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Warener Ehepaar geht seit 75 Jahren durch dick und dünn

Das hat es seit mehr als 33 Jahren in Waren nicht mehr gegeben: Eine Kronjuwelenhochzeit. Berta und Werner Kletzin aus Waren haben dieses seltene Jubiläum in diesen Tagen gefeiert. Sie sind sage und schreibe seit 75 Jahren verheiratet. Klar, dass auch Warens Bürgermeister Norbert Möller unbedingt zum Gratulieren vorbeischauen und mit dem Paar plaudern wollte. Denn die Jubilare haben einiges zu erzählen – inclusive Tipps, wie man es schafft, so lange gemeinsam durchs Leben zu gehen, noch immer liebevoll übereinander zu reden und gerne Händchen zu halten. Bis zum Herbst vergangenen Jahres haben Berta und Werner Kletzin noch am Stauffenbergplatz in Waren gelebt, doch dann ging’s alleine nicht mehr so gut, so dass die Beiden in den Ansgar Wohnstift nach Amsee zogen. Dort leben sie jetzt aber auch weitgehend eigenständig und zufrieden.

Gefunkt hat’s bei der heute 97 Jahre alten Berta und dem fast 97-jährigen Werner im Jahr 1946 ganz klassisch beim Dorftanz. Und zwar in Jatznick. Werner war zuvor aus englischer Kriegsgefangenschaft gekommen und wollte sein Lehrerstudium im Ostteil der Republik zu Ende bringen. Berta wurde aus dem Sudetenland ausgewiesen und kam nach Jatznick. Schon ein Jahr nach diesem Dorftanz die Verlobung und noch ein Jahr später wurde geheiratet. „Das war gar nicht so leicht damals. Es gab ja kaum etwas. Aber meine Mutter war ein Organisationstalent, und so hatten wir eine wunderschöne Hochzeitsfeier“, erinnert sich Werner Kletzin. Zwei Söhne bekam das Paar, der Älteste ist aufgrund einer Krebserkrankung bereits gestorben. „Er war Chefarzt im Klinikum. Seinen Tod haben wir bis heute nicht verwunden“, sagt der 96-Jährige, der zwar nicht mehr so gut hören und sehen kann, aber geistig unwahrscheinlich fit ist. Von seiner Wortwahl, seinem Satzbau können sich viele jüngere Menschen heute ganz viele Scheiben abschneiden.

Fast 20 Jahre Direktor des Wossidlo-Gymnasiums

Das liegt vielleicht an seinem Beruf, den er mit Leidenschaft nachgegangen ist. Werner Kletzin war Lehrer, begann 1955 am Richard-Wossidlo-Gymnasium und wurde dort schon wenig später Direktor. Das blieb er 20 Jahre lang – trotz vieler Schwierigkeiten. Denn der Pädagoge eckte häufig bei denen „da oben im Kreml“ an, wie er sagt. Der staatlichen Volksbildung war er nicht angepasst genug, man legte ihm viele Steine in den Weg, eine Ablösung schien nahe. Doch der kam er zuvor und schaffte es durch Kontakte, bei der Medizinischen Fachschule in Waren einzusteigen. Auch als Chef. „Dort lebten wir ruhiger, die Volksbildung mischte sich nicht so sehr ein, es war ein gutes Miteinander“, weiß Werner Kletzin noch heute. Bis 1988 blieb er Direktor der Medizinischen Fachschule und ging dann in den Ruhestand. Bildung, Informationen sammeln und das Lesen gehörten aber weiterhin zu seinem Leben und gehören auch heute noch zu seinem Alltag.
Um die Tageszeitung studieren zu können, hat er sich extra ein spezielles Lesegerät angeschafft. Und so sind die Tage des Ehepaares Kletzin auch heute noch strukturiert. Nach dem Frühstück macht sich Ehemann Werner zunächst mit dem Rollator auf zu einem Spaziergang zum Tiefwarensee und zur dortigen „Landungsbrücke“, wie er den Steg nennt. Anschließend geht’s den ziemlich steilen Berg wieder hoch, um dann die aktuelle Zeitung durchzustöbern.

Sorge um die hohen Kosten

„Wir sind mit unserem Leben hier sehr zufrieden. Das Personal ist nett und freundlich, das Essen schmeckt fast immer“, erzählt der Senior. Nur die Kosten, die seinen Angaben zufolge immer weiter steigen, machen ihm Sorgen.

Aber auch davon lässt sich das Paar, das so viele Höhen und Tiefen erlebt hat, nicht unter kriegen. Sie haben so viel gemeinsam gemeistert und wollen das auch weiter so handhaben. „Klar gab’s auch mal Streit. Wichtig in einer Beziehung ist, dass man den Partner von Anfang an ernst nimmt und respektiert, jeder ist gleichberechtigt, auch im Streit. Toleranz darf nicht nur ein Wort sein. Man muss auch die Meinung des anderen billigen und Kompromisse eingehen, auch wenn es manchmal schwer fällt. Und man darf nicht nachtragend sein“, gibt der fast 97-Jährige Tipps für eine lange glückliche Ehe.  Die will er nämlich auch weiterhin mit seiner Berta genießen. Schließlich hat Bürgermeister Norbert Möller versprochen, zum 100. Geburtstag wieder zu kommen. 

3 Gedanken zu „Warener Ehepaar geht seit 75 Jahren durch dick und dünn“

  1. Ich habe riesig gefreut, dies zu lesen. Auch meinen herzlichen Glückwunsch! Ich bin eine der vielen Schüler und Schülerinnen, die Herrn Kletzin als Direktor des Wossidlow Gymnasiums kennenlernen durften, Und das es dem Ehepaar heute noch so gut geht, freut mich sehr und macht mich gleich ein paar Jahre jünger.

  2. Reiner Fröhlich

    Allerbeste Glückwünsche und viel Gesundheit für das weitere Leben.
    Das sind Nachrichten die ich am liebsten lese.

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