Mehr als 2100 Kilometer waren sie am Wochenende unterwegs – um zu helfen. Am Freitag starteten 15 Frauen und Männer mit acht Fahrzeugen und drei Anhängern von Waren aus in die Ukraine. Rund sechs Tonnen Lebensmittel, Babynahrung, Hygieneartikel und Verbandsmaterial hatten sie an Bord. Alles Spenden von Müritzern, die im Blumenhaus Wöllert in Waren abgegeben wurde. „Die Fahrt hin und zurück war sehr anstrengend, aber hat sich gelohnt. Ich würde es immer wieder machen, und wir planen auch schon weitere Aktionen“, sagte Janto Böhme gegenüber „Wir sind Müritzer“. Er war einer der Fahrer. Einer, der sich auskennt, denn nach der Flutkatastrophe im Ahrtal hatte schon einmal eine Hilfsaktion organisiert.
„Erstmal ein riesengroßes Dankeschön an das Team vom Blumenhaus Wöllert, das in den vergangenen Wochen alles gegeben hat und uns die Möglichkeit eröffnete, den Menschen in der Ukraine helfen zu können. Ein genauso großes Dankeschön gilt dem gesamten Team aus insgesamt 15 Fahrern in 8 Kleinbussen, die ihr ganzes Wochenende gegeben haben, um nach Möglichkeit viele Menschen in Sicherheit und zu ihren Familien zu bringen“, so Janto nach seiner Rückkehr aus dem neutralen Sektor der Ukraine. Bedanken will er sich auch bei der Firma Logistik Line Zeven. Sie hat die Kraftstoff-Kosten für die Fahrzeuge übernommen.
„Die gewonnenen Eindrücke, das Gesehene, die Bilder von Elend und Leid – ein Blick in die Gesichter der Menschen sprach Bände. Angst, Unsicherheit und Verzweiflung waren das, und es lässt nicht los. Schon auf der Rückfahrt habe ich mit meiner Frau beschlossen: Das war nicht die letzte Fahrt“, schildert der 29-jährige Familienvater. Vor allem die vielen Kinder, die in Turnhallen gedrängt auf Liegen oder Matratzen ausharrten, habe tiefe Eindrücke bei ihm und seinen Kollegen hinterlassen.
Die Müritzer haben aber nicht nur Spenden in die Ukraine gebracht, sondern auch 19 Menschen von dort mitgenommen. Allerdings nur bis in verschiedene Städte in Polen. „Viele möchten möglichst dicht an ihrem Land bleiben, um schnell wieder zurückkehren zu können. Andere wollen von Polen aus weiter“, erzählt Janto, dessen Frau Lisa Justus ebenfalls als Fahrerin mit dabei war.
Der Müritzer, der zusammen mit den anderen Fahrern rund 42 Stunden unterwegs war, rät aber allen, die spontan helfen und in das Kriegsgebiet fahren wollen, davon ab. „Ohne vorherige Organisation sollte man es lassen. Das bringt für die Menschen vor Ort mehr Probleme als das es hilft.“
Und hier ein Video von der Hilfsfahrt:
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Den Helfern gebührt großer Dank, dass sie die Hilfsgüter in das Kriegsgebiet gebracht haben. Damit haben sie sicher den Menschen ein bisschen Mut gemacht durchzuhalten. Das ist eine schreckliche Situation in der sie sich zur Zeit befinden.
Vielen Dank an dieser Stelle für diese großartige Aktion und Ihren Mut! Dank Ihnen konnten viele Menschen in ihrer Ohnmacht aktiv sein und etwas beitragen. Diese Situation ist unfassbar. Wir haben mit Sachspenden unterstützt und werden es für weitere Aktionen sofort wieder tun.
Grundsätzlich finde ich gut, dass geholfen wird und dass wir Flüchtlinge aufnehmen. Gleichwohl frage ich mich, was eigentlich passiert mit den Problemen im eigenen Land. Die Leute, die damals von der Flut betroffen waren, warten immer noch auf die Regulierung ihrer Ansprüche und leben in provisorischen Unterkünften. Wir haben den Pflegenotstand, von dem kaum noch jemand spricht, die Coronapandemie, unzählige Arme, auch Kinder, die auf Hartz4 und die Tafeln angewiesen sind und viele andere Probleme. Das sollten wir nicht aus dem Auge verlieren!