Von der ausgeprägten Leidenschaft, Gäste zu verwöhnen

24. April 2016

Wolfgang 1Er ist Gastwirt mit Leib und Seele, ein Gastwirt vom alten Schlag, und ein Gastwirt, der in Waren deutlich bekannter sein dürfte, als der Bürgermeister: Wolfgang Kerber feiert in diesen Tagen gleich drei Jubiläen.

Zum einen blickt er auf 30 Jahre Selbstständigkeit zurück, zum anderen trägt er den Serviermeistertitel nun schon seit 30 Jahren und zum dritten ist er seit 25 Jahren Inhaber des „Ratskellers“ und damit des ältesten Gasthauses in Waren.

Doch obwohl er nie einen anderen Beruf wollte, war es bei weitem nicht selbstverständlich, dass der heute 61-Jährige in die Restaurant-Branche einsteigt. Denn sein Vater hatte eigentlich andere Pläne mit ihm.

„Mein Papa meinte, ich sollte etwas lernen, das Hand und Fuß hat. Ihm schwebte für mich Schlosser oder so etwas vor“, erinnert sich Wolfgang Kerber und weiß noch ganz genau, dass ihn am Schlosser-Dasein so gar nichts gereizt hat.
Wolfgang 3Dagegen fand er den Beruf seiner Mutter, in Waren nur als „Uschi“ bekannt, viel interessanter. Denn sie hat im Service gearbeitet, oder besser, sie hat ihn gelebt. Also wollte der heute 61-Jährige zunächst Koch werden, entschied sich dann aber auf den letzten Drücker für den Kellner-Job. Und den lernte er im „Bahnhofshotel“. „Daran denke ich wirklich mit einem Lächeln zurück“, meint der Warener, der die Restaurant-Gene an seinen Sohn Fabian weitergegeben hat.

WolfgangAuch an die Zeit, die dann kam, erinnert er sich gerne: Sieben Jahre lang kellnerte der Gastwirt auf der Müritz, meistens auf der beliebten „Fontane“. „Ich kennen quasi jede Welle der Müritz persönlich.“
Später, 1985,  eröffnete er dann für die HO das „Café Müritz“, dem die Einheimischen schnell einen anderen Namen verpassten. „Alle haben nur vom ‚Café Bismarck gesprochen – jeder Bissen eine Mark“, weiß Wolfgang Kerber noch heute.
Doch als Angestellter wollte der leidenschaftliche Gastronom nicht weiter machen, hörte sich um und hatte Glück: 1986 konnte er das Hotel und Restaurant „Paulshöhe“ vom Kraftverkehr Bitterfeld übernehmen – der Start in die Selbstständigkeit.

Müritzer helfen nach dem verheerenden Brand

Wolfgang 2Nach der Wende in Deutschland gehörte Wolfgang Kerber dann zu jenen Müritzern, die nicht lange herum geredet, sondern einfach gemacht haben. Auch politisch, denn mit Unterbrechungen engagiert sich der 61-Jährige seither im Stadtparlament.
Beruflich sah er schnell die vielen Möglichkeiten, die ihm das neue Deutschland bot: 1991 übernahm er mit dem „Ratskeller“ das älteste Gasthaus Warens, investierte von Anfang an, baute um und erweiterte den Service für seine Gäste.

Nur etwa ein Jahr später dann der Einstieg in die gehobene Beherbergung: Gemeinsam mit Geschäftspartnerin Ute Bürger, die leider schon verstorben ist, kaufte er das „Seehotel“ Ecktannen und machte es in den folgenden Jahren zu einem der beliebstesten Hotels an der Müritz. Dabei konnte und wollte er sich nie auf dem Erreichten ausruhen.
„Manchmal habe ich gedacht: Was heckt er nun schon wieder aus, was hat er vor“, erzählt Ehefrau Gudrun, die ihm seit vielen Jahren zur Seite steht – auch wenn’s mal nicht so gut läuft.

Wolfgang 4So wie zum Jahresende 2007. In der Nacht zum 28. Dezember ging der „Ratskeller“ in Flammen auf. Trotz des schnellen Einsatzes der Feuerwehr war das Gasthaus nicht mehr zu retten. „In den ersten Stunden danach dachte ich: Jetzt reicht’s, ich höre auf. Aber eigentlich nicht lange. Dann war ich wieder voller Energie“, sagt Wolfgang Kerber, der in seiner beruflichen Laufbahn bereits mehr als 100 Lehrlinge ausgebildet hat.

Dass er gemeinsam mit seiner Frau den Mut fand, noch einmal neu anzufangen, ist auch ein Verdienst der Müritzer. Sie haben ihn bestärkt und sogar finanziell unterstützt. „Die Anteilnahme und die Hilfe waren wirklich überwältigend“, so der Gastwirt, der seinen „Ratskeller“ nicht einmal eineinhalb Jahre nach dem verheerenden Feuer wieder eröffnen konnte.

Wolfgang NK 1Inzwischen konzentrieren sich Gudrun und Wolfgang Kerber ganz auf den „Ratskeller“, freuen sich über ihre drei Enkelkinder und möchten am kommenden Sonnabend, 30. April, zur langen Einkaufsnacht einfach einmal DANKE sagen.

Danke für die Treue der Gäste, Danke für die Unterstützung und Danke für viele schöne Stunden gemeinsam mit den Gästen.
Und so gibt’s für die Müritzer  zum Aufstellen des Maibaums gegen 17 Uhr Freibier vom „Ratskeller“. Wer kein Bier mag, kann auch ein Glas Sekt, etwas Alkoholfreies oder eine Bratwurst wählen.

Wolfgang Kerber wird an diesem Tag mit seinen Gästen feiern, aber er wird – wie fast sein ganzes Leben lang – vor allem dafür sorgen, dass sich seine Gäste wohl fühlen. Ein Gastwirt vom alten Schlag eben.

Foto unten: Wolfgang Kerber hat nicht nur den Gastronomen im Blut, sondern ist auch Familienmensch durch und durch. Hier mit Ehefrau Gudrun, Sohn Fabian und den drei Enkelkindern.

Wolfgang 5 1


Kommentare sind geschlossen.