15 Jahre alte Braunbärin Dushi nach Unfall gestorben
Nur wenige Tage, nachdem Braunbär Ben gestorben ist, mussten die Mitarbeiter des Bärenwaldes Müritz jetzt erneut Abschied nehmen – Braunbärin Dushi hat im Alter von 15 Jahren für immer die Augen geschlossen. Dushi lebte seit fünf Jahren in dem Bärenschutzzentrum der internationalen Tierschutzstiftung VIER PFOTEN. Die dreibeinige Bärin erlitt einen Unfall, bei dem ein Hinterbein verletzt wurde. Das Tierpflege-Team vor Ort reagierte schnell und brachte Dushi in einen geschützten Bereich, versorgte sie mit Schmerzmedikamenten. Veterinärmedizinerin Julia Bohner vom Leibniz Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) Berlin war schnell vor Ort, um Dushi zu untersuchen. Die Röntgen-Untersuchung ergab, dass Dushis Oberschenkelknochen in Folge des Unfalls gebrochen war. Die Verletzung war so schwerwiegend, dass nach Einschätzungen der Experten eine weitere langwierige und vor allem schmerzhafte Behandlungen mit wenig Aussicht auf Erfolg Dushis Leiden verlängert hätte. Das sollte Dushi erspart bleiben. In Absprache mit der Tierärztin wurde im Bärenwald Müritz entschieden, Dushis Leiden nicht zu verlängern.
„Für uns ist Dushis Tod ein großer Schock. Es wird sehr lange Zeit brauchen, um das zu verarbeiten. Jede Kollegin, jeder Kollege hat wunderbare Erinnerungen an Dushi als eine ganz besondere Bärin mit einem besonderen Schicksal. Wir konnten Dushi fünf wunderbare Jahre in unserem Schutzzentrum schenken. Das ist ein Trost“, sagt Petra Konermann, Pressesprecherin im Bärenwald Müritz.
Dushi lebte seit 2019 in dem Schutzzentrum. Zuvor musste die Bärin schrecklichste Haltungsbedingungen im albanischen Safari Park Zoo Fier erleiden. Der Zoo wurde in den Medien als „Europas schlimmster Zoo“ bezeichnet. Dushi musste dort in einem kleinen Käfig hungern und dursten, bevor sie von VIER PFOTEN im Oktober 2018 gerettet werden konnte.
Bei ihrer Rettung war die Braunbärin in einem so schlechten Gesundheitszustand, dass sie den rund 1800 Kilometer langen Transport in den Bärenwald Müritz wohl nicht überlebt hätte. Nachdem sie sich erst einmal im Zoo Tirana (Albanien) erholt hatte, konnte sie im April 2019 an die Müritz übersiedeln und ein neues artgemäßes Leben beginnen. Hier kümmerten sich die Tierpfleger liebevoll um sie, so dass sie sich nach und nach einlebte.
Bei einem Routine-Check wurden verkapselte Geschoss-Partikel in Dushis Körper entdeckt. Experten gehen davon aus, dass in der Vergangenheit auf die Bärin geschossen worden war und sie vermutlich dabei auch ihre linke Vorderpfote verloren hatte. Ihr Handicap hinderte Dushi nicht daran, ihr Gehege zu erkunden, zu baden und in Kontakt mit ihren Artgenossen zu treten. Die Bärin zeigte eine Vorliebe für die Winterruhe, die ihr in ihrer früheren katastrophalen Haltung verwehrt blieb: Monatelang ruhte sie in ihrer Winterhöhle unter einem großen Baum. Ein Zeichen dafür, dass Dushi ihre Instinkte ausleben konnte.
Im Bärenwald Müritz wird an Dushi erinnert: Sie bekommt einen eigenen Gedenkstein unter einer rund 200 Jahre alten Hainbuche im Park – so wie alle anderen Bären, die von VIER PFOTEN gerettet wurden und die ihr Leben im Bärenwald genießen konnten.
© BÄRENWALD Müritz Riccardo Maywald