„Vizepräsident“ der Warener „Smoker Boys“ will weniger Knast

5. Januar 2022

Eine Gefängnisstrafe von fünf Jahren und neun Monaten (WsM berichtete) ist dem 42-jährigen “Vizepräsidenten” der Warener “Smoker Boys” – einer rockerähnlichen Gruppierung – anscheinend doch etwas zu lang.
Wie „Wir sind Müritzer“ beim zuständigen Gericht erfuhr, hat Mario S. Revision gegen das Urteil eingelegt, das kurz vor Weihnachten verkündet worden war.

Die „Gang“, die auch ein richtiges Statut mit zweifelhaften Regeln hatte, war 2019 von Michael K. (34) und einigen Kumpels gegründet worden, doch sie existierte nur gut ein Jahr. Im Herbst 2020 flog das Ganze auf, die „Köpfe“ kamen in U-Haft. Der 34-jährige Chef der Truppe, der wegen schweren Bandendiebstahls, Körperverletzung und erpresserischen Menschenraubs verurteilt wurde, hat seine Strafe dagegen anerkannt – er hatte sechs Jahre und einen Monat Freiheitsstrafe bekommen.

Die Truppe wollte – das wurde im Prozess klar – gemeinsam Straftaten begehen und so ihren Drogenkonsum finanzieren. Das klappte mehr oder weniger nur einmal, aber mit magerer Beute:  Bei einem Fleischer in Wolgast wurde ein Tresor gestohlen, in dem aber „nur 260 Euro “ waren.

Der 42-Jährige, der ursprünglich aus der Malchiner Gegend stammt, war zwar erst später dazu gekommen, aber dafür gleich in der Hierarchie aufgestiegen. Der Mann hat bereits eine lange Vorstrafenliste und war bereits 2015 wegen Bandendiebstahls verurteilt worden: Damals wurde in mehrere Häuser in der Region, auch in Waren, und ein Bürogebäude in Neubrandenburg eingebrochen, wobei auch Münzsammlungen gestohlen wurden. Auch ein Einbruch bei den Müritzfischern ging auf sein Konto, da erbeutete er zwar nichts, wurde aber gefilmt.

Ansonsten hatte der „Vizepräsident“ ebenfalls einen größeren Anteil daran, dass sich die Gruppe eher untereinander abzockte, wie es bei der Urteilsbegründung hieß.

„Alle haben versucht, über die Gemeinschaft individuelle Vorteile zu ziehen“, sagte Richter Henning Kolf. Als einige Mitglieder nicht mehr mitmachen wollten, wurden sie in die Mangel genommen. Denn so einfach bei den „Smoker Boys“ austreten, das sollte nicht gehen.

Vorher sollten die Austrittswilligen „ihre Schulden  bezahlen.“ So wurde einer der Männer in Waren in Bahnhofsnähe zwei Tage in einem Keller eines Mehrfamilienhauses gesperrt, gefesselt, geschlagen und getreten. In der Anklage hieß es, dass man mit  ihm in ein Waldstück fuhr, wo der Mann ein Loch graben musste, angeblich sein eigenes Grab. Dann habe er sich das mit dem Austritt aber doch überlegt.

Einem anderen Abtrünnigen erging es ähnlich. Dieser wurde ebenfalls misshandelt, musste für die Bande zwei Handyverträge auf seinen Namen abschließen und die Smartphones natürlich den Bandenchefs übergeben. Wie die Revision ausgeht, bleibt offen. Eine Entscheidung des Bundesgerichtshofes kann in der Regel bis zu einem Jahr dauern. Solange würde der 42-Jährige wohl auch wegen Fluchtgefahr in Haft bleiben.


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