Familie gibt historische „Unkel Bräsig“-Figur an Reuter-Museum

22. Januar 2023

Manchmal bringt ein bekannter Sohn einer Stadt auch mal Glück: So ist es in der Reuterstadt Stavenhagen geschehen. Eine Familie aus Rommerskirchen in Nordrhein-Westfalen hatte von einer verstorbenen Tante im Jahr 2022 einen Hausstand mit viel Kunst geerbt. Bei der Sichtung fiel besonders eine knapp 60 Zentimeter große Holzplastik auf. „Es handelt sich um einen ‚Unkel Bräsig““, erläuterte Marit Haferkorn vom Fritz-Reuter-Museum in Stavenhagen. Der „Bräsig“ ist eine der Hauptfiguren im Werk des Plattdeutsch-Dichters Reuter (1810-1874), der aus Stavenhagen stammt und lange in Eisenach lebte. In Stavenhagen ist die Arbeit nämlich inzwischen gelandet. Doch das war erst gar nicht so geplant. Denn die Familie wollte die Plastik eigentlich über ein Auktionshaus verkaufen.

Dort gab es auch schon einen Termin, wie Haferkorn sagte. Und manche kommen ja auch auf die Idee, solche Kunstdinge in TV-Sendungen wie „Bares für Rares“ vorzustellen, um dann eine ordentliche Summe dafür zu verlangen. Diese Familie ging aber anders vor. Man recherchierte, stieß auf den Dichter Reuter und das Museum, das einst Reuters Wohnort und Familienstätte war.

Nach einem kurzen E-Mail-Austausch war klar: Der ungewöhnliche „Unkel Bräsig“, der schon einen Teil zweier Finger und einen Spazierstock eingebüßt hatte, sollte auch in die Ausstellung nach Stavenhagen kommen. Mit Hilfe der Ehrenamtsstiftung MV wurde das Geld – eine höhere dreistellige Summe – aufgebracht und die Figur inzwischen übergeben und auch schon restauriert.

„Diese Figur ist etwas Einmaliges“, sagte Haferkorn. Geschaffen hatte sie der Berliner Bildhauer, Maler und Schauspieler Hans Hubert Dietzsch, dessen produktivste Zeit die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts war. Von ihm gibt es vor allem Kriegsdenkmäler, aber auch Sportlerfiguren. Den „Unkel Bräsig“ soll er um 1910, vermutlich anlässlich des 100. Geburtstages von Reuter, geschaffen haben.

Die diesjährige Veranstaltungssaison im Stavenhagener Museum beginnt am 26. Januar – dann kommen Vertreter aller Reutermuseen und -gedenkorte zusammen, die es gibt. Auch aus Jabel bei Waren an der Müritz, wo Reuter um 1868 herum längere Zeit lebte und sich für den Wiederaufbau des Dorfes nach einem großen Dorfbrand eingesetzt hat.


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