Trio seit gestern wegen Kokain-Einfuhr vor Gericht

4. Mai 2021

Der Prozessstart war eher holprig, es kam nicht einmal zur Anklageverlesung. Seit Montag stehen drei Männer in Neubrandenburg wegen Verdacht des bandenmäßigen Drogenhandels mit Kokain und anderen Drogen vor Gericht. Es handelt sich um einen 58 Jahre alten Mann aus einem Dorf zwischen Neubrandenburg und Stavenhagen, der an der Müritz kein Unbekannter ist. Der Angeklagte war einst einer der Geschäftsführer der Firma, die in den 1990er Jahren eine Diskothek im Kreiskulturhaus Waren betrieb. Inzwischen hatte er eine Vermittlungsfirma, die unter anderem bulgarische Arbeitskräfte verliehen hat, zum Beispiel an eine Baufirma, der er auch vorstand. Damit war der Mann anscheinend aber nicht ausgelastet: Er soll mit drei anderen Männern relativ regelmäßig Kokain und andere Drogen aus den Niederlanden geholt und in MV damit gehandelt haben.

Von April bis November 2020 hatte das Landeskriminalamt den 58-Jährigen, einen gleichaltrigen Bekannten aus Schwerin, einen 38 Jahre alten Mann aus Stavenhagen und einen weiteren Verdächtigen aus der Region Röbel „unter Wind.“ Die Männer sollen extra ein Fahrzeug mit eingebautem Versteck gehabt haben, um die Drogen sicher an die Seenplatte zu chauffieren. Die Polizei hatte das Quartett nach monatelangen Ermittlungen im Herbst 2020 festgenommen.

Die nun drei Angeklagten kamen in U-Haft. Ihnen werden elf Fälle vorgeworfen.

Doch zu Verlesung der Anklage kam es noch gar nicht. Die Verteidiger haben am Montag Befangenheitsanträge gegen den vorsitzenden Richter Klaus Kabisch und eine Schöffin gestellt, weil die Schöffin sich auf Facebook abwertend gegenüber ausländischen Arbeitskräften geäußert haben soll. Außerdem waren die Anwälte mit dem Vorgehen des Richters nicht einverstanden und beantragten auch noch die Aussetzung des Verfahrens.

Soweit kam es aber nun auch nicht. Richter Kabisch will am 19. Mai über alle diese Anträge entscheiden. Dann soll auch die Anklage verlesen werden, wenn das Verfahren nicht abgebrochen wird. Der Prozess gegen den vierten Mann aus der Region Röbel wurde schon im Vorfeld abgetrennt.

Bei Durchsuchungen in Autos und Häusern der damaligen Bandenmitglieder wurden unterschiedliche Drogen, darunter auch etwa zwei Kilogramm Kokain, gefunden. Dessen Wert war allein auf mehrere hunderttausend Euro geschätzt worden. Auch mehrere waffenähnliche Gegenstände wurden beschlagnahmt.


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