Fast zwei Drittel der Klein­kinder in M-V bis zum zweiten Geburtstag voll­ständig geimpft

24. Februar 2022

Im neuen TK-Report „Kinder und Arzneimittel“ nimmt die Techniker Krankenkasse (TK) die jüngsten Versicherten in den Blick. Im Fokus steht die Versorgung mit Arzneimitteln und Impfstoffen. Ein Ergebnis des Reports: Fast zwei Drittel der Kleinkinder in Mecklenburg-Vorpommern erhalten in den ersten beiden Lebensjahren alle 13 bis zu diesem Alter von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlenen Impfungen vollständig. Beim Vergleich der Geburtsjahrgänge zeigt sich: Der Anteil der Kinder, die gar keine empfohlene Impfung erhalten, sinkt – besonders bei der Impfung gegen Masern.

Bis zu ihrem zweiten Geburtstag haben 62,4 Prozent der 2019 geborenen TK-versicherten Kinder im Land alle empfohlenen Impfungen gegen Masern, Keuchhusten und Co. komplett erhalten. 35,4 Prozent waren teilweise geimpft, ihnen fehlte also mindestens eine Impfung bzw. Teilimpfung, 2,2 Prozent wurden bis zum zweiten Geburtstag gar nicht geimpft. Damit hat Mecklenburg-Vorpommern bundesweit die zweithöchste Quote an vollständigen Impfungen zu verzeichnen. Darüber liegt Sachsen-Anhalt mit 65,6 Prozent vollständigem Impfstatus bei den Kleinkindern.

Immer mehr Maserin-Impfungen

„Glücklicherweise hatte das erste Pandemiejahr keinen negativen Effekt auf die Impfquoten“, sagt Manon Austenat-Wied, Leiterin der TK-Landesvertretung Mecklenburg-Vorpommern. „Die Quoten sind mit denen der Vorjahre vergleichbar, der Anteil der komplett ungeimpften Kinder ist sogar leicht gesunken. Das deckt sich mit unseren Beobachtungen, dass auch die U-Untersuchungen in der Pandemie nicht weniger in Anspruch genommen worden sind.“

Auffällig ist die Entwicklung bei der Masernimpfung: Von den 2016 geborenen Kindern hatten 6,3 Prozent bis zu ihrem zweiten Geburtstag keine der beiden für die Immunisierung nötigen Impfungen erhalten, von den 2018 geborenen 5,2 Prozent, von den im ersten Halbjahr 2019 geborenen 4 Prozent. Hierbei könnte die seit März 2020 geltende Impfpflicht für Kindergarten- und Schulkinder und die Diskussion darüber eine Rolle spielen. Da die Masernimpfung in der Regel als Kombinationsimpfung gegeben wird, haben sich die Quoten bei Mumps und Röteln ähnlich entwickelt.

Arzneimittel bei Kindern – Deutliche Rückgänge in der Pandemie

Der Report zeigt außerdem, welche Arzneimittel Kindern unter zwölf Jahren bundesweit am häufigsten verschrieben werden. Zu den am häufigsten verordneten Wirkstoffen gehören unter anderem die Fieber- und Schmerzmittel Ibuprofen und Paracetamol, Mittel gegen Erkältungen (Xylometazolin, Efeublätter, Ambroxol) und Mittel für den Knochenaufbau (Colecalciferol). In den Daten macht sich ein deutlicher Coronaeffekt bemerkbar. So wurden TK-versicherten Kindern im ersten Pandemiejahr 2020* insgesamt fast 40 Prozent weniger Arzneimittelpackungen verordnet. Beispiel Fieber- und Schmerzmittel: Bekamen vor der Pandemie noch 45 Prozent der Kinder mindestens eine Verordnung über Schmerz- und Fiebermittel, waren es im ersten Pandemiejahr nur noch 29 Prozent.

Auch wenn viele Arzneimittel, die Kinder häufig einnehmen, ohne Rezept in der Apotheke gekauft werden können, ist laut dem TK-Report Vorsicht geboten. Auch nicht verschreibungspflichtige Schmerzmittel oder scheinbar harmlose Nasensprays können zu Nebenwirkungen führen, vor allem, wenn sie nicht richtig angewendet werden. Aus Studien sei bekannt, dass Medikationsfehler bei Kindern viel häufiger vorkommen als bei Erwachsenen, etwa in Form von Über- oder Unterdosierungen. Halbes Gewicht bedeute zum Beispiel nicht gleich halbe Dosis. Es sei sehr wichtig, dass Kinder das Medikament richtig dosiert und auch in einer für das Alter geeigneten Form erhalten.

Mehr Kinder und Jugendliche mit Psychopharmaka-Verordnung

Ein weiteres Ergebnis beim Blick auf die Verordnungsdaten von Mecklenburg-Vorpommern: Immer mehr Schulkinder und Jugendliche bekommen Medikamente zur Behandlung psychischer Erkrankungen verschrieben. Bei den 6- bis 11-Jährigen stieg beispielsweise der Anteil an Verordnungen von Mitteln zur Behandlung von Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Störungen (ADHS) leicht von 1,1 Prozent im Jahr 2017 auf 1,5 Prozent im Jahr 2020, bei den 12- bis 17-Jährigen im selben Zeitraum von 1,4 Prozent auf 1,7 Prozent. Von ADHS sind Jungen in beiden Altersgruppen deutlich häufiger betroffen als Mädchen, sie bekommen fast viermal so häufig ADHS-Mittel verordnet. Ein Anstieg ist bei den 12- bis 17-jährigen Mädchen bezüglich der Verordnungen von Antidepressiva zu beobachten: Im Jahr 2017 bekamen 1,1 Prozent der TK-versicherten Mädchen ein entsprechendes Rezept, im Jahr 2020 1,3 Prozent.


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