Oldtimer rollen ab Donnerstag über die Straßen der Müritz-Region

29. September 2021

Ende der Woche gibt’s auch an der Müritz wieder viel zu sehen für Autofans und alle, die gerne alte Wagen bewundern: Am 30. September startet die „16. AvD Rund um Berlin-Classic“ und schickt ihre Teilnehmer auf die Strecke. Die 85 Teilnehmer-Teams kommen auf ihrer Tour auch durch verschiedene Orte der Müritz-Region und machen unter anderem am Freitagnachmittag, 1. Oktober am Warener Hafen Station.
Der Start erfolgt am späten Vormittag in der Classic Remise Berlin. Zum 110. Jubiläumsdes veranstaltenden Mecklenburgischen Automobil-Clubs im AvD e. V. (MAC) wird das Fahrevent in diesem Jahr als Sonderfahrt in drei Tagesetappen von der Bundeshauptstadt Berlin in die Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern Schwerin führen – insgesamt über 580 Kilometer.

Der Blick in die Nennliste zeigt ein außerordentlich breitgefächertes Spektrum an Fahrzeugen, das vom Benz Typ 8/20 von 1912 des Teams Schweriner Seen Rallye bis hin zum seltenen Porsche 964 Speedster aus dem Jahr 1994 reicht und als rollendes Museum einen bemerkenswerten Überblick über mehr als 80 Jahre automobile Entwicklungsgeschichte bietet.

Neben dem Benz ergänzen vier weitere Fahrzeuge der Marken Citroen (1923), Bentley (1936), Opel sowie BMW (beide 1939) die sogenannte Vorkriegsklasse. Den Zeitabschnitt von 1950 bis 1970 decken 37 ganz unterschiedliche Klassiker ab, darunter der Jaguar XK150 FHC (Fixed Head Coupé) von 1959 des Teams Fischer-Immo24.de, der Mercedes-Benz 220 SB von 1963 der Familie der Herzöge zu Mecklenburg oder der Alfa Romeo 2600 Berlina (1968). Aber auch der Trabant P601 „Rallye“ aus dem Jahr 1966 und der Citroen 2CV von 1962, besser bekannt als „Ente“, mit dem das Team Total HTX Klassiker Öle sich den Herausforderungen der Rallye stellt, entstammen diesem Zeitabschnitt.

Die Zeitspanne ab den 1970er Jahren repräsentieren unter anderem ein BMW 2002 Baur von 1971, den das Team BMW 02 Targa an den Start bringt, wie auch der 1972er Lancia Fulvia 1,3 S Rally des Team RWAC, dessen „Geschwister“ seinerzeit die Rallye-Welt aufmischten. Etwas gediegener sind dagegen zwei von Sponsor TotalEnergies Deutschland genannte Teams unterwegs. Das wird dank hydropneumatischer Federung mit seinem Citroen DS21 Pallas von 1971 über alle Fahrbahnverwerfungen geradezu hinweg gleiten, während das andere TotalEnergies-Team sicherlich den seidenweichen Motorlauf des Reihen-Sechszylinders ihres Opel Senator 3,0 E (1978) genießen wird. Diesem Fahrgenuss wird auch das Team Weisse Flotte Schwerin frönen können, das einen eleganten BMW 628 CSi an den Start bringt.
Deutlich mehr Nehmerqualitäten bringt hingegen die Besatzung des vom Team Huth Elektronik Systeme GmbH genannten VW Iltis aus dem Jahr 1979 auf. Bei der Entwicklung des vorwiegend für den militärischen Einsatz gedachten Geländewagens standen Offroad-Fähigkeiten im Lastenheft an erster, Fahrkomfort hingegen an einer der letzten Stellen.

Tag 1: Von Berlin nach Fleesensee

Nach dem Start in der Classic Remise Berlin führt die Strecke zunächst durch die Stadtteile Wedding, und Reineckendorf an den Berliner Stadtrand. Von hier geht es über Hohen Neuendorf nach Oranienburg, wo auf dem Schlossplatz die erste Durchfahrtskontrolle des Tages geplant ist. Weiter führt die Route durch den Kremmener Forst und vorbei an der Beetzer Heide nach Neuruppin. Hier überquert der Rallye-Tross auf dem Seedamm den Rhin.

Anschließend ist auf der TotalEnergies-Tankstelle ein Kaffeestopp geplant, bei dem Menschen und Maschinen durchschnaufen und neue Kräfte sammeln können. Nach dem Re-Start geht es weiter in Richtung Mecklenburgische Seenplatte. Vorbei an Molchow und Zermützel, vorbei am Kalksee fahren die Teams weiter in nördliche Richtung und kreuzen kurz hinter Zempow erstmals die Landesgrenze von Brandenburg nach Mecklenburg-Vorpommern. Zwischen Langhagensee und Nebel hindurch, entlang des Großen Kiever Sees verläuft die Strecke zunächst auf Röbel an der Müritz zu und wendet sich von hier Göhren-Lebbin, wo im Schlosshotel Fleesensee der erste Fahrtag nach 170 Kilometern Wegstrecke endet.

Tag 2: Die „Seenplattenrunde“

Die Routenführung am folgenden Freitag (1. Oktober) wäre für die Rallye-Teilnehmenden mit der Bezeichnung „Seeplattenrunde“ sicherlich passend zusammengefasst. Start und Ziel dieses Tages ist zwar jeweils das Schlosshotel Fleesensee, doch dazwischen haben die Rallye-Planer 211 Kilometer Wegstrecke durch eine der reizvollsten Urlaubsregionen Deutschlands in petto. So führt der Streckenverlauf zunächst vorbei am Stadthafen von Röbel über den Müritz Airpark in die Schlossstadt Rheinsberg. Von hier führt der Streckenverlauf durch den Stechlin-Wald über Fürstenberg an der Havel nach Wesenberg, wo es an einer der wenigen noch existierenden MINOL-Tankstellen eine Sonderprüfung zu absolvieren gilt. Von hier führt die Rallyeroute nach an den Hafen von Neustrelitz, wo zur Mittagsrast auf die Insel Helgoland eingekehrt wird. Anschließend setzt die Rallye ihre Fahrt zunächst durch den historischen Stadtkern von Neustrelitz fort. Vorbei an der Stadtkirche führt der Weg über den quadratischen Marktplatz mit seinen acht strahlenförmig abgehenden Straßen zum Garten des Neustrelitzer Schlosses, dem Stammsitz des Hauses von Mecklenburg-Strelitz, dem auch Adolf Friedrich Herzog von Mecklenburg angehörte, der dem AvD von 1928 bis 1934 als Präsident vorstand.

Nachdem die Rallye die Stadt hinter sich gelassen hat, verläuft die Route nun erneut durch den Nationalpark Müritz und hin zur Havelquelle am Mühlensee, wo die Rallye-Teilnehmer eine spezielle Sonderaufgabe zu lösen haben werden. Anschließend führt der Weg über Federow zum Wertungsziel in Waren an der Müritz, das die Teams mit einer Kaffeepause am Stadthafen lockt, bevor es via Klink zurück zum Schlosshotel Fleesensee geht. Hier erwartet die Teilnehmer die HUTH Chrome Nights im großen Ballsaal mit allerlei Köstlichkeiten aus der Region und kühlem Lübzer Pils.

Tag 3: Von Göhren-Lebbin nach Schwerin

Der dritte Fahrtag (Samstag, der 2. Oktober) führt die Rallye-Teams nach dem erneuten Start vor dem Schlosshotel Fleesensee in Göhren-Lebbin zunächst in die Inselstadt Malchow und anschließend nach Alt Schwerin, wo im Agroneum die erste von insgesamt sieben Wertungsprüfungen an diesem Tag auf dem Plan steht. Wer die absolviert hat, setzt seinen Weg fort vorbei am Naturschutzgebiet Plauer See über Lübz und Grebbin nach Severin. Hier wird die Rallye im Putenspeicher des mehrfachen Deutschen Rallyemeisters und Rallye-Europameister Armin Kremer zu Mittagsrast zu Gast sein.
Am Nachmittag wird das Teilnehmerfeld zunächst die Durchfahrtkontrolle im Rahmen des Sternberger Herbstfests passieren, bei der die Team eine Buchspende als „Wegzoll“ zu entrichten haben, bevor gleich vier Gleichmäßigkeitsprüfungen auf ehemaligen Wertungsabschnitten der legendären Schweriner Seen Rallye auf dem Programm stehen. Die einst als Lauf zur DDR-Rallyemeisterschaft und später zur Deutschen Rallyemeisterschaft zählte. Nach gut 200 Tageskilometern fahren die Teams am Nachmittag über den legendären Franzosenweg direkt am Ufer des Schweriner Sees und treffen schließlich am Alten Garten ein, der vom Mecklenburgischen Staatstheater, dem Staatlichen Museum Schwerin sowie dem Schweriner Schloss gesäumt wird. Dort nehmen die teilnehmenden Klassiker Aufstellung und ermöglichen es den Bürgern und Besuchern Schwerins als rollendes Museum Automobilgeschichte hautnah zu erleben.

Nach einem Durchschnaufen und dem Frischmachen im Hotel kehren die Rallye-Teilnehmer dann am Abend zum Schloss zurück. Dessen Orangerie wird den Rahmen des Jubiläumsabends „110 Jahre Mecklenburgischer Automobil Club“ und der Ehrung der Sieger der 16. Rund um Berlin-Classic bilden. Und sicherlich wird der sich hier bietende unvergleichliche Blick über den Schweriner See allen Beteiligten das Abschiednehmen noch ein bisschen schwerer machen.


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