Prozess um Kindesmissbrauch droht Verzögerung 

28. Juni 2023

Der Prozess gegen einen 48-jährigen Mann aus Kargow wegen Kindesmissbrauchs am Landgericht Neubrandenburg (WsM berichtete) könnte sich verzögern. Nach Informationen von „Wir sind Müritzer“ haben die bisherigen Zeugenanhörungen hinter verschlossenen Türen deutlich länger gedauert und waren umfangreicher, als zunächst vom Gericht geplant. Nicht alle Zeugen, die gestern gehört werden sollten, konnten auch aussagen. Die Zeit hat nicht gereicht. Dem 48 Jahre Mann wird sexueller Missbrauch sowie schwerer sexueller Missbrauch von Jungen in mehr als 50 Fällen vorgeworfen. 

Der Angeklagte hatte sich zum Prozessauftakt (WsM berichtete) nicht zu der Anklage geäußert. Wegen der „schutzwürdigen Interessen“ der beiden mutmaßlichen Geschädigten, aber auch des Angeklagten ist die Öffentlichkeit bis zur Verkündung des Urteils ausgeschlossen worden.

Von den Zeugenanhörungen erhoffen sich das Landgericht sowie die Staatsanwaltschaft mehr Klarheit über die Vorgänge, die sich von 2018 bis 2021 im Umfeld des 48-jährigen Stephan R. ereignet haben sollen.  

Da sich der Angeklagte nicht zu den Vorwürfen geäußert hat, wie ein Gerichtssprecher sagte, mussten die Jungen, die inzwischen Jugendliche sind, als Zeugen vorgeladen werden. Einer wurde bereits am ersten Prozesstag gehört, der andere musste gestern aussagen. Außerdem waren Ärzte, Psychologen und Polizisten geladen.

Das Landgericht hatte bisher geplant, den Prozess heute abzuschließen. Inzwischen sieht es aber so aus, dass es noch zwei weitere Verhandlungstermine geben wird.

Denn neben einigen Zeugen müssen am Ende der Beweisaufnahme auch die beiden psychiatrischen Gutachter zu Wort kommen. Das nimmt ebenfalls einige Zeit in Anspruch – man rechnet mit etwa drei Stunden, da alle Beteiligten dazu Fragen stellen dürfen.

Ist die Beweisaufnahme abgeschlossen, werden – wieder nicht öffentlich –  die Plädoyers der Staatsanwaltschaft, der beiden Nebenkläger-Anwälte und der beiden Verteidiger gehalten. Da sich die Kammer des Landgerichts danach noch Zeit nehmen muss, um das Urteil gründlich zu beraten, ist es eher unwahrscheinlich, dass Richterin Dr. Daniela Lieschke das urteil heute verkündet.

Foto: Felix Gadewolz


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