Es sah so aus, als wenn heute Mittag ganz Waren unterwegs war: Hunderte Einwohner hatten sich bei bestem Winterwetter auf den Weg gemacht, um einen Blick auf die Sprengung der Nordbrücke zu erhaschen. Viel zu sehen war dann allerdings nicht, wie einige Schaulustige traurig anmerkten. Gesprengt wurden lediglich zwei etwa sechs Meter hohe Pfeiler, auf denen die 65 Meter lange Nordbrücke lag. Sie ist dann an zwei Stellen eingeknickt und landete auf einem etwa zwei Meter hohen Kiesbett. Dadurch sollten zu große Erschütterungen verhindert werden, vor allem, um die Südbrücke, die ja auch nicht in bestem Zustand ist, zu schützen. In den nächsten eineinhalb Wochen werden 750 Kubikmeter Beton der alten Fahrbahn und 25 Kubikmeter Beton der Pfeiler abtransportiert. Hinzu kommen rund 610 Kubikmeter Material aus den Widerlagern und Flügeln.
Nach Auskunft der Verantwortlichen hat die Sprengung so geklappt, wie sie sollte. Auch Warens Polizeichefin Kathrin Jähner zeigte sich mit dem kompletten Ablauf mehr als zufrieden. Immerhin waren heute seit den frühen Morgenstunden 170 Beamte im Einsatz.
„Gegen 8 Uhr haben wir begonnen, zu kontrollieren, ob die Anwohner, die im Sperrgebiet leben, ihre Wohnungen auch wirklich verlassen haben. Zehn mussten wir noch begleiten, aber auch das ohne Stress und Ärger“, berichtete Kathrin Jähner.
Einige Anwohner hatten sich schon einen Tag vordem eine andere Bleibe gesucht, um nicht so früh aus den Federn zu müssen, andere gingen morgens zu Freunden und Bekannten oder in die Kegelbahn. Dort gab’s Frühstück und viel Bewegung. In der Notunterkunft im Jugendtreff Papenberg hielten sich lediglich drei Anwohner auf. Und während sie das Weite suchten, versuchten bereits ab 11 Uhr viele Einwohner, möglichst dicht an die Brücke zu gelangen. Sie strömten auf den Mühlenberg, in den Garten des Lebenshilfswerkes, auf die Herrenseebrücke und auch bis an die Absperrung auf dem Schweriner Damm. Einige hatten Leitern für ihre Kinder mit, andere heiße Getränke und Kuchen. Es herrschte regelrechte Volksfest-Stimmung.
Auf der Hälfte des Weges zwischen dem Brauhaus Reschke und der Tischlerei Westphal versammelten sich unterdessen zahlreiche Medienvertreter. Dorthin ging es nur mit vorheriger Anmeldung. Neben ganz normalen Kameras stiegen kurz vor dem „Knall“ auch zahlreiche Drohnen in den Himmel. Schon am frühen Morgen haben einige Medienvertreter Kameras in Höhe des Friedhofes angebracht, so genannte Opferkameras. „Opfer“ deshalb, weil nicht ausgeschlossen werden konnte, dass die Kameras etwas abbekommen. Haben sie aber nicht – alles heil geblieben.
Die Wasserschutzpolizei sicherte den Sperrbereich vom Schlauchboot aus ab. Das war auch richtig, denn die Beamten mussten tatsächlich einen Paddler und eine Ruderboot-Besatzung in die Schranken weisen.
Die B 192 ist weiterhin gesperrt, weil eine umfassende Prüfung der Südbrücke nötig ist. Es werden mehrere Belastungsfahrten durchgeführt und Experten begutachten die Brücke. Außerdem müssen die Messergebnisse der installierten Ultraschallsensoren ausgewertet werden. Das alles wird mindestens bis in die Nachtstunden andauern. Ziel ist die Verkehrsfreigabe der B 192 bis zum morgendlichen Berufsverkehr am Montag.
„Die heutige Maßnahme ist nur ein kleiner Teil von dem, was wir hier insgesamt umsetzen. Doch allein die Vorbereitungen für heute waren für alle Beteiligten sehr intensiv. Daher möchte ich meine höchste Anerkennung für das professionelle Miteinander aussprechen. Danke an die Beteiligten aller Unternehmen, der Stadt Waren, der Polizei sowie der Straßenbau- und Verkehrsverwaltung des Landes. Ebenso möchte ich mich für das Verständnis der Warener Bevölkerung bedanken. Für die noch folgende Auswurfsprengung zum Abbruch der Südbrücke Ende 2026 und dem Neubau der Brücke wünsche ich allen Beteiligten weiterhin viel Erfolg“, erklärte der Infrastrukturminister von Mecklenburg-Vorpommern Wolfgang Blank, der heute selbst vor Ort war.
Die Brückensprengung ist Teil des Neubaus der Brücken über die Bahngleise an der B 192 in Waren.
Und hier ein Video der Sprengung aus unterschiedlichen Perspektiven:
Ist schon faszinierend, was und wie man soetwas so punktgenau sprengen kann, Hochachtung für alle daran beteiligten zur Ausführung
Saubere Sprengung!
Tolle Drohnenaufnahmen!
Was mich/uns wundert, dass die (weit entfernte) südlichste/letzte Neubaureihe der Carl-Hainmüller-Str. zwei mal deulich erschüttert wurde.
Solch sprengungen machen wir 2 mal am Tage im Bergbau.
Da dauert das Wegräumen 6 Stunden