Bedarf für Ferien-Unterstützung ist in MV riesig

30. Juni 2019

Etwa 250 Kinder werden mit dem Kinderferienfonds von Landesjugendring Mecklenburg-Vorpommern, Deutsches Kinderhilfswerk und Stiftung Demokratische Jugend in die Ferien geschickt. Seit mehreren Monaten bearbeitet der Landesjugendring Anträge auf Bezuschussung von Ferienfreizeiten für Kinder aus finanziell benachteiligten Familien und zahlt Trägern Gelder aus dem Kinderferienfonds „Kinder brauchen Ferien“ aus. Die Förderung beträgt bis zu 150 Euro pro Kind. Insgesamt stellen der Landesjugendring Mecklenburg-Vorpommern, das Deutsche Kinderhilfswerk und die Stiftung Demokratische Jugend 30.000 Euro für den Fonds zur Verfügung.

„Es ist einerseits sehr schön zu wissen, dass Kinder und Jugendliche mit Hilfe unseres Ferienfonds ein stückweit mehr Gerechtigkeit erfahren und auch in die Ferien fahren können. Dass dieses in diesem Umfang gebraucht wird, zeigt aber auch andererseits auf ein großes Problem in der Gesellschaft. Der Bedarf ist riesig. Ganz offensichtlich versagen hier andere Strukturen des Landes und der Kommunen dabei, jungen Menschen ein gleichberechtigtes, mitbestimmtes Aufwachsen unter Gleichen zu ermöglichen, ohne Diskriminierungserfahrungen durch Armut oder Herkunft“, sagte der Geschäftsführer des Landesjugendrings MV, Friedhelm Heibrock.

Ein Stück Freiheit

Die Kinder und Jugendlichen können im Falle einer Bezuschussung frei und selbstständig aus den bestehenden landesweiten Ferienangeboten wählen. Ein Kind erlebt bei einer Ferienfreizeit, einer Jugendreise oder einem Ferienlager, die es mit etwa gleichaltrigen Kindern und Jugendlichen verbringt, vor allem eines: ein Stück Freiheit, die Freiheit, über sich hinaus zu wachsen. Dazu aber braucht es neue Zusammenhänge: neue Freunde, ein anderes Umfeld, neue Regeln, neue Möglichkeiten. Das alles bieten Ferienfreizeiten für Kinder und Jugendliche.

„Der große Bedarf an Bezuschussungen führt uns die Kinderarmut in Mecklenburg-Vorpommern noch einmal sehr deutlich vor Augen. Wir freuen uns sehr, dass wir hier mit dem Ferienfonds zumindest ein bisschen helfen können. Denn insbesondere für arme Kinder ist es wichtig, einen Ausgleich zu den häufig belastenden Familienverhältnissen zu erleben. Bei Ferienfahrten können sie Erfahrungen machen, die sonst in ihrem alltäglichen sozialen Umfeld kaum bis gar nicht möglich sind. Eine Ferienfahrt ist also nicht nur eine Erholung für kurze Zeit, die Kinder profitieren nachhaltig davon“, betonte Holger Hofmann, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes.

Appell an die Politik

Mit der Neuauflage des Kinderferienfonds „Kinder brauchen Ferien“ 2019 und dem Antragszuspruch von mehreren hundert Kindern, weisen die Partner des Fonds noch einmal eindringlich auf eine Gerechtigkeitslücke hin: Jedem Kind in Mecklenburg-Vorpommern muss es möglich sein, in den Ferien wegzufahren oder einen selbstbestimmten und unbürokratischen Zugang zu außerschulischen Angeboten zu erhalten! Das darf genauso wenig nur vom Geldbeutel der Eltern abhängen wie Beteiligung und Teilhabe überhaupt.

„Die Politik ist durch unsere Hilfsaktion nicht aus der Pflicht genommen, für angemessenere Lebensverhältnisse von Kindern und Jugendlichen zu sorgen. Auch nicht in Bezug auf Ferienfreizeiten und Urlaub vom Alltag. Wir können hier nur mahnen, fordern und unserer Enttäuschung Ausdruck verleihen, dass weder das Land noch die Kommunen diese Probleme von Kindern und Jugendlichen ernst nehmen. Das ist falsch und muss sich ändern“, ist sich Friedhelm Heibrock sicher.


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