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Corona und die Psyche: Lage in MV weiterhin angespannt

Kontaktbeschränkungen fallen, Existenzängste und die Sorge vor einer vierten Corona-Welle bleiben: Mit Blick auf die psychische Belastung vieler Berufstätiger in Mecklenburg-Vorpommern hat sich die Lage im ersten Halbjahr 2021 nur leicht entspannt. Wie Versichertendaten der KKH Kaufmännische Krankenkasse zeigen, sind Arbeitnehmer im Nordosten in den ersten sechs Monaten im Schnitt 36,8 Tage wegen Depressionen, Angststörungen, Burnout und Co. krankgeschrieben gewesen. Das sind zwar 2,8 Tage weniger als im ersten Corona-Jahr 2020, aber immer noch 1,2 Tage mehr als 2019 vor der Pandemie. Auf Platz eins der häufigsten seelischen Leiden in MV liegen im laufenden Jahr kurzzeitige depressive Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen mit insgesamt mehr als 8.000 attestierten Fehltagen gefolgt von depressiven Episoden (etwas weniger als 8.000 Fehltage).

Im Bundesdurchschnitt fehlen Arbeitnehmer 2021 bislang 42,5 Tage aufgrund psychischer Diagnosen. Die längsten Fehlzeiten registriert die KKH mit 54 Tagen im Saarland, die kürzesten in Sachsen (35 Tage). Im Vergleich zu allen anderen Diagnosen liegen seelische Leiden auf Platz zwei hinter Rückenbeschwerden: Im ersten Halbjahr 2021 sind laut KKH-Daten bundesweit bisher rund 19 Prozent der krankheitsbedingten Fehlzeiten psychisch bedingt. Das ist der höchste Wert in den vergangenen Jahren. Im ersten Corona-Jahr 2020 lag die Quote bereits bei knapp 18 Prozent, in den Jahren vor der Pandemie schwankte der Anteil noch zwischen 16 und 17 Prozent.

„Seit dem Ende des Lockdowns und der Möglichkeit zur Impfung gegen Covid-19 hat die psychische Belastung zwar etwas abgenommen. Wie unsere Daten zeigen, fühlen sich viele Berufstätige aber immer noch gestresster als vor der Pandemie. Außerdem ist der Anteil der psychischen Diagnosen im Vergleich zu anderen Erkrankungen seit der Krise noch einmal angestiegen“, sagt KKH-Wirtschaftspsychologin Antje Judick.

Die Gründe dafür sind vielfältig. Zum einen schlagen die Corona-bedingte Wirtschaftskrise, Existenzängste, Unsicherheit und das Gefühl des Kontrollverlusts auf die Seele. Zum anderen können viele Berufstätige Arbeit und Privatleben im Homeoffice schlechter voneinander trennen. Die Folge: Überstunden und Stress durch ständige Erreichbarkeit. „Ein weiteres Problem für viele Mitarbeiter sind außerdem die Isolation und die Entfremdung vom Unternehmen im Homeoffice“, erläutert Judick. Ohne den direkten Kontakt zu den Kollegen und die gewohnten Strukturen im Arbeitsalltag fühlten sich Arbeitnehmer häufig demotiviert und orientierungslos, was ebenfalls seelischen Druck auslöse. „Gerade für psychisch vorbelastete Menschen können sich solche einschneidenden Veränderungen zusätzlich negativ auswirken“, sagt die KKH-Expertin.

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