Die letzte Ruhestätte für die 13-Jährige aus Altentreptow, die Ende Juni an Drogen starb, liegt nicht weit vom Jugendtreff entfernt. Etwa 400 Meter liegen zwischen dem Grün am Großen Stein, an dem sich die Jugend des Ortes oft in der Freizeit trifft, und dem Friedhof der Kleinstadt. Dort auf sehr naturbelassenem Gelände unter hohen alten Bäumen hat Finja nun ihre letzte Ruhe gefunden: Gestern wurde das Mädchen im Beisein von rund 80 Freunden, Verwandten und ihrer Eltern und Großeltern beigesetzt. Es war ein sehr, sehr schwerer Gang.
„Sie haben den schwersten Schicksalsschlag erlitten, den Eltern erleiden können“, erklärte Rednerin Karola Hagen, die die Trauerfeier in der Friedhofshalle gestaltete. Wenn Eltern sterben sind Kinder Halb- oder Vollwaisen. Wenn ein Partner stirbt ist man Witwer oder Witwe. Für diesen schlimmen Fall in Altentreptow gebe es noch nicht mal eine gebräuchliche Bezeichnung.
Noch bewegender wurde es, als die Traurednerin einen letzten Brief verlas. Die Mutter hatte ihn an ihre verstorbene Tochter Finja verfasst. Man habe mit ihr noch viel erleben wollen. Das Mädchen hätte auch noch viele Fehler machen dürfen, denn das gehört zum Erwachsenwerden dazu.
Doch für die 13-Jährige war schon der erste Drogenfehler tödlich. Ende Juni war das lebenslustige Mädchen, das sich sogar schon um einen Praktikumsplatz in einer Kita gekümmert hatte, um auszuprobieren, ob sie Erzieherin werden soll, gestorben. Ein Drogendealer hatte ihr und anderen Mädchen Ecstasy-Pillen der Variante „Blue Punisher“ besorgt.
An jenem Wochenende Ende Juni wurden gleich drei Mädchen im Alter von 13 bis 15 in Altentreptow und in Neubrandenburg gefunden, die nach dem Konsum dieser Droge mit schweren gesundheitlichen Problemen ins Krankenhaus kamen. Auch in anderen Bundesländern starben Kinder.
Eine 14- und eine 15-Jährige aus der Seenplatte überlebten das Ganze. Die 13-Jährige aus Altentreptow starb am 26. Juni. Die Ermittlungen zu den Fällen sind noch nicht beendet. Auf jeden Fall sei Finja nicht allein Schuld, sagte die Trauerrednerin. Irgendwer hat aus Geldgier die Unwissenheit und Unbedarftheit der Mädchen ausgenutzt. Diese Leute sollten zur Verantwortung gezogen werden, fordern viele Leute aus der Kleinstadt. Zudem sollten Schüler an Schulen in ganz MV dringend intensiver auf solche Gefahren vorbereitet werden.
Nach der Trauerfeier wurde die Urne zu ihrer Ruhestätte gebracht. Zum Abschluss war am späten Nachmittag noch eine Aktion mit Luftballons geplant. Sie sollten am Großen Stein aufsteigen – dort, wo sich die Jugend der Stadt trifft und wo jetzt Trauerkerzen stehen.
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