Verbraucherzentrale MV: Weidemilch im Winter?

18. November 2023

Die Temperaturen fallen und draußen wird es ungemütlich. Auf den Weiden in Mecklenburg-Vorpommern sieht man keine Milchkühe. Woher kommt dann aber die Weidemilch in den Supermärkten, fragt die Verbraucherzentrale Mecklenburg-Vorpommern.
Besonders bei Milch besteht der Wunsch nach regionalen Produkten. Da im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern Milchkühe auf der Weide nicht zum alltäglichen Bild zählen, stellt sich für Verbraucher hier die Frage, wo die im Handel erhältliche Weidemilch herkommt, ganz besonders im Winter.

Ist Weidemilch ein geschützter Begriff?

Der Begriff „Weidemilch“ ist gesetzlich nicht definiert. Es existiert eine Vielzahl an privatwirtschaftlichen Siegeln. Das bedeutet, dass vor dem Einkauf erst einmal recherchiert werden muss, welche Regelungen hinter dem Siegel stecken.

Weidemilch immer am Produktnamen erkennbar?

Produkte, die sich als Weidemilch erweisen, tragen nicht immer den Begriff „Weide“ im Produktnamen, manchmal wird die Weidenutzung ausschließlich in Informationstexten auf der Verpackung erwähnt. Für Verbraucher besonders verwirrend: bei Bio-Produkten wird die Weide im Produktnamen oder im Text meist nicht erwähnt, weil sie für diese Produktionsweise vorgeschrieben ist. Allerdings existieren auch Ausnahmeregelungen bei besonders ungünstigen Bedingungen.

Wie lange werden die Kühe auf der Weide gehalten?

„Weidemilch“ darf Milch beispielsweise für das Label ProWeideland genannt werden, wenn die Milchkühe im Jahr mindestens 120 Tage für mindestens sechs Stunden auf der Weide grasen können. Auf manchen Produkten steht aber auch nur „mit Weidegang“ oder „viel Weidegang“.
Auch im Winter darf die Milch dieser Kühe dann Weidemilch genannt werden, obwohl die Fütterung im Stall meist der der ganzjährigen Stallhaltung entspricht.
Für Milchkühe der Haltungsformen 3 und 4 sowie bei Bio-Betrieben gibt es Regelungen für einen Auslauf am Stall außerhalb der Weideperiode.

Kommt die Weidemilch jetzt aus dem Süden Deutschlands?

Häufig wird auf Weidemilch eine Aussage zur Herkunft gemacht. Regionalität ist für viele Verbraucher: innen ein wichtiges Kaufargument. Die meiste Milch in den Supermärkten in Mecklenburg-Vorpommern kommen aus Norddeutschland oder „aus dem Norden“. Da eine Herkunftsangabe auf Frischmilch nicht vorgeschrieben ist, kann als Information oft nur das Identitätskennzeichen der abfüllenden Molkerei herhalten. Woher die Milch genau kommt, ist damit aber nicht geklärt.

Selbst, wenn auf einer Milchverpackung als Herkunft Süddeutschland angegeben wird: die Milchkühe stehen jetzt auch dort im Stall.

Informiertes Einkaufen ist bei Weidemilch nicht einfach: Es fehlt eine gesetzliche Definition für den Begriff Weidemilch.
Die Öko-Verordnung bleibt bei der Weidedauer vage.
Vor dem Einkauf sind aufwendige Recherchen nötig.
Die Suche nach regional erzeugter Weidemilch bleibt schwierig.
 
Hintergrund: Die Verbraucherzentrale Mecklenburg-Vorpommern untersuchte im Februar / März 2022 eine Stichprobe von 23 Frischmilch-Produkten, die eine Angabe zu Weide(-haltung), besonderer Fütterung (zum Beispiel „Heumilch“) oder Tierwohl auf der Verpackung trugen. Dreizehn mal wurden Aussagen zur Weidehaltung auf der Verpackung gefunden. Auf sechs Erzeugnissen wurde die Weidedauer „mindestens 120 Tage für 6 Stunden“ garantiert, auf drei Produkten eine längere Weidezeit. Viermal war die Aussage eher schwammig, sie lautete beispielsweise „mit Weidegang“ oder „viel Weidegang“.


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