Waren: Uferwanderweg am Seeufer vorerst vom Tisch

30. Juni 2022

Der Uferwanderweg unterhalb der Straße am Seeufer in Waren hat sich vorerst erledigt – wieder einmal. Warens Stadtvertreter haben einen Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, der den Bau forderte, gestern Abend mit deutlicher Mehrheit abgelehnt. Vorausgegangen war wie erwartet eine hitzige Debatte – vor allem Stefan Dahlmann als Fraktionschef der Grünen und Toralf Schnur, Chef der FDP/MUG-Fraktion, schenkten sich in der Diskussion nichts. Das muss Schnur geahnt haben – er kam mit einem kleinen Tischventilator zur Sitzung.

Die Grünen hatten beantragt, dass der Weg vom Hafen zur Kuhtränke umgehend geplant und gebaut wird (WsM berichtete). Dabei gibt es einen Beschluss aus dem Jahr 2003, in dem die damaligen Politiker festgelegt haben, dass es keinen Weg direkt am Ufer, sondern straßengeleitend geben soll. Dahlmann argumentierte, dass sich die Zeiten geändert hätten, das Bedürfnis nach einem Uferwanderweg in Waren sei groß. Er nannte als Beispiel den Weg um den Tiefwarensee. Der damalige Beschluss sei mit einer dünnen Mehrheit gefasst worden, und politische Beschlüsse seien nicht für die Ewigkeit, sondern für eine begrenzte Zeit. Das Wunschdenken der betroffenen Anlieger sei nachvollziehbar, aber was niemandem gehöre, könne man auch niemanden weg nehmen. Denn die Grundstücke gehören den Anliegern nicht bis direkt ans Wasser, die Uferstreifen sind Eigentum des Wasser- und Schifffahrtsamtes. Die Situation der der Gerhart-Hauptmann-Allee dagegen sei eine andere. Dort würden einige Grundstücke bis in Wasser hinein reichen, außerdem gebe es dort die Schifffahrtsbehörde, was einen Uferwanderweg dort sehr kompliziert mache.

Auch die finanziellen Bedenken – der Weg soll um die 400 000 Euro kosten – zählen für Dahlmann nicht. Die Einwände, dass man in Waren keine Schule bauen könne, aber so einen Weg bezeichnete er als „Totschlagargument“. Außerdem sei die Verkehrssituation am Seeufer alles andere als befriedigend. Und: „Stadtvertreter sind dem Gemeinwohl verpflichtet. Stimmen Sie nicht für ein paar wenige Anlieger, sondern für 21 000 Einwohner“, forderte der Grüne, der vor einigen Jahren aus den alten Bundesländern nach Waren gezogen ist. Dahlmann kündigte an, dass die Grünen im Falle einer Ablehnung des Antrages einen Bürgerentscheid anstreben wollen. Nun, das müssen sie jetzt wohl in Angriff nehmen.

Keine Belege für vermehrte Unfälle

Für die FDP/MUG-Fraktion legte sich Toralf Schnur gut vorbereitet ins Zeug. „Wir verwahren uns dagegen, dass Sie uns unterstellen, nicht für das Gemeinwohl zu entscheiden. Ihr katastrophales Ansinnen ist nicht für die Allgemeinheit zum Vorteil“, startete der Liberale seinen Feldzug. Auf 50 Prozent des nun geplanten Uferwanderweges gebe es gar keinen Blick auf die Müritz. „Eine Fraktion, die noch vor kurzem Schottergärten in Waren verbieten lassen wollte, möchte jetzt einen Uferstreifen auf insgesamt 500 Quadratmetern versiegeln“, so Schnur. Es gebe zwar die Zahl, dass täglich um die 1500 Fahrräder in beide Richtungen am Seeufer entlang fahren, Unfallzahlen allerdings fehlen. „Alles nur Hörensagen, kein Beleg dafür, dass es dort öfter kracht.“

Schnur ging zudem auf die dortige Bootsschuppenanlage „Bleiche“ ein, die 200 Mitglieder zähle. Auch das seien Einwohner der Stadt, für die man sich einsetze. Ein Wanderweg würde bedeuten, dass eine Toilettenanlage weg müsse, Parkplätze verschwinden und das Slippen unmöglich werde. Und abschließend: „Niemand, mit dem ich in den vergangenen Wochen gesprochen habe, möchte diesen Weg. Das Geld sollte für Wichtigeres ausgegeben werden.“

René Drühl von der CDU-Fraktion stimmte Schnur in vielen Punkten zu und ergänzte: „Wenn wir uns die heutige Situation anschauen, gab es noch nie einen so großen Zugang zur Müritz und so viel Blick auf den See wie heute.“ Auch er sieht keinen Unfallschwerpunkt am Hafen und könne das sehr gut beurteilen, schließe fahre er dort seit 15 Jahren täglich lang – mit dem Auto, aber auch mit dem Fahrrad. „Man nimmt dort Rücksicht“, so Drühl.

AfD-Fraktionschef Frank Müller warf die Frage auf: „Was heißt denn Allgemeinwohl?“ Dass man mehr als 350 000 Euro nur für touristische Zwecke ausgebe? Mal abgesehen von den Folgekosten. Die AfD habe den Eindruck, dass es in Waren schon länger nach dem Motto geht: Erst der Tourismus, dann die Bürger, der Focus auf die Bürger fehle. Man verschiebe dringend nötige Straßensanierungen, wolle aber einen Weg für rund 400 00 Euro bauen.

Selbst SPD-Fraktionschefin Christine Bülow sprach sich gegen den Grünen-Antrag und damit gegen den Uferwanderweg am Seeufer aus. Letztendlich lehnte dann auch eine Mehrheit den Grünen-Antrag ab. Vom Tisch ist der Weg aber dennoch nicht ganz. Denn die FDP/MUG-Fraktion hatte unter anderem den Rückbau des bestehenden kleinen Weges neben der Hafenresidenz sowie weitere Beschlüsse zu den Grundstücken am Ufer beantragt. Diesen Antrag zog Schnur zurück, denn darüber soll jetzt in den Ausschüssen gründlich beraten werden.

Erst einmal haben die Anwohner des Seeufers Ruhe, doch sie müssen wohl weiter damit rechnen, dass einige Politiker in Zukunft weiterhin versuchen werden, einen Uferwanderweg entlang ihrer Grundstücke durchzudrücken. Womöglich mit einem Bürgerentscheid, wie Grünen-Chef Stefan Dahlmann ja bereits ankündigte.


4 Antworten zu “Waren: Uferwanderweg am Seeufer vorerst vom Tisch”

  1. Micha sagt:

    Ja, so stelle ich mir dass vor Politik für den Bürger und Sinnvolle Entscheidungen aufstehen und kämpfen ! Etappenziel erreicht und als nächstes bitte für immer vom Tisch meine Antwort bleibt nein ! Von mir aus auch schriftlich ! Und im Winter ist die Straße am Seeufer eh viel weniger befahren als in der Saison. Das ist eh kein Argument und am Ende heißt es gegenseitige Rücksichtnahme im gesamten Straßenverkehr der Stadt. Ausnahmen bestätigen natürlich immer die Regel wird auch so bleiben.

  2. ABC sagt:

    Was genau hat dieser Dahlmann eigentlich nicht begriffen? Sie können noch hundert Mal nachfragen, die Leute wollen den Weg nicht!

  3. Jens sagt:

    Herr Schnur hat nur seine eigenen Interessen als Mitglied bei den Anglern im Blick, andere ihre eigenen bzw. die von nahen Verwandten mit privilegierter Lage direkt an der Müritz. Eigentlich kann gar kein einziger Stadtvertreter gegen einen solchen Uferweg sein? Aus welchem Grund, außer private Vorteile? Ein Trauerspiel, wen haben wir da nur gewählt…. Stadtvertreter sollten dann bitte auch die Interessen der Bürger vertreten, und nicht nur ihre eigenen!!! Und alle Warener die ich kenne sind für den Uferweg!

  4. MZ sagt:

    Hallo Jens, ich kenne keinen einzigen Menschen der an besagten Uferstreifen sein Grundstück hat – auch nicht um drei Ecken. Es könnte mir also drei Meter am Hacken vorbei gehen. Trotzdem will ich diesen Weg nicht! Es ist auch nicht Niedertracht, oder als Sport, einfach dagegen zu sein. Allein der Gedanke macht mir ein negatives Gefühl. Ich werde immer dagegen sein! Sehen Sie sich nur einmal dieses hässliche Mare – Müritz – Ding an. Wie schön hätte man diese Fläche gestalten können! Ebenso den Betonklotz am Hafen, brrr ! Und so wird es immer weiter gehen, bis man vor Bettenburgen nichts mehr sieht. Keiner meiner Mitmenschen will diesen Weg!