Agroneum feiert eine Woche lang den 60. Geburtstag

18. Juni 2023

Mit einer ganzen Festwoche begeht das Agroneum –1963 als Agrarhistorisches Museum gegründet – ab 23. Juni sein Jubiläum. „Wir wollen möglichst vielen Leuten, die an Agrar- und ländlicher Geschichte interessiert sind, die verschiedenen Aspekte des Landlebens näher bringen“, sagte Museumleiterin Anke Gutsch mit Blick auf die geplanten Höhepunkte.
Zu den Alleinstellungs-Merkmalen des Museums zählt inzwischen die Schau in der rund 120 Jahre alten Schnitterkaserne, die noch der damalige Gutsherr von Karow und Alt Schwerin bauen ließ.
Und das erwartet die Besucher zum Jubiläum:

Nach dem Freiluftkonzert der Band „Nimmergut“ am Abend des 23. Juni auf dem Museumsgelände werden täglich zwei kostenlose Führungen angeboten, die Mitarbeiter werden in entsprechender Tracht die Landtechniken der unterschiedlichen Epochen vorstellen, zeigen, wie gebuttert, Körbe geflochten und gesponnen wurde und bis heute noch wird.

Vor allem Schulen und Kindergärten sollen am folgenden Mittwoch und Donnerstag bei freiem Eintritt Museums- und Landluft schnuppern können. Denn das Agroneum zeigt einen Ausschnitt aus mehreren hundert Jahren Agrargeschichte, wobei vieles unmittelbar angefasst und ausprobiert werden kann.

Die Besucherzahlen haben sich stabilisiert, sagt Gutsch. So kamen in diesem Jahr, das erst im April für das Museum begann, bisher rund 10 000 Besucher nach Alt Schwerin. Seit der Gründung 1963 waren bereits rund 2,3 Millionen Gäste in den unterschiedlichen Museumsteilen im gesamten Dorf und bei Veranstaltungen wie den Dampfmaschinen- oder Oldtimer- und Traktorentreffen.

Verschiedene geschichtliche Epochen

Zu den Alleinstellungsmerkmalen zählt inzwischen die Schau in der rund 120 Jahre alten Schnitterkaserne, die noch der damalige Gutsherr von Karow und Alt Schwerin, Schlutius, bauen ließ. In zehn Räumen kann man nachvollziehen, wie sich die Landwirtschaft entwickelte, von Bauern, Gutsherren, Leibeigenen, über Tagelöhner, freie Bauern. Das Besondere: Ab etwa der Mitte der Ausstellung fließt die sozialistische Ideologie aus der DDR-Zeit in die Schau erkennbar deutlich mit ein. Sie wurde am 30. Juni 1989 eröffnet, Anlass waren damals wohl der nahende 40. Jahrestag der DDR-Gründung und der Geburtstag von Ex-SED-Chef Walter Ulbricht

So wird der Grund der Bodenreform aus damaliger Sicht erläutert, ein Ereignis, das viele Dörfer der Müritz-Region wie auch Alt Schwerin stark geprägt hat. Denn der Gutsbesitzer wurde enteignet, das Land an Neubauern aufgeteilt. Daran erinnert auch ein Neubauernhaus mit Stallungen und Garten, in dem fleißig Obst und Gemüse angebaut wird. Fast so, wie Selbstversorger es heute wieder anstreben.

Über die Schlagzeile „Vom ich zum Wir“ wird auf die LPG-Bildung eingegangen – allerdings ohne Hinweis darauf, dass dies eigentlich sehr umstritten war. Viele Bauern hätten ihre Tiere lieber selbst versorgt. Doch in Raum 8 titelt die „Freie Erde“ dann „Jetzt sind wir alle eins“, und feiert die 100-prozentige LPG-Bildung im damaligen Kreis Waren und Bezirk Neubrandenburg.

Auch auf die „Blut und Boden“-Politik der NSDAP, auf „Imperialismus und Krieg“ und den daraus folgenden Nachkriegsjahren wird eingegangen. So sind ein Volksempfänger – damals auch „Goebbels-Schnauze“ genannt – sowie ein Exemplar von Hitlers „Mein Kampf“ hinter Glas ausgestellt.

Viele Promis

Nachgestellt ist auch ein karges Zimmer von Schnittern, in dem zwei Doppelstockbetten aus Metall stehen, die an DDR-Kasernen erinnern. Später dokumentieren Teile eines alten Mähdreschers, eine Lampe mit dem Namen „Stalinez“, eine Melkeinrichtung und ein modernerer Führerstand eines Mähdreschers den technischen Fortschritt beim damaligen Kombinat Fortschritt.

Zur Museumfestwoche wird aber auch moderne Landtechnik zu sehen sein“, sagt Anke Gutsch. Höhepunkt soll der 30. Juni sein, dann ist das Agroneum 60 Jahre alt, an jenem Tag soll der Eintritt nur die Hälfte kosten. Auch etliche Promis waren schon neben diversen Ministern iim Agroneum – unter anderem Heike Götz vom NDR, Ex-Tatort-Schauspieler Jaecki Schwarz sowie Horst Lichter und andere, die bei einer Oldtimer-Rallye in Alt Schwerin einen Stopp eingelegt hatten.


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