Immer weniger HPV-Impfungen in Mecklenburg-Vorpommern

23. November 2023

HPV-Impfungen gehen in Mecklenburg-Vorpommern dramatisch zurück. 2022 wurden 30 Prozent weniger Kinder und Jugendliche im Alter von neun bis 17 Jahren erstmalig gegen verschiedene Krebsarten geimpft als im Vorjahr. Damit liegt Mecklenburg-Vorpommern deutlich über dem Bundesschnitt (Rückgang um 25 Prozent). Besonders stark ist der Rückgang bei 15- bis 17-jährigen Jungen. Hier sanken die HPV-Erstimpfungen um 55 Prozent. Insgesamt gab es bei Jungen ein Minus von 37 Prozent und bei Mädchen einen Rückgang von 22 Prozent. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Sonderanalyse des Kinder- und Jugendreports der DAK-Gesundheit. Der Vergleich zu den Vor-Pandemie-Jahren zeigt einen noch stärkeren Rückgang.

Humane Papillomviren (HPV) werden sexuell übertragen und können unter anderem Gebärmutterhalskrebs und Krebs im Mund-Rachen-Raum hervorrufen. DAK-Landeschefin Sabine Hansen fordert eine Impf-Offensive und mehr Aufklärung über Vorteile einer HPV-Impfung.

Für die aktuelle DAK-Sonderanalyse im Rahmen des Kinder- und Jugendreports untersuchten Wissenschaftler Abrechnungsdaten von mehr als 24.000 Kindern und Jugendlichen bis einschließlich 17 Jahren, die bei der DAK-Gesundheit in Mecklenburg-Vorpommern versichert sind. Analysiert wurden anonymisierte Versichertendaten aus den Jahren 2017 bis 2022. 

„Der Rückgang bei HPV-Impfungen liegt in Mecklenburg-Vorpommern deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Das ist alarmierend und ein schlechtes Zeichen für die Gesundheitsvorsorge unserer Kinder. Ein erhoffter Nachholeffekt nach der Corona-Pandemie ist leider ausgeblieben“, sagt Sabine Hansen, DAK-Landeschefin in Mecklenburg-Vorpommern. „HPV-Impfungen können Leben retten, denn sie schützen junge Menschen vor Krebserkrankungen. Was wir jetzt brauchen, ist eine Impf-Offensive. Wir müssen vor allem Eltern für die Vorteile einer HPV-Impfung sensibilisieren, und gleichzeitig versuchen, eine mögliche Impfskepsis abzubauen. Wichtig ist, dass wir eine Trendumkehr schaffen, damit in Zukunft wieder mehr Kinder und Jugendliche gegen Krebserkrankungen geschützt werden können.“ 

Geringe Impfquoten vor allem bei Jungen

Die DAK-Auswertung zeigt, dass 2022 deutlich weniger Kinder und Jugendliche erstmalig eine HPV-Impfung erhalten haben als 2021. So gingen die Impfungen bei Mädchen um 22 Prozent und bei Jungen um 37 Prozent zurück. Besonders stark sanken die Erstimpfungszahlen bei jugendlichen Jungen im Alter von 15- bis 17-Jahren. Hier steht ein Minus von 55 Prozent.

Im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 sind die Rückgänge noch ausgeprägter: 2022 erhielten 59 Prozent weniger Kinder und Jugendliche im Alter zwischen neun und 17 Jahren erstmalig eine Impfung gegen Krebs als 2019. Auch hier gingen die Zahlen bei Jungen mit 68 Prozent stärker zurück als bei Mädchen mit 48 Prozent. Deutliche Negativtrends zeigen sich vor allem in der Altersgruppe der 15- bis 17-Jährigen – insbesondere bei jugendlichen Jungen mit einem Minus von 81 Prozent. Auch der Anteil erstmalig geimpfter Kinder, die ins impfrelevante Alter von neun Jahren eintreten, ist im Bundesdurchschnitt 2022 zuletzt gesunken.

STIKO: Impfempfehlung für Mädchen und Jungen

„Die massiven Rückgänge bei den Erstimpfungen in unserem Bundesland sind vor allem deshalb so hoch, weil wir bislang im Vergleich zu vielen anderen Bundesländern eine relativ hohe Durchimpfungsrate erreichen konnten. Umso dramatischer ist der Rückgang aufgrund der Corona-Pandemie“, zeigt sich Dr. Andreas Michel, Landesverbandsvorsitzender des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte besorgt. Die Kinder- und Jugendärzte täten wirklich alles, um diesen Rückstand unter anderem bei den nun nachzuholenden Vorsorgeuntersuchungen aufzuholen. „Wir müssen aber auch sehen, dass wir viele der älteren Jugendlichen verpassen werden. Hier bedarf es unbedingt einer konzertierten Aktion mit dem Landesamt für Gesundheit und Soziales und dem Kultusministerium MV, denn nur durch die Schulen haben wir die Chance, noch möglichst viele dieser Jungen und Mädchen zu erreichen.“ 

Seit 2007 empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) eine HPV-Impfung für Mädchen und seit 2018 auch für Jungen. Humane Papillomviren (HPV) werden sexuell übertragen und können Gebärmutterhalskrebs sowie Krebs im Mund-Rachen-Raum, an weiblichen und männlichen Geschlechtsorganen und im After verursachen. Laut Robert Koch-Institut erkranken in Deutschland jedes Jahr rund 6.250 Frauen und 1.600 Männer an HPV-bedingtem Krebs. Eine Impfung sollte idealerweise vor dem ersten Geschlechtsverkehr erfolgen. Die DAK-Gesundheit übernimmt die HPV-Impfung für alle Kinder im Alter bis 17 Jahren und zusätzlich im Rahmen einer Satzungsleistung für alle 18- bis 26-Jährigen. Damit geht die Kasse über den gesetzlichen Leistungsanspruch hinaus.

Informationen zur HPV-Impfung: www.dak.de/hpv


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