Stimmung bei Unternehmern im Land auf Rekordtief
„Die Wirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern kommt nicht zur Ruhe. Die Energiepreis-Krise trifft die volle Breite der Wirtschaft“, erläutert Matthias Belke, Präsident der geschäftsführenden Industrie- und Handelskammer zu Schwerin für die drei IHKs im Land. „Besonders die betriebswirtschaftliche Planung ist für viele Unternehmen derzeit eine Herkulesaufgabe.“ In der aktuellen Konjunkturumfrage der drei Industrie- und Handelskammern im Land benennen 80 Prozent der Unternehmen die Energiepreise als Risiko ihrer wirtschaftlichen Entwicklung. Das ist ein Rekordwert. Es zeigt sich, dass die Risiken aus Sicht der Wirtschaft insgesamt zugenommen haben. Hohe Rohstoffpreise, steigende Arbeitskosten, eine schwache Inlandsnachfrage und auch der Mangel an Arbeitskräften belasten die Unternehmen.
Der Konjunkturklimaindex für Mecklenburg-Vorpommern fällt auf 70,8 Punkte. Das entspricht einem Rückgang um 30 Indexpunkte im Vergleich zum Frühsommer 2022. Der Index, der durch die IHKs exklusiv für das Bundesland berechnet wird, spiegelt die Einschätzungen der Unternehmen zur aktuellen Lage und zu ihren Erwartungen im Zeitverlauf wider.
„Angesicht der komplexen Gemengelage scheint die aktuelle Lage des überwiegenden Teils der Unternehmen noch stabil. Knapp ein Fünftel benennt ihre derzeitige Situation als schlecht“, berichtet Siegbert Eisenach, Hauptgeschäftsführer der IHK zu Schwerin. „Bedingt durch die großen Unsicherheiten sind die Erwartungen der Unternehmen dramatisch eingebrochen. 62 Prozent denken, dass es schlechter wird. Nur 6 Prozent setzen darauf, dass es besser wird.“
Die gestiegenen Kosten, besonders für Energie und Kraftstoffe, betreffen jedes Unternehmen. Insgesamt steigt das Preisniveau und hat Auswirkungen auf den gesamten Wirtschaftskreislauf. Die Devise der Unternehmen lautet häufig sparen, wo immer es sinnvoll und möglich erscheint. Ganz konkret wollen 52 Prozent anderweitige Investitionen vorerst zurückstellen. 24 Prozent nehmen Investitionen in Energieeffizienzmaßnahmen vor. Besonders häufig werden Umstellungen der Beleuchtung auf LED sowie Photovoltaikanlagen genannt.
„Jedem Unternehmen ist bewusst, dass Photovoltaikanlagen keine Lösung für diesen Winter sind“, so Matthias Belke. „Wir müssen aber auch den langfristigen Blick wieder schärfen. Dazu gehört, unsere unternehmerische Basis für die Zukunft zu sichern. Investition werden zurückgestellt. Sie fehlen damit im Wirtschaftskreislauf und wirken sich auch die langfristige Wettbewerbsfähigkeit aus. Die Unternehmen benötigen dringend Planungssicherheit, um die derzeitige Krise sowohl kurzfristig als auch darüber hinaus bewältigen zu können“, so Belke abschließend.
Die drei Industrie- und Handelskammern in Neubrandenburg, Rostock und Schwerin vertreten rund 85.000 Unternehmen, die etwa 500.000 Mitarbeiter beschäftigen.