Trotz vieler Warnungen: Falsche Polizisten, Banker und Liebesbetrüger erbeuten 2021 so viel Geld wie nie

29. Dezember 2021

Man muss wohl immer wieder darüber sprechen: Die Trickbetrüger lassen nicht locker. Nach mehreren Fällen, die sich in diesem Jahr auch an der Mecklenburgischen Seenplatte ereigneten, haben die Ermittler jetzt eine erste MV-Bilanz herausgegeben, die „Wir sind Müritzer“ vorliegt. Daraus geht hervor, dass es 2021 zwar nicht viel mehr versuchte und vollendete Trickbetrugsfälle gab als im Vorjahr. Aber die Opfer verloren insgesamt deutlich mehr Geld. So hat das Landeskriminalamt fast 2700 Betrugsfälle gemeldet bekommen, wovon rund 90 Prozent wie üblich erfolglos blieben. Aber in den restlichen 258 Fällen wurden mehr als 2,83 Millionen Euro erbeutet. Das war etwa 30 Prozent mehr Geld als 2020, bei fast der gleichen Zahl an „erfolgreichen Geldübergaben.“

Abseits vom klassischen Enkeltrick, der in der Vergangenheit  immer noch den Großteil der Schäden ausmachte und bei dem sich Betrüger als nahe Verwandte ausgeben, ist inzwischen der angebliche Polizist und die „Schockanrufmasche“ die häufigste Art der Betrugsversuche. Mehr als 1000 Mal gab es das. Die Anrufer berichten, dass ein Kind oder Enkel oder anderer naher Verwandter einen schweren Unfall verursacht haben soll. Mitunter soll ein weiterer Anruf eines falschen Staatsanwaltes das ganze dann noch untermauern.

Dieser Verwandte sei in Haft und komme nur gegen eine möglichst fünf- oder sechsstellige Summe an Kaution frei – ein Vorgehen, dass in Deutschland unüblich ist. Auch Gewinnspiel-Versprechen waren mit mehr als 300 Fällen noch sehr häufig und enden auch oft mit sehr hohen Summen. Die weitaus höchsten Schäden haben allerdings mit Fortschreiten des Computerbankings falschen Banker angerichtet. In nur 37 solcher Fälle wurden mehr als eine Million Euro abgebucht und eingebüßt.

Die Polizei empfiehlt, sich amTelefon nicht selbst mit Namen vorzustellen. Falls sich jemand als Verwandter ausgibt, sollte man lieber zurückrufen.

Wenn der Anrufer oder die Anruferin dann schon zu Geldforderungen kommt, könne man auch auflegen.

Bei Verdacht sei es immer gut, sicherheitshalber die 110 zu wählen.

An der Seenplatte waren Betrüger vor allem im Frühjahr erfolgreich. So büßte ein Rentner aus der Region Woldegk bei einem Liebesbetrug mehr als 38 000 Euro ein. Der 81 Jahre alte Mann hatte über soziale Medien eine angebliche Stella Miller aus Oklahoma in den Vereinigten Staaten kennengelernt. Die „etwa 40 Jahre alte“ Frau täuschte via Internet Liebe vor, erschlich sich das Vertrauen des Mannes und gab an, 500 Millionen Dollar von ihrem Vater geerbt zu haben. An das Erbe komme sie aber nur mit der Hilfe des Rentners. So kam es zum Verlust.

Auch zwei ältere Frauen wurden um Bargeld und Schmuck im Wert von mehr als 55 000 Euro betrogen. In Woldegk wurde eine 85-Jährige Opfer eines sogenannten Schockanrufs. Ein angeblicher Polizist hatte angerufen und erzählt, dass der Sohn einen Unfall mit einer getöteten Frau verursacht habe. Der Sohn sei festgenommen und müsse sofort ins Gefängnis, wenn keine Kaution gezahlt werde. „Dabei war im Hintergrund ein weinender und schreiender Mann zu hören, angeblich der Sohn“, erzählte ein Beamter. Der falsche Beamte habe erst 56 000 Euro verlangt. Die Frau verneinte. Da reagierte Anrufer ruhig und forderte – nach vorgetäuschter Rücksprache mit einem Staatsanwalt – 18 000 Euro. Schnell stand eine junge Frau, angeblich Polizistin, vor der Tür und nahm das Geld. Sie sagte noch, dass der Sohn bald gebracht werde. Nach drei Stunden rief die 85-Jährige ihren echten Sohn an, der Betrug flog auf.

In Neubrandenburg gaben sich die Anrufer als Mitarbeiter des Landeskriminalamtes aus. Eine Diebesbande sei gefasst. Der Name der Frau stünde aber noch auf „Opferlisten“. Um ihre Wertsachen und das Geld zu schützen, sollte die Frau alles in eine Tasche packen und einem Beamten geben. Dieser werde es fotografieren, dokumentieren und es ihr später wieder zurückgeben. Sogar ein Codewort gab es.

Die  84-Jährige wurde nachts vier Stunden am Telefon beschäftigt. Ein Bote – angeblich ziviler LKA-Mitarbeiter und mit dem vereinbarten Codewort– kam und übernahm im Hausflur die Tasche. Die Frau wartete vergebens. Die Telefonnummer war nicht mehr erreichbar, sie erstattete Anzeige. Der vererbte Familienschmuck und Bargeld waren weg – insgesamt rund 40 000 Euro.

Die Polizei empfiehlt https://www.polizei-beratung.de/themen-und-tipps/betrug/


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