Die meisten Suchtkranken gibt es in Mecklenburg-Vorpommern

5. November 2023

Die Gefahr einer Suchterkrankung ist in Mecklenburg-Vorpommern für Beschäftigte im Baugewerbe sowie im verarbeitendem Gewerbe besonders hoch. Das geht aus dem Morbiditäts- und Sozialatlas des Barmer Instituts für Gesundheitssystemforschung (bifg) hervor. Demnach lag die Rate für eine Suchterkrankung im Zusammenhang mit Alkohol, Drogen oder Medikamenten bei Beschäftigten der Branche Bergbau, Energie- und Wasserversorgung, Entsorgung und Baugewerbe im Jahr 2021 bei 255 Fällen pro 10.000 Einwohner (Bund: 168 Fälle). Dahinter folgen Beschäftigte in Industriebetrieben des verarbeitendem Gewerbes mit 210 Fällen (Bund: 138 Fälle). Am geringsten ist landesweit das Risiko einer Abhängigkeit in Berufen für Erziehung und Unterricht mit rund 84 Fällen. Hier fällt die Betroffenheit sogar etwas geringer aus als der Bundesdurchschnitt von 86 Betroffenen je 10.000.

Auch Beschäftigte im Gastgewerbe leiden in Mecklenburg-Vorpommern seltener an einer Suchterkrankung als im Bundesschnitt. Demnach lag die Rate im Nordosten im Gastronomie-Gewerbe bei 166 Fällen je 10.000, während es bundesweit 173 Fälle je 10.000 waren. „Die Dunkelziffer der Abhängigkeitserkrankungen liegt sicherlich nochmals deutlich höher. Dabei ist Sucht keine Willens- oder Charakterschwäche, sondern eine chronische Krankheit, die jede und jeden treffen kann. Eine Chronifizierung kann aber verhindert werden, wenn Suchtkranke so früh wie möglich Hilfe bei Ärzten suchen. Beratung und Therapie können dann am ehesten greifen“, sagt Henning Kutzbach, Landesgeschäftsführer der Barmer in Mecklenburg-Vorpommern.

Schwerin ist bundesweit trauriger Spitzenreiter

Der Analyse der Barmer zufolge fallen die übergreifenden Raten von Suchterkrankungen regional sehr unterschiedlich aus. So ist Mecklenburg-Vorpommern bundesweit das Flächenland mit der höchsten Betroffenheit von 244 Suchterkrankten je 10.000 Einwohnern. Die Rate liegt mehr als 30 Prozent über dem Bundesschnitt von 183 Betroffenen je 10.000 Einwohnern. Die geringste Betroffenheit bundesweit gibt es in Rheinland-Pfalz mit 154 Fällen je 10.000 Einwohnern. „Die hohe Rate von Drogen- und Alkoholabhängigkeit in Mecklenburg-Vorpommern ist ein erschreckendes Ergebnis. Es bedarf tiefergehender Analysen, welche spezifischen Gründe es für die hohe Betroffenheit im Land gibt sowie präventive Angebote, um Suchterkrankungen vorzubeugen“, so Henning Kutzbach. Auf Kreisebene sei die Landeshauptstadt Schwerin bundesweit trauriger Spitzenreiter bei den Suchterkrankungen mit 329 Fällen je 10.000. In keinem anderen Landkreis beziehungsweise keiner anderen kreisfreien Stadt innerhalb Deutschlands falle die Betroffenheit so hoch aus wie in Schwerin.

Abhängigkeit habe viele Ursachen und Ausprägungen. In der Regel entstehe sie durch das Zusammenwirken verschiedener biologischer, psychologischer, psychotraumatologischer und sozialer Faktoren. Die Barmer kläre deshalb umfassend über Risiken von Suchtmitteln jedweder Art auf und informiere patientengerecht über Wege, von einer Sucht loszukommen, so Landeschef Kutzbach. Beispiele für solche Angebote seien etwa zertifizierte Gesundheitskurse zum Thema Sucht oder der Teledoktor, bei dem medizinische Experten der Barmer Hilfesuchende beraten.


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