Schlimmer Fall von Lärz: Zeugen berichten von Plan über eine „Abreibung“  für das Opfer

21. Januar 2022

Der brutale Selbstjustizfall von Lärz (WsM berichtete) soll wie geplant  bis Mitte Februar zum Ende kommen. Das hat Richterin Daniela Lieschke beim gestrigen letzten Verhandlungstag am Landgericht Neubrandenburg betont. So sollen als Nächste die Gutachterinnen zu Wort kommen, danach – wohl am 10. Februar – könnten die Plädoyers folgen. Dann wäre noch ein Termin zur Urteilsverkündung und -begründung vorgesehen.
Und nach der letzten Anhörung weiterer Zeugen – darunter zwei Richter vom Amtsgericht Waren – rückt die Verurteilung der Hauptangeklagten und ihrer beiden jüngeren Freunde langsam näher. Sie muss sich wegen versuchten Mordes und Freiheitsberaubung verantworten. Für die beiden jeweils 23 Jahre alten Männer kommt mindestens wohl eine Verurteilung wegen gefährlicher Körperverletzung in Betracht.

Das Trio aus Lärz und der 47 Jahre alte ehemalige Lebens- und Drogengefährte der Frau sollen einen Nachbarn am 28. Februar 2021 misshandelt, gequält, erniedrigt und zu einem Militärgelände bei Wesenberg verschleppt haben. Dort soll der Schwerverletzte unter Drogen gesetzt und in einem Bunker zum Sterben zurückgelassen worden sein. Wider Erwarten hatte sich der 39-Jährige, der in Lärz mit einem Cuttermesser „tätowiert“ wurde, Urin trinken musste und dem die Haare gekürzt wurden, aber dort im Bunker doch noch befreien und Hilfe holen können.

Inwieweit der 47-Jährige aus Mirow daran direkt beteiligt war – er hat eine gemeinsame kleine Tochter mit der 26-Jährigen – konnte in dem Prozess bisher nicht ganz herausgearbeitet werden. Auf jeden Fall war er einer der Händler, die die Drogen an der Seenplatte weiter „verticken“, wie es heißt. Das hatte die 26-Jährige beim Amtsgericht erzählt.

Zuvor waren bei ihr in Lärz im Kühlschrank und bei dem 47-jährigen in Mirow im Gefrierschrank große Mengen Amphetamine gefunden worden. Nach anfänglicher Reserviertheit habe die Frau dann beim Amtsgericht „ausgepackt“ , wie sie sagte. Die Drogen würden in Oranienburg hergestellt – bei „Rudi“. „Andrè“ aus Röbel sorge für den Transport, dann sorgten ein Fahrradverleiher mit italienischem Namen, der Mann aus Mirow und ein „Felix“ aus Rechlin für die Verteilung.

Ob diese Angaben der 26-Jährigen noch etwas nutzen, ist noch unklar. Ihre Begründung für die grausame Tat: Der Nachbar soll ihren kleinen Sohn sexuell missbraucht haben. Dafür gab es aber – außer ein paar Nacktfotos auf einem Handy, von denen niemand weiß, wie sie entstanden sind – keine Beweise. Als eine Nachbarin aus dem Haus damals die Polizei holen wollte, wurde ihr gesagt, dass sie das lieber bleiben lassen sollte. Erst danach fuhr man mit dem Opfer zum Bunker.

Generell werden ja Geständnisse den Angeklagten vor Gericht zum Vorteil ausgelegt. Doch im Selbstjustizfall Lärz schweigen alle vier Angeklagten bisher im Prozess – noch.


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