Rund 200 Meter hoher Klimamast soll in Warenshof „wachsen“

2. Juli 2021

Die Anwohner von Warenshof haben’s momentan auch nicht leicht: Erst erfahren sie, dass ein Investor in unmittelbarer Nähe ihrer Häuser eine Biolegehennen-Anlage für mindestens 12 000 Tiere entstehen soll (WsM berichtete), dann bekommen sie mit, dass ebenfalls in der Nähe ihrer Eigenheime eine so genannter Klima-Messturm in die Höhe schießen soll. Der wird fast 200 Meter hoch, bekommt Seitenausleger und Spannvorrichtungen. Das Problem, dass die Anwohner sehen: In unmittelbarer Nähe befindet sich der Flugplatz Vielist, und fast täglich kreisen Segel- und Gleitschirmflieger in diesem Bereich.

Den Klima-Messturm gibt es bereits. Er steht jetzt in der Nähe von Kassel. Doch das Frauenhofer IEE verspricht sich vom Umzug in das windreiche Mecklenburg-Vorpommern wertvolle Erkenntnisse und Daten für die Lidar- und Klimaforschung.

Der Messmast ist zentraler Teil des kürzlich gestarteten und vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geförderten Projekts „ROSE – Remote Sensing Test Center“. Ziel ist es, ein Forschungslabor für die Entwicklung von Kalibrierverfahren für neue Lidar-Windmesstechnik und innovative Messdienstleistungen zu etablieren sowie umfangreiche meteorologische Daten zu erfassen und in einer Datenbank über ein Webportal interessierten Nutzern zur Verfügung zu stellen.

Zuständig für die Genehmigung des Klima-Messmastes ist nicht die Stadt Waren, sondern der Landkreis Mecklenburgische Seenplatte. Dort liegt ein Antrag auf Bauvorbescheid in Warenhof vor, der Antrag befinde sich aber noch in der Prüfung, wie es auf Nachfrage von „Wir sind Müritzer“ heißt. Ob bei dieser Prüfung auch der nahegelegene Flugplatz Vielist berücksichtigt wird, ist unklar.

Das Fraunhofer IEE und das Messinstitut WIND-consult wollen mit dem Test Center eine hochmoderne Infrastruktur für die Erprobung, Kalibrierung und Klassifizierung von Lidar-Messtechnik sowie für die Klimaforschung errichten und betreiben. Als aktiver Projektpartner mit an Bord ist die Lidar-Entwicklungsfirma Air Profile, die ihre innovativen Lidar-Prototypen hier evaluieren will. Ebenfalls möchte die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) den Messmast nutzen, um ihr hochaufgelöstes bistatisches Lidar-System in großen Messhöhen zu testen. Der Deutsche Wetterdienst DWD ist insbesondere an den Messdaten aus höheren Luftschichten interessiert, um diese in seine Wettermodelle einfließen zu lassen.

Mit modernen Messverfahren und Sensoren lassen sich viele meteorologische Größen wie Luftdruck, Luftfeuchtigkeit, Lufttemperatur, Wolkenhöhe, Sichtweite, Windgeschwindigkeit und -richtung, etc. schnell und kontinuierlich erfassen. Luftströmungen in verschiedenen Höhen können beispielsweise mit der sogenannten Lidar-Technik indirekt mit Laserstrahlen, die ein am Boden stehendes Gerät aussendet, ermittelt werden. Bei indirekten Messverfahren sind unter Umständen Korrekturalgorithmen oder -mechanismen erforderlich, um die gleiche Genauigkeit zu erreichen wie bei direkten Messverfahren.

Der Gittermast hat eine Grundfläche von einem mal einem Meter und eine Höhe von 200 Metern. Im oberen Bereich sind gegenüberliegende seitliche Ausleger mit Messsensoren in mehreren Höhen angebracht, stabilisiert wird die äußerst schlanke Mastkonstruktion mit Abspannseilen.


5 Antworten zu “Rund 200 Meter hoher Klimamast soll in Warenshof „wachsen“”

  1. Petra sagt:

    Dieser Turm stand circa zehn Jahre bei Kassel in einem unbewohnten Waldgebiet auf einem Berg. Nachdem Kyrill dort einen hohen Baumschaden angerichtet hat war dieser Platz perfekt für diesen Turm. Damals hieß er ja auch noch Windmessmast .Nach circa vier Jahren wurde dann der erste Windpark dort gebaut. Das findet man alles im Internet!

  2. Alexander sagt:

    Hallo Petra, da haben Sie recht.
    Das lässt sich einfach bei Wikipedia finden (Windmessmast Rödeser Berg).
    Oh oh.. Nachtigall ick hör dir trapsen. Nicht, dass wir bald auch so eine Windkraftanlage vor unserer Nase haben.
    Wie schändlich sich das auf die wunderschöne hiesige Natur auswirkt, sieht man ja leider nur zu oft.

  3. Lutra sagt:

    Mit diesem Mast sollen in unserer Region gar keine Wetter- und Atmosphärendaten erfasst werden, jedenfalls nicht vordergründig. Es geht darum, Messinstrumente, die dann woanders eingesetzt werden sollen, hier zu testen und zu kalibrieren. Um das zu tun spielt der Standort nur eine untergeordnete Rolle. Vielist ist im Spiel, weil tatsächlich ein Landeigentümer skrupellos genug ist, für ein paar Euros auch noch dieses Stück Natur zu verschandeln. Bis dahin hatte sich die Betreibergesellschaft überall Absagen geholt, weil niemand dieses Monstrum haben will.
    Man muss bedenken, der Turm ist etwa so hoch wie die Kugel des Berliner Fernsehturmes und daher auf zig Kilometer zu sehen. Im Dunkeln ist er mit blinkenden Lichtern befeuert. Die Standzeit wird mit wenigstens 10 Jahren angegeben, wahrscheinlich länger. Und wo einmal etwas Hohes steht, steht dann für immer etwas Hohes, vermutlich irgendwann ein riesiges Windrad oder mehrere.
    Allerdings passt der Turm dann auch zu der Farm mit 12000 Hühnern, die gleich nebenan entstehen soll. Man kann ja dann vom Turm aus den Gestank messen.

  4. WRN sagt:

    Moin , wie Petra und Alexander es schon geschrieben haben ,dient dieser Mast , in meinen Augen , in erster Linie nur dem Zwecke der Messung , ob genug Wind (konstant) vorhanden ist , damit Windräder betrieben werden können. Was im Artikel steht mit den Instituten usw. , ist nur ein Nebeneffekt, alles andere würde mich sehr wundern. Hab 10 Jahre in der Branche gearbeitet und kenne daher die Masten (in unterschiedlichen Größen) sehr gut.

  5. Petra sagt:

    Wir sind die Interessengemeinschaft Warenshof, die unmittelbaren Anwohner die betroffen sind. Die Fakten kommen nur Stück für Stück ans Tageslicht. Alles nur hinter vorgehaltener Hand. Bis heute wurden wir nicht offiziell darüber informiert ,wo der genaue Standort ist. Gestern wurde uns jedoch der Standort zugespielt. Also die Bürger von Waren haben auf alle Fälle auch etwas davon. Der erste Eindruck wenn man in die Stadt hineinfährt ,die den Status Heilbad hat ,ist vernichtend.Wir hoffen auf weiter Unterstützer,denn es ist auch eure Stadt.