Reporter von der Müritz seit drei Wochen im Kriegsgebiet

17. März 2022

Der Krieg in der Ukraine ist nach wie vor das Thema Nummer eins. Auch an der Müritz. Inzwischen sind in unserer Region zahlreiche Menschen, die vor dem Krieg flüchteten, angekommen, vor allem Frauen und Kinder. Die Hilfsbereitschaft ist nach wie vor enorm. Und auch das Bedürfnis nach Informationen. Nachrichten-Sendungen der verschiedensten Kanäle melden Einschaltquoten wie lange nicht. Doch diese aktuellen Informationen müssen auch „besorgt“ werden. Am besten direkt vor Ort oder dicht bei. Einer, der seit drei Wochen für den Sender „Welt“ aus der Ukraine und aus der Grenzregion zu Polen berichtet, ist Michael Brockmöller (auf dem Bild links) – Zuhause in der südlichen Müritz-Region. Schon kurz nach dem Ausbruch des Krieges machte er sich gemeinsam mit Kollegen auf den Weg Richtung Lwiw. Kein ungefährlicher Job, denn in der Ukraine sind in den vergangenen Wochen mindestens drei Journalisten getötet und mehr als 30 verletzt worden.
„Wir sind Müritzer“ hatte Gelegenheit, kurz mit Michael Brockmöller zu sprechen.

Die erste Frage an den 41-Jährigen, ist dann auch, ob er Angst hat, wenn er im Kriegsgebiet unterwegs ist. „Angst nicht, aber manchmal schon ein mulmiges Gefühl. So sind wir kurz nach dem Luftangriff auf den Übungsplatz in Lwiw, bei dem 35 Menschen starben, dort angekommen. Die schwarzen Rauchwolken waren kilometerweit zu sehen. Das war wirklich sehr bedrückend“, schildert der Müritzer.

Untergebracht ist er derzeit in einem Hotel in Lwiw, und dort gibt inzwischen sowohl am Tag als auch in der Nacht Sirenen-Alarm, der vor Luftangriffen warnen soll. „Wenn man durch das Sirenengeheul aus dem Schlaf gerissen wird, und nur mit ein paar Habseligkeiten in den Bunker-Keller muss, ist das alles andere angenehm“, so Michael Brockmöller, der nicht zum ersten Mal aus einem Kriegs- oder Krisengebiet berichtet. Doch das Leben in Lwiw läuft am Tage noch halbwegs normal ab, viele Menschen gehen zur Arbeit oder einkaufen. Nur die Bunkereingänge, geschützt durch viele Sandsäcke zeigen am Tage, dass Krieg herrscht. Ab 22 Uhr gibt es denn eine Ausgangssperre, auch für Journalisten.

Geheime Intensivstation in der Tiefgarage

Ohnehin werden die Reporter vor Ort nicht alleine gelassen. Unabhängig davon, dass wirklich nur registrierte Journalisten hereingelassen werden, haben Michael und seine Kollegen auch eine Sicherheitsschulung sowie schusssichere Westen bekommen. Eine spezielle APP soll ihnen in Notsituationen helfen. Permanent müssen sich auch die Journalisten Kontrollen unterziehen, die Polizisten und Soldaten vor Ort wollen sicher gehen, dass in den Autos der Berichterstatter keine Waffen oder ähnliches geschmuggelt werden.

Besonders nahe gegangen ist dem erfahrenen Krisen-Reporter ein Bericht, den er und seine Kollegen über eine besondere medizinische Einrichtung gedreht haben: In der Tiefgarage eines Einkaufscenters haben amerikanische Ärzte in Windeseile eine Art Intensivstation eingerichtet – eine geheime, um Angriffen vorzubeugen. Dort behandeln Ärzte aus allen Staaten der USA verletzte und kranke Ukrainer. Als besonderen Schutz haben sie für eventuelle Luftangriffe sogar Betonröhren mit Sandsäcken hergerichtet, um im Notfall beispielsweise kranke Kinder hineinschieben zu können.

Auch der Flüchtlingsstrom in Richtung Westen hat Spuren bei den Reportern hinterlassen. „Meistens handelte es sich um Frauen und Kindern, darunter sehr viele kleine Kinder und Babys. Die Verzweiflung und Unsicherheit steht ihnen ins Gesicht geschrieben. Die meisten wollen eigentlich nur bis Polen, um nach dem Krieg schnell wieder in ihre Heimat zurückkehren zu können. Doch die Aufnahmekapazität in Polen ist begrenzt“, erzählt Michael, der wegen des häufigen Sirenenalarms auch schon Live-Schaltungen verschieben musste. Sicherheit geht eben vor.

Wann der 41-Jährige wieder zurück an die Müritz kommt, ist noch unklar, aber zwei, drei Wochen werden und und seine Kollegen wohl noch regelmäßig aus der Ukraine berichten – um aktuell und umfassend zu berichten.


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