Drohbrief mit Beschimpfungen und Familienverhältnisse beschäftigen Gericht im Fall Leonie
Der Prozess um den gewaltsamen Tod der kleinen Leonie in Neubrandenburg hält viele Facetten menschlicher Abgründe bereit. So musste sich das Landgericht gestern nun mit einem anonymen Drohbrief mit Beleidigungen weit unter der Gürtellinie gegen den Nebenkläger – den leiblichen Vater von Leonie – und seinen Anwalt befassen. Irgendjemand hatte ein Bild der Beiden im Gerichtssaal verwendet, wo Gäste nicht fotografieren dürfen. Dieses Bild war zusammen mit einer Pistole auf dem Schreiben zu sehen, das der Richter dem Staatsanwalt für Ermittlungen wegen Bedrohung und Beleidigung übergab.
Insgesamt könnte sich der Prozess noch deutlich länger hinziehen als bisher geplant bis zum 21. November.
So sagte der Anwalt der Mutter, Axel Vogt, dass die 25-Jährige nach zwei Aussagen hinter verschlossenen Türen bestimmt noch einmal angehört werden müsse. Dazu könne man aber erst Ende November oder im Dezember kommen. Das Gericht hatte ohnehin schon sicherheitshalber Termine im November und Dezember ins Auge gefasst. Ob sie gebraucht werden, hängt aber stark davon ab, ob sich der Angeklagte nun doch endlich zu den vielen Widersprüchen in seinen Aussagen äußert (WsM berichtete). Das haben seine Verteidiger in Aussicht gestellt.
Nach der möglichst genauen Beleuchtung der Ereignisse am 12. Januar stehen nun die Familienverhältnisse beider Seiten im Zentrum der Verhandlung. So sollen Kinderärzte etwas zum Zustand von Leonie und ihrem Bruder aussagen, Bekannte und Angehörige etwas zum normalen Verhalten des Angeklagten sagen, der als aufbrausend gilt, und auch zum Verhalten der Mutter.
Noch immer steht die Aussage des Stiefvaters über einen angeblichen Treppensturz gegen die Aussagen von Rechtsmedizinern. Diese halten Misshandlungen des Mädchen für wahrscheinlich als Todesursache, nicht aber einen Sturz.