Kurzarbeit sichert Arbeitsplätze an der Seenplatte
Die Auswirkungen der Corona-Virus-Pandemie – auch durch die Eindämmungsmaßnahmen des seit Dezember geltenden Lockdowns – sind auf dem Arbeitsmarkt deutlich spürbar. Dass der Anstieg der Arbeitslosenzahlen nicht höher ausgefallen ist, ist den umfangreichen Kurzarbeiterregelungen zu verdanken. Sie wirken nach Aussage von Thomas Besse, Chef der Neubrandenburger Arbeitsagentur, wie eine Rettungsreifen.
Im Januar waren an der Mecklenburgischen Seenplatte 860 Menschen mehr arbeitslos gemeldet als im Dezember. Insgesamt 12.638. Das entspricht einer Arbeitslosenquote von 9,7 Prozent. Im Vergleich zum Januar des Vorjahres sind es 408 Arbeitslose mehr.
Neben dem für einen Januar saisontypischen Anstieg der Arbeitslosigkeit (+860), schlägt sich der Lockdown selbst nur geringer auf dem Arbeitsmarkt nieder, als im Durchschnitt der vergangenen drei Jahre (+1.233). „Es ist in der Tat erstaunlich, dass der Arbeitsmarkt im Landkreis dem seit Dezember geltenden Lockdown – mit Schließungen von Gastronomie und Einzelhandel – stand hält. Auch wenn die wirtschaftliche Aktivität stark gedämpft ist und Risiken – in Bezug auf das Infektionsgeschehen – weiterhin verbleiben, hat sich das Entlassungsniveau normalisiert. Die Betriebe halten an Ihren Fachkräften fest.
Die Neueinstellungsdynamik liegt deutlich unter Vorkrisenniveau. Dies birgt erhebliche Risiken einer Verfestigung von Arbeitslosigkeit und eines Corona-Jahrgangs bei den Berufseinsteigern: Wir müssen gemeinsam mit allen Akteuren am Arbeits- und Ausbildungsmarkt alle Möglichkeiten nutzen, um das zu verhindern“, sagt Thomas Besse.
Langzeitarbeitslose bereiten Sorgen
Angesicht der andauernden Covid-19-Pandemie sorgt sich der Arbeitsagenturchef um die steigende Zahl der Langzeitarbeitslosen. „Im Januar waren vier von zehn (5.289) Männer und Frauen ein Jahr oder länger arbeitslos. Das sind rund 800 mehr als im Januar 2020, ein Plus von 18 Prozent. Wir werden deshalb mit einer größeren Zahl bei der Langzeitarbeitslosigkeit aus der Krise herausgehen. Jetzt und nach der Coronakrise müssen wir uns anstrengen, diese Menschen noch besser zu qualifizieren, damit sie wieder in Lohn und Brot kommen.“
Nach Einschätzung des Arbeitsagenturchefs sind die umfangreichen Kurzarbeiterregelungen, bei den Lohnkosten vom Bund finanziert werden, „der Rettungsanker während der andauernder Corona-Pandemie“. Ohne Kurzarbeit läge die Arbeitslosigkeit noch einmal deutlich höher. Bis Mitte Januar wurde für 38.453 Menschen im Landkreis vorsorglich Kurzarbeit angezeigt. Nach aktuellen Hochrechnungen befanden sich im September 2020, 2.383 Mitarbeitende – aus 506 Unternehmen – in Kurzarbeit.
Zahl der Beschäftigten gesunken
Die Zahl der sozial-versicherungspflichtig Beschäftigten im Seenplattelandkreis ist 2020 erstmals seit drei Jahren wieder gesunken. Im vergangenen Juni (aktueller Stichtag) waren 62.623 Personen im Landkreis beschäftigt. Das entspricht einem Minus von 1.539 (oder -1,7 Prozent) im Jahresvergleich. „Damit hat es nach drei Jahren des Beschäftigungsaufbaus erstmals wieder einen Rückgang gegeben“, erklärt der Arbeitsmarktexperte.
1.300 Männer und Frauen mussten sich im Januar nach dem Verlust ihres Arbeitsplatzes in der Seenplatte neu oder erneut arbeitslos melden. Das sind 379 – oder 22,6 % – weniger als im Januar 2020.
497 Arbeitslose konnten ihre Arbeitslosigkeit durch Aufnahme einer Arbeit auf dem ersten Arbeitsmarkt beenden. Das sind 119 – oder 19,3 % – weniger als im Vorjahresmonat.
Damit übersteigen im Januar die Arbeitslosmeldungen aus Beschäftigung (1.300) die Arbeitsaufnahmen (497).
Nach Personengruppen entwickelte sich die Arbeitslosigkeit gegenüber dem Vorjahresmonat recht unterschiedlich, die Spanne der Veränderungen reicht im Januar von –1% bei 50-Jährigen und Älteren bis +18% bei Ausländern.
Der Bestand an gemeldeten Arbeitsstellen ist auf 2.361 Stellen gesunken. Gegenüber dem Vorjahresmonat (Januar 2020) bedeutet dies einen Rückgang von 17. Die Arbeitskraftnachfrage der Unternehmen lässt sich eindeutiger am Zugang an offenen gemeldeten Stellen ablesen: Im Vergleich zum Vormonat sank der Stellenzugang um 218 – zum Vorjahresmonat um 187.
Die größte Nachfrage gab es aus den Bereichen: Callcenter und Zeitarbeit (383 freie Stellen im Bestand), im Baugewerbe (320), Gesundheit, Soziales, Lehre und Erziehung (295), Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen (257) sowie im verarbeitenden Gewerbe (257).
Unternehmen in der Seenplatte, die noch keinen festen Ansprechpartner haben, erreichen den Arbeitgeberservice telefonisch unter der kostenfreien Arbeitgeber-Service-Rufnummer: 0800 4 5555 20.