Baupreissteigerungen in M-V deutlich höher als im Bundesvergleich

3. November 2021

Nach einer aktuellen Datenerhebung des Baukosteninformationszentrums Deutscher Architektenkammern (BKI) stiegen die Baupreise in zentralen Gewerken des Hochbaus in Deutschland allein zwischen Februar und September 2021 um durchschnittlich 20 Prozent. Damit setzt sich der erkennbare Trend der letzten Jahre nicht nur fort, sondern verstärkt sich nochmals deutlich in diesem Jahr. Die Gesamtkosten von Bauinvestitionen stiegen damit allein im letzten Halbjahr um ca. 10 Prozent. In Mecklenburg-Vorpommern ist die prozentuale Steigerung in fast allen Gewerken mit Abstand am höchsten. So weist die Umfrage für M-V beispielsweise in den Gewerken Stahl- und Metallbau Preissteigerungen bis zu 54 Prozent aus, während Gewerke wie der Holzbau sowie Putz- und Stuck-Arbeiten zwischen 30 und 40 Prozent teurer wurden. Auch für das Bauhauptgewerk weist die Umfrage für M-V überdurchschnittliche Preissteigerungen von ca. 24 Prozent aus.

„Selbst bei Würdigung der allenthalben bekannten Gründe für die Baupreissteigerungen wie der weltweiten Rohstoffknappheit, der geringen Materialverfügbarkeit von Produkten aufgrund anhaltend hoher Nachfrage oder dem zunehmenden Fachkräftemangel der Baubranche in Deutschland stellt sich schon die Frage, warum die Preissteigerung gerade in Mecklenburg-Vorpommern derart hoch ausfällt.“ hinterfragt Christoph Meyn, Präsident der Architektenkammer M-V, die aktuelle Baupreis-Diskussion. Er vermutet, dass „sich in M-V mehrere ungünstige Rahmenbedingungen gegenseitig verstärken. So überlagert sich der zunehmend hohe Investitions- und Anlegerdruck gerade in den küstennahen Regionen mit der in den letzten Jahren deutlich gesunkenen Verfügbarkeit von kleinen und mittelständischen Handwerksbetrieben. Wenn dann die Industrie nur noch Tagespreise für Baustoffe und Bauprodukte anbietet, können und werden die wenigen regionalen Baufirmen ihre Risiken schon in der Angebotserstellung entsprechend hoch bewerten, um ihre Unternehmen nicht zu gefährden.“

Fragen an die Politik

Christoph Meyn erklärt weiter, dass auch für die Planer selbst die erheblichen Preissteigerungen ein großes Problem seien, denn in der derzeitigen Situation werden Kostenprognosen, auf Vergleichspreisen beruhende detaillierte Kostenberechnungen und Ausschreibungen zum Lotteriespiel, dem die Architekten oft nur durch Verschiebung von Maßnahmen und aufwändige Umplanungen während der Umsetzung begegnen können. Und es bleibe immer der drohende Vertrauensverlust des Bauherrn, wenn die prognostizierten Baukosten aus dem Ruder laufen. „Insgesamt eine hohe Belastung auch für die Architekturbüros“, so Meyn, der konkrete Maßnahmen fordert:
„Politik, Kammern und Branchenverbände müssen sich hier fragen lassen, ob in den letzten Jahren genug für den Erhalt und die Sicherung einer stabilen und kleinteiligen Wirtschaftsstruktur in der Baubranche insgesamt getan wurde. Das beginnt bei einer gezielten regionalen Nachwuchsförderung in Handwerk und Planung und endet bei der Schaffung von attraktiven Lebens- und Arbeitsbedingungen für Zuzügler nach M-V.“


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