. Deshalb ist die jüngst geschlossene Vereinbarung der IHKs in MV mit dem Landeselternrat zur Zusammenarbeit in der Berufsorientierung nur folgerichtig.
  • Das Bewerbungsverfahren: So straff und schlank wie!
    80 Prozent waren mit maximal zehn Bewerbungen am Ziel und konnten ihren Ausbildungsvertrag abschließen (2019 = 72 Prozent). Knapp 60 Prozent benötigten sogar nur maximal fünf Bewerbungen!
    58 Prozent der Azubis erhielten innerhalb eines Monats ihre Zusage für den Ausbildungsplatz! Für weitere 23 Prozent vergingen zwischen Bewerbung und Zusage zwei Monate. Not macht erfinderisch und so führten augenscheinlich alternative Auswahlverfahren im Vergleich zur Präsenz ggf. schneller zur Entscheidung.
  • Die Azubis gaben bereitwillig Antwort zu ihrer Nutzung der Social-Media-Kanäle. 2021 sind in der Reihenfolge Youtube, Instagram, Snapchat und TikTok die meistgenutzten Kommunikationskanäle. Ausbildungsbetriebe sollten hier mit jugendgerechter Ansprache gefunden werden können und Angebote machen. In der Fachkräftekampagne „Durchstarten in MV“ haben die IHKs 2021 dazu reagiert und erstmals in TikTok verschiedene Berufevideos gepostet.

Wie sieht die Statistik für das neue 1. Ausbildungsjahr aus?

  • Mit 1.421 neuen Ausbildungsverträgen wurde das Ausbildungsniveau von 2019 mit 3 Prozent überboten. Die Anzahl der ausländischen Auszubildenden hat sich dabei zu 2019 mehr als verdoppelt. Auszubildende mit ausländischen Wurzeln stellen nun 6,5 Prozent der Auszubildenden in der IHK Neubrandenburg.
  • Beworbene Zielländer für die Gewinnung von Auszubildenden aus Drittstaaten sind insbesondere Vietnam und die Ukraine. Unternehmen gehen hier aktiv in die Akquise, um auch auf diesem Weg den Bedarf an Nachwuchskräften zu decken.
  • In den TOP 15 der Neueintragungen 2021 findet sich eine Vielzahl an Branchen mit ihren Ausbildungsberufen. Handel, Tourismus, Metall und Elektro und Dienstleistungen sind nach wie vor „gut gebucht“.
  • Wo gibt es noch Potenzial? Mit einem Anteil von nur 19 Prozent an Auszubildenden, die über die Fachhochschulreife oder die allgemeine Hochschulreife verfügen liegt die Region tatsächlich deutlich unter dem Bundesdurchschnitt!
  • Die Unternehmen wünschen sich an den Gymnasien neben der Studienorientierung eine mindestens gleichwertige Berufsorientierung. Mit der aktuellen Richtlinie des Landes zur Berufs- und Studienorientierung sind die Gymnasien zwar dazu verpflichtet; die Umsetzung ist jedoch nicht zufriedenstellend.
  • Unternehmen und IHK Neubrandenburg können mit einer Vielzahl an Instrumenten praxisnah helfen und unterstützen (Ausbildungsbotschafter, Schulung der Berufsorientierungslehrer, Videos, Praktika…).

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